Nachhaltige Projekte: Wenn Unternehmen anpacken

Viel wird über Nachhaltigkeit geredet, viel wird versprochen. Aber es gibt Unternehmen, die lieber anpacken und mit konkreten Aktionen zeigen, dass sie Nachhaltigkeit ernst meinen und sogar andere von ihren Ideen begeistern können.

Vielfältige Berichtspflichten, ein Dschungel an Nachhaltigkeitssiegeln und Normen, viel Bürokratie, immer wieder Neues aus Brüssel … Das ist die eine Seite der Medaille. Doch Nachhaltigkeit darf auch Spaß machen und Menschen begeistern: Wie das funktionieren kann, verdeutlichen diverse Beispiele von Unternehmen, die anpacken und Initiative zeigen, statt nur über Nachhaltigkeit zu berichten.

Patagonia: Mobile Werkstätten gegen den Konsum-Rausch

Kaputte Reißverschlüsse, Risse, fehlende Knöpfe, abgerissene Zugschlaufen: Der Outdoor-Anbieter Patagonia bringt mit seiner „Worn Wear Tour“ seine Einstellung zur Nachhaltigkeit alljährlich direkt unter die Menschen. Das Motto: Statt neue Kleidung zu kaufen, wird Altes repariert. Mit einem Reparaturmobil tourt der Anbieter jedes Jahr durch verschiedene Outdoor-Sportgebiete. In Europa kam das Reparatur-Mobil – einem Tiny House nachempfunden – im Februar und März dieses Jahres nach Schottland, Italien, Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Ein Team der Firma reparierte vor Ort Ski- und Snowboard-Bekleidung kostenlos, egal um welche Marken es sich handelte. Auch im Sommer ist das Reparatur-Mobil unterwegs.

In den USA und anderen Regionen gibt es ebenfalls Reparaturangebote von Patagonia, die jedoch nicht als Teil einer Tour organisiert sind. Stattdessen werden die Reparaturen oft in den eigenen Geschäften oder durch spezielle Reparaturprogramme angeboten. Zusätzlich bietet das Unternehmen eine Plattform für Second-Hand-Produkte und recycelt nicht mehr reparierbare Teile. Damit zeigt der Outdoor-Kleidungsanbieter, dass Nachhaltigkeit kein Lippenbekenntnis ist. Mit seiner Initiative möchte das Unternehmen die Outdoor-Community dazu ermutigen, die Lebensdauer ihrer Funktionsbekleidung durch Reparaturen zu verlängern. Seit 2005 wurden Patagonia zufolge allein in Nordamerika mehr als 400.000 Kleidungsstücke durch Reparaturen „gerettet“.

WEMAG: Menschen für den Klimaschutz begeistern

Seit vielen Jahren engagiert sich der Ökoenergieversorger WEMAG in Deutschland für den Umweltschutz. Als Unternehmen dieser Branche ist es naheliegend, sich entsprechend zu präsentieren, aber in diesem Umfang nicht selbstverständlich. Besonders engagiert ist man bei der Aufforstung von Wäldern. 

Dem Energieversorger zufolge haben in den vergangenen Jahren mehr als 1.000 Kunden mit Gummistiefeln und Spaten beim Pflanzen von Bäumen mit angepackt. Über 43 Hektar Wald wurden auf diese Weise in Mecklenburg-Vorpommern aufgeforstet. Erst kürzlich wurde bei einer Pflanzaktion ein ehemals durch Witterungsunbilden und Borkenkäfer schwer geschädigter Fichtenbestand nach dem Kahlschlag mit 2.000 Bäumen neu bepflanzt. 

Parallel setzt sich WEMAG für die Wiedervernässung von Mooren ein, die als wichtige CO₂-Speicher fungieren. Bis heute konnte man den Angaben des Unternehmens zufolge 14.576 m² Moore renaturieren. Darüber hinaus engagiert sich der Energieversorger in diversen Bereichen, wie Wildtierrettung, Artenschutz und Maßnahmen für Biodiversität. Sogar Bienen-Patenschaften werden vom Unternehmen unterstützt.

Mobil ISC: Wiederbelebung im Südharz

Ebenfalls raus in die Natur drängt es Mobil ISC – einen IT-Dienstleister im Gesundheitswesen. Das Unternehmen bietet SAP-basierte Branchenlösungen, berät bei IT-Projekten und entwickelt unterschiedlichste Softwareprodukte. Doch das ist dem Mittelständler nicht genug. Die Firma engagiert sich darüber hinaus für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. 

Insbesondere der Südharz liegt dem niedersächsischen Unternehmen am Herzen. Man arbeitet aktuell mit dem Aufforstungsspezialisten Plant My Tree zusammen, um den Südharz wieder zum Leben zu erwecken. Bei einer Baumpflanzaktion 2024 wurden auf diese Weise 600 Bäume gepflanzt. Die im Rahmen der Zusammenarbeit aufgeforsteten Flächen bleiben im Besitz des Umweltdienstleisters. Dadurch werden sie Teil von gesicherten Naturschutzflächen, die für kommende Generationen erhalten bleiben. 

J. Schmalz: Touren auf dem Ökolehrpfad

Bereits mehrfach ausgezeichnet für ihr Umwelt- und Nachhaltigkeitsengagement wurde die Firma J. Schmalz. Das Familienunternehmen ist auf Vakuumtechnik für Automation und Robotik spezialisiert. Die Vakuum-Greifer und -Heber der Firma werden unter anderem in Logistik, der Automobilindustrie, der Elektronikbranche oder der Möbelproduktion eingesetzt. 

An seinem Hauptsitz im baden-württembergischen Glatten deckt die Firma einen Großteil ihres Energiebedarfs aus eigenen regenerativen Quellen: Auf dem Firmengelände wurden Photovoltaikkollektoren, eine Wasserkraftanlage und eine Holzhackschnitzel-Heizanlage errichtet, außerdem werden Erdwärme sowie Windkraftanlagen genutzt, die sich in wenigen Kilometern Entfernung befinden. Die nicht selbst verbrauchte Energie aus den firmeneigenen Anlagen wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Dadurch vermeidet Schmalz CO2-Emissionen. 

Sozial engagiert ist das Unternehmen ebenfalls. Unter anderem hat der Mittelständler die Schmalz Kinderwelt ins Leben gerufen, eine von mehreren Arbeitgeberleistungen für seine Mitarbeitenden. Tagesmütter betreuen hier ganztägig Kleinkinder im Alter von acht Wochen bis drei Jahren. Seit 2018 unterstützt der Vakuum-Spezialist auch lokale Fußball-Jugendteams, außerdem engagiert man sich in diversen Projekten für Aus- und Weiterbildung.

Von der Idee der Nachhaltigkeit versucht Schmalz auch die Bevölkerung zu begeistern. Im Rahmen von Nachhaltigkeitstagen hat der Mittelständler beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem BUND Nordschwarzwald mit Kindern aus umliegenden Grundschulen eine Insektenunterkunft gebaut. Danach wurden die neuen Bienen-Unterkünfte auf dem betriebseigenen Ökolehrpfad aufgestellt. Dieser Pfad ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Nach vorheriger Anmeldung können geführte Touren gebucht werden; sie führen durch Flora und Fauna und vorbei an den umweltfreundlichen Energieanlagen des Unternehmens.

Flensburger: Gemeinsam Müll sammeln

Die Aktionen der Flensburger Brauerei lassen sich nicht auf einem Rundweg erkunden – sie erstrecken sich über die kilometerlangen Sandstrände Schleswig-Holsteins. Diese Strände sind nicht nur ein Markenzeichen Schleswig-Holsteins – der Heimat des privaten Brauerei-Unternehmens – sondern auch besonders schützenswert. 

Nord- und Ostsee sind stark durch Plastikmüll verschmutzt, was eine Gefahr für Meeressäuger und Vögel darstellt. Während ein Teil des Mülls absinkt, wird der Rest an die Küsten gespült. Mit zahlreichen Mitmachaktionen möchte das Flensburger Familienunternehmen die Strände sauber halten. Zu den sogenannten Flens Strandgut-Aktionen kommen engagierte Helfer zusammen und sammeln die Abfälle ein. Einheimische und Urlauber sammeln Zigarettenstummel, Kronkorken, Glasscherben, Plastikflaschen und sonstiges Treibgut zusammen, das fachgerecht entsorgt wird. Unterstützt werden die Aktionen von zahlreichen Partner-Unternehmen – vom regionalen Radiosender bis hin zu lokalen Tourismusanbietern. 

Intern hat sich die Brauerei zahlreiche messbare Umwelt- und Klimaschutzziele gesetzt, die spätestens 2032 erreicht werden sollen. Auf dem Weg dorthin hat das Unternehmen unter anderem PV-Anlagen installiert, Begrünungsmaßahmen durchgeführt, hat mit der Umstellung der internen Logistik auf E-Antrieb begonnen und ist für seine 165 Millionen Flaschenetiketten auf nicht-metallisiertes Papier gewechselt. 

Um die Öffentlichkeit für Nachhaltigkeit und insbesondere für den Schutz der Meeresumwelt zu sensibilisieren, hat die Brauerei auch in diesem Jahr 30 Strandgut-Aktionen geplant. Mit tatkräftiger Unterstützung der freiwilligen Helfer sollen mindestens 60 Millionen m² Nord- und Ostseestrand vom Müll befreit werden.

Fazit

Diese Beispiele aus unterschiedlichsten Branchen zeigen: Nachhaltigkeit kann mehr sein als ein leeres Marketingversprechen – sie kann echte Wirkung entfalten. Es gibt viele Unternehmen, die Nachhaltigkeit leben, die anpacken und die positive Tatsachen schaffen: Sie helfen, den Planeten zu schützen und inspirieren mit ihrem Engagement viele andere. Auch das ist Unternehmertum.


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