ESG – Definition und Bedeutung für Unternehmen und Investoren

Mit der steigenden öffentlichen Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeit hat die internationale Abkürzung ESG auch für deutsche Unternehmen und Investoren an Bedeutung gewonnen. Die ESG-Definition beschreibt ökologische, soziale und unternehmensstrategische Kriterien, die als relevant für nachhaltiges Wirtschaften gelten.

Was versteht man unter ESG?

Die ESG-Definition umfasst mit Umwelt, Soziales und Unternehmensführung drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Organisationen. Der Begriff „ESG“ ist die Abkürzung der entsprechenden englischen Begriffe Environmental (E), Social (S) und Governance (G). Als ESG-Kriterien stellen sie ein unternehmerisches Instrument und Regelwerk dar, um die Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit zu erfassen, zu analysieren, messbar zu machen und zu beurteilen. Dafür werden ihnen verschiedene Indikatoren zugeordnet. Gleichzeitig hat sich ESG als Standard für nachhaltige Anlagen etabliert.

ESG gewinnt für Unternehmen und Investoren an Bedeutung

Die im Rahmen von ESG erhobenen Daten dienen Unternehmen unter anderem als Grundlage für Nachhaltigkeitsstrategien und -berichte (ESG-Reportings). Letztere bieten die Möglichkeit, die unternehmerischen Bemühungen und Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Einsparung von CO₂ sichtbar zu machen und sich bei Mitarbeitenden, Kund:innen, Lieferant:innen oder Investor:innen als verantwortungsvolles Unternehmen zu präsentieren. Im Zusammenhang mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind bestimmte Unternehmen bereits verpflichtet, ESG-Daten zu erheben beziehungsweise ESG-Reportings zu erstellen.   

Gleichzeitig nutzen Rating-Agenturen ESG-Kriterien und -Daten, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu bewerten (ESG-Ratings). Dadurch haben Investoren die Möglichkeit, ihre Investitionsentscheidungen gezielt auf Nachhaltigkeit auszurichten. Inwiefern ESG für Investoren an Relevanz gewinnt, zeigt sich auch an der Entwicklung des Netzwerks der UN Principles of Responsible Investments (PRI, deutsch: Prinzipien für verantwortliches Investieren). Die Investoreninitiative wurde 2006 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Sie basiert auf der freiwilligen Selbstverpflichtung, ESG-Faktoren in Investmententscheidungen und das Management von Assets einzubeziehen.

ESG-Definition: Umwelt (Environmental): Umweltbelastungen erkennen und verringern

Das „E“ in ESG steht für Umwelt (Environment) und umfasst sämtliche Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, wie

  • für die Produktion eingesetzte und verbrauchte Rohstoffe,
  • Energie, die erzeugt wird,
  • Produkte, die nach ihrem Gebrauch als Abfall entsorgt werden,
  • freigesetzte schädliche Substanzen,
  • Lärm und Erschütterungen, einschließlich der davon ausgehenden schädlichen Wirkungen auf Menschen, Tiere oder Vegetation.

Im Rahmen der ESG-Definition wird das unternehmerische Handeln hinsichtlich Themen betrachtet, wie

  • Ressourcenmanagement,
  • Umweltverschmutzung,
  • Treibhausgasemissionen oder
  • Energieeffizienz.

Ebenfalls relevant sind die Risiken für Unternehmen, die sich beispielsweise aus dem Klimawandel ergeben. Unterbrochene Lieferketten aufgrund von Niedrigwasser oder Umweltkatastrophen, aber auch wegen Hitze abgesagte Veranstaltungen sind Beispiele hierfür. Ziel von ESG ist es, die damit zusammenhängenden Chancen und Risiken zu erkennen und zu managen.

Den ökologischen Fußabdruck reduzieren

Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Sie können zum Beispiel

  • ihren Energieverbrauch reduzieren,
  • CO₂-Emissionen direkt oder indirekt senken (unter anderem durch weniger Geschäftsreisen),
  • mehr abbaubare oder recyclebare Materialien einsetzen oder
  • Führungskräfte, Mitarbeitende und Kund:innen darüber informieren und aufklären, was der CO₂-Fußabdruck bedeutet.

ESG-Definition: Soziales (Social): Beziehungen zu Stakeholdern managen

Das „S“ in ESG steht für Soziales (Social) und umfasst die Beziehung eines Unternehmens zu seinen oft als Stakeholder bezeichneten Interessengruppen. Die ESG-Definition meint damit Personen oder Gruppen, die von den unternehmerischen Aktivitäten direkt oder indirekt betroffen sind oder diese beeinflussen können. Dazu zählen neben Mitarbeitenden (interne Interessengruppe) auch Lieferant:innen, Kund:innen, Investor:innen, Regulierungsbehörden sowie die Gesellschaft insgesamt mit Gemeinden, Organisationen oder Vereinen als externe Interessengruppen. Ziel ist es, die entsprechenden Bedürfnisse und Erwartungen zu verstehen, angemessen darauf zu reagieren und positive Beziehungen zu fördern.

Dementsprechend fallen unter das ESG-Kriterium soziale Aspekte wie

  • die Verantwortung von Unternehmen für Mitarbeitende mit Themen wie Arbeitsschutz und Sicherheit, aber auch Fort- und Weiterbildung sowie Gleichberechtigung und faire Bezahlung,
  • Diversity und Inklusion sowie
  • das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen.

Konkrete Maßnahmen im Bereich Soziales können sein:

  • Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern
  • Diversity-Projekte umsetzen (wie zum Beispiel interkulturelle Projekte)
  • Sicherheitsunterweisungen und -schulungen
  • Mitarbeitenden Fort- und Weiterbildung ermöglichen

ESG-Definition: Unternehmensführung (Governance): Verantwortung wahrnehmen

Das „G“ in ESG bezeichnet die Unternehmensführung (Governance) und betrachtet, wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird (auch: Corporate Governance). Das Ziel im Rahmen der ESG-Definition ist eine stabile und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Effektive Führungspraktiken und ethische Standards sind eine wesentliche Grundlage dafür.

Relevant ist in diesem Zusammenhang, welche Regeln sich Unternehmen geben, wie sie diese umsetzen und bekannt machen. Beispiele betreffen die Zusammensetzung von Aufsichtsgremien, Compliance und Unternehmensethik, aber auch Regelungen zur Vergütung oder Aktivitäten, um Korruption zu vermeiden. Betrachtet wird darüber hinaus die Frage, wie die Bedürfnisse der Stakeholder intern behandelt werden und inwiefern Interessenkonflikte offengelegt werden.

Das ESG-Kriterium Governance umfasst Themen wie

  • Unternehmenswerte,
  • Steuerungs- und Kontrollprozesse,
  • das Sourcing sowie
  • die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen.

Konkrete Maßnahmen im Bereich Unternehmensführung können sein:

  • verstärkt mit Lieferant:innen zusammenarbeiten, die ESG-Kriterien umsetzen
  • faire Entlohung
  • wettbewerbswidriges Verhalten verhindern

Unternehmen und Investoren profitieren von einer starken ESG-Performance

ESG hat in der heutigen Geschäftswelt eine starke Resonanz und entwickelt sich neben Umsatz und Gewinn zu einem weiteren Kriterium für wirtschaftlichen Erfolg. ESG-Strategien dienen der langfristigen Wertschöpfung und Resilienz von Unternehmen. Integrieren diese anhand der ESG-Definition erfolgreich entsprechende Maßnahmen, stehen zahlreiche Vorteile in Aussicht:

  • Reputationsgewinn und Wettbewerbsvorteile: Konsument:innen sind zunehmend informierter und engagierter und beziehen ESG-Kriterien vermehrt in ihre Kaufentscheidungen ein.
  • Mehr Erfolg bei der Gewinnung von Investitionen: Nachhaltigkeitskriterien werden bereits von der Mehrheit institutioneller Investoren berücksichtigt und haben eine entscheidende Funktion bei der Zusammenstellung von nachhaltigen Investmentportfolios.
  • ESG-bezogene Risiken frühzeitig identifizieren und bewältigen: So können sich Unternehmen vor möglichen Herausforderungen (finanziell und betrieblich) schützen.
  • Stärken der Bindung ans Unternehmen: Ein gelungenes Stakeholdermanagement kann sich positiv auf die Bindung und Gewinnung von Mitarbeitenden, Kund:innen und Lieferant:innen auswirken. 
  • Höhere Effizienz: Indem der Ressourcenverbrauch reduziert und weniger Abfall erzeugt wird, lässt sich die Effizienz insgesamt steigern und Kosten einsparen.

Gleichzeitig gilt es dafür auch manche Herausforderung zu meistern, wie beispielsweise:

  • In Einklang mit den Geschäftszielen eine klare Vision und Strategie für ESG definieren und dafür die (finanziellen) Ressourcen zur Verfügung stellen. Tun Unternehmen das nicht, kann das zu Wettbewerbsnachteilen führen.
  • Die passenden ESG-Indikatoren auswählen, die den wesentlichen und relevanten Auswirkungen des Unternehmens entsprechen.
  • ESG-Daten in hoher Qualität sammeln, analysieren und überprüfen.
  • Aussagekräftige ESG-Berichte, die die ESG-Maßnahmen transparent und authentisch darstellen und den Erwartungen der Stakeholder entsprechen. Hier haben sich unter anderem der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und die Global Reporting Initiative (GRI) etabliert.

Damit bietet ESG Unternehmen eine Chance zur Transformation, um in einer zunehmend auf Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein ausgerichteten Welt erfolgreich zu wirtschaften und zu wachsen.

Schlagworte zum Thema:  ESG (Environmental Social Governance)