Nachhaltigkeitsmanager vs. Event Manager: Eine Übersetzung


Serienelemente
Nachhaltigkeitsmanager vs. Event Manager: Eine Übersetzung

Einzigartig und erfolgreich soll es sein, aber auch nachhaltig und bezahlbar: Die widersprüchlichen Anforderungen an Events kennt Stefan Lohmann, Experte für nachhaltige Events. Warum das nur gemeinsam und mit Übersetzungshilfe geht, erklärt er in diesem Artikel.

Nur wenn sie Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft übertragen und innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften, können Unternehmen zukunftsfähig bleiben. Nachhaltige Events werden dabei zu einem wichtigen Baustein für Unternehmen, die in einer zunehmend umweltbewussten Gesellschaft wettbewerbsfähig bleiben wollen. Nachhaltige und klimaneutrale Events können nicht nur den negativen Impact wie CO2-Emissionen, Müll oder Ressourcen- und Energieverbrauch senken, sondern auch den positiven Impact vergrößern, beispielsweise indem mehr Biodiversität gefördert als zerstört wird. 

Die Möglichkeiten der Eventbranche sind vielfältig und ihre Verantwortung als sechstgrößter Wirtschaftszweig ist groß. Ein Event kann vieles sein: Schaufenster, Testlabor, Schlüsselloch, Feedbackschleife, Live-Erlebnis, Content-Lieferant, Austauschplattform und nicht zuletzt die Grundlage für Vertrauensaufbau, Imagebuilding und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens. 

Die Idee ist gut, doch Events noch nicht so weit 

Veranstalter:innen können den Energie- und Wasserverbrauch reduzieren, erneuerbare Energiequellen nutzen, Abfall durch Recycling und Kompostierung minimieren, nachhaltige Veranstaltungsorte und Catering-Optionen auswählen sowie digitale und hybride Eventformate zur Reduzierung von Reisen fördern. Das ist schön und gut, aber in der Praxis werden die transformative Kraft und die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Events noch nicht genug erkannt und genutzt. Events machen Nachhaltigkeit und nachhaltige Lösungen für Millionen von Menschen erlebbar.

In der Wahrnehmung vieler Nachhaltigkeitsmanager:innen sind Events noch ein nachrangiges Thema. Wenn man nur die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Produkten mit denen bei Events vergleicht, mag das auch stimmen. Das hängt stark vom Produkt ab und auch bei Events können die Emissionen sehr hoch sein. Ein Blick auf die Wirkungs- und Transformationskraft von nachhaltigen Events zeigt jedoch, wie falsch der bloße Fokus auf CO2-Emissionen – den negativen Impact – ist. Keine andere Maßnahme erreicht Stakeholder so emotional und nichts beeinflusst Einstellungen, Entscheidungen und Meinungen von Menschen so sehr wie ein Live-Erlebnis. 

So beeinflussen Nachhaltigkeitsmanager die Nachhaltigkeit von Events

Die entscheidende Rolle bei der Ausrichtung von Unternehmen auf neue Herausforderungen spielen die Nachhaltigkeitsmanager:innen. Sie sind nicht nur Botschafter:innen für Nachhaltigkeit innerhalb ihrer Organisationen, sondern auch strategische Denker:innen, die neben der Transformation von Produktion und Vermarktung auch das Potenzial nachhaltiger Events erkennen und nutzen können. 

Das Nachhaltigkeitsmanagement kann sicherstellen, dass Events nicht nur umweltfreundlich sind, sondern auch die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens fördern und vorantreiben. Genau dabei können sie Eventmanager:innen und Eventdepartments unterstützen, um alle Stakeholder mit der passenden Kommunikation und Überzeugungskraft zu erreichen. Und doch nutzen Nachhaltigkeitsmanager:innen diese Chance aktuell nicht und nur selten tauschen sich beide Departments aus.

Kann bitte mal jemand übersetzen?

Die Organisation einer Firmenveranstaltung, die sowohl beeindruckend als auch ökologisch, sozial und wirtschaftlich verantwortungsbewusst ist, erfordert besondere Aufmerksamkeit. Nachhaltigkeitsverantwortliche und Eventmanager:innen spielen zwar beide eine zentrale Rolle,  doch sprechen sie oft nicht dieselbe Sprache. Diese Kluft lässt sich überbrücken und die effektive Kommunikation lässt sich fördern. Doch was genau ist das Problem?

Von unterschiedlichen Sprachen …

In der Regel konzentrieren sich Nachhaltigkeitsverantwortliche auf langfristige Unternehmensziele wie die Reduzierung von CO2-Emissionen, Gebäude- und Abfallmanagement und die Förderung einer ethischen Lieferkette. Die Eventmanager:innen hingegen haben oft das Ziel, kurzfristig erfolgreiche Events zu organisieren, die ihre Teilnehmer:innen beeindrucken, gleichzeitig das Budget einhalten sowie die Marketing- und Verkaufsziele erreichen. Das kann zu Missverständnissen und Zielkonflikten führen, wenn es darum geht, Veranstaltungen nachhaltig zu gestalten. Oft werden die Möglichkeiten der Eventabteilung für die Unternehmensziele und die Nachhaltigkeitsstrategie nicht betrachtet.

… und gemeinsamen Herausforderungen

Trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze stehen beide vor gemeinsamen Herausforderungen: Wie können sie Veranstaltungen organisieren, die nachhaltig und erfolgreich sind? Und wie werden ihre Bemühungen von den Teilnehmer:innen wahrgenommen und geschätzt? Das gemeinsame Ziel sollte lauten, Veranstaltungen zu schaffen, die nicht nur den Menschen vor Ort, sondern auch der Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zugutekommen. Es geht um Events, die einen positiven Impact erzeugen.

Fünf Schritte zu einer nachhaltigen Event-Kommunikation

Um eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Nachhaltigkeitsverantwortlichen und Eventmanager:innen zu fördern, sind folgende Schritte essenziell:

  • Gemeinsame Workshops und Fortbildungen: Spezielle Fortbildungen, die beiden Gruppen das notwendige Wissen und die Werkzeuge an die Hand geben, um nachhaltige Events zu planen und durchzuführen. Diese Workshops fördern das gegenseitige Verständnis und helfen beim Abgleichen und Wertschätzen der jeweiligen Ziele und Herausforderungen. Es ist die Chance, Events komplett neu zu denken – mit neuen Reichweiten und Zielsetzungen, für die alle Stakeholder gemeinsam kämpfen. Das fördert auch das Image und die Glaubwürdigkeit von Unternehmen.
  • Einheitliche Nachhaltigkeitsrichtlinien: Unternehmen sollten klare Nachhaltigkeitsrichtlinien beziehungsweise Mindeststandards für Veranstaltungen festlegen, die sowohl Erwartungen der Nachhaltigkeitsverantwortlichen als auch praktische Anforderungen der Eventmanager:innen berücksichtigen und damit auf die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie einzahlen. Diese Ziele sollten im Einklang mit den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen stehen.
  • Regelmäßiger Austausch und Feedback: Nach jeder Veranstaltung sollte ein gemeinsames Review stattfinden, bei dem Erfolge gefeiert und Verbesserungspotenziale identifiziert werden. Das hilft, die Kommunikation zu verbessern und aus jeder Veranstaltung zu lernen.
  • Einsatz von Technologie: Neue Technologien können dabei helfen, nachhaltige Lösungen zu finden, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind. Dazu gehören digitale Einladungen, Apps zur Vernetzung der Teilnehmer:innen oder Lösungen für virtuelle und hybride Eventformate, die Reisen reduzieren können. 
  • Schulung aller Beteiligten: Nicht nur Nachhaltigkeitsverantwortliche und Eventmanager:innen, sondern alle Mitarbeitenden sollten in die Grundlagen der Nachhaltigkeit und der nachhaltigen Eventplanung eingewiesen werden. So entstehen ein gemeinsames Verständnis und ein Engagement für Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen. Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Schulungen stärken nicht nur das Verständnis für die ökologischen Herausforderungen, sondern auch für Demokratie, Gleichberechtigung, Inklusion, Wertschätzung und gegen Diskriminierung.