Wasser und Biodiversität: Was das für Umwelt und Unternehmen bedeutet
Wasser ist ein großer Bestandteil unserer täglichen Konsumgüter, doch auch in Produktionsprozessen von vielen Gütern ist Wasser ein essenzieller Bestandteil. Somit hängen nicht nur Produktionsprozesse von der Ressource Wasser ab, sondern auch unzählige Arbeitsplätze. Dabei ist Wasser nicht nur für uns Menschen und unsere Wirtschaft lebensnotwendig, sondern gilt auch als Lunge unseres Planeten:
Der Ozean kann üblicherweise 90 Prozent der menschengemachten Hitze umverteilen. Aktuell sind die Temperaturschwankungen allerdings so hoch, dass der Ozean diesen nicht mehr Stand halten kann. Durch die Ausdehnung des Wassers mit zunehmender Temperatur kommt es zu einem Meeresspiegelanstieg und erheblichen Auswirkungen auf Korallenriffe aber auch küstennahe Flora und Fauna.
Neben den Meeren hat auch unser Grund- und Oberflächenwasser eine starke Abhängigkeit zur Biodiversität und Artenvielfalt: Es stellt nicht nur 76 Prozent unseres Trinkwassers, sondern ist auch die Lebensgrundlage vieler Arten. Dabei hat die Artenvielfalt von zum Beispiel Insekten einen positiven Effekt auf die Sauberkeit von Wasser und die Resilienz dessen Ökosystems. Diese wird beeinträchtigt durch Eingriffe in natürliche Flussläufe durch Begradigungen und Staudämme. Aber auch durch Abwasser werden Schadstoffe wie Mikroplastik und Pestizide zugeführt. Ein hoher Biodiversitätsanteil in unseren Gewässern kann uns zudem Schutz vor Naturkatastrophen wie Hochwasser bieten und das Risiko der Folgen des Klimawandels mindern.
Der Kipppunkt Artenvielfalt: längst überschritten
Der Biodiversitätsverlust als auch die Frischwassernutzung zählen zu den essenziellen Kipppunkten, deren Überschreitung schwerwiegende Konsequenzen für uns, aber auch unsere Ökosysteme mit sich bringt. Der Kipppunkt des Biodiversitätsverlusts wurde längst überschritten – der Rückgang der Feuchtgebiete ist dreimal so groß wie das Waldsterben und 40 Prozent der Amphibienarten sowie 10 Prozent der Insekten sind bereits ausgestorben.
Trinkwasser ist eine begrenzte Ressource, die von der Nutzung unseres Wassers und dessen Sauberkeit abhängt. Um diese Ressource allen Menschen auf der Welt weiterhin zur Verfügung stellen zu können, muss bedacht mit dieser Ressource umgegangen werden.
Doppelte Wesentlichkeit: Wirtschaft und Wasser
Laut UNO hängen 78 Prozent aller Arbeitsplätze weltweit von der Ressource Wasser ab, ob in der Landwirtschaft beim Anbau von Nahrungsmitteln, bei der Energiegewinnung als Stromerzeuger oder in der Industrie als Kühlungsmittel. Auf der anderen Seite haben Unternehmen eine große Auswirkung auf die Sauberkeit unseres Wassers und tragen somit zu dem Erhalt unserer Wasserqualität bei – oder beeinträchtigen diese im schlimmsten Fall.
Der Hauptverbrauch von Wasser in Deutschland liegt in der Energieversorgung, wo es vor allem als Kühlwasser verwendet wird. Die negativen Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, wenn Wasser nicht mehr als unerschöpfliche Ressource zur Verfügung steht, werden weitestgehend unterschätzt. Vor allem Ökodienstleistungen sind davon betroffen: Der Transport von Waren und Gütern ist sowohl bei Niedrigwasser, durch Einschränkungen der Schiffbarkeit von Flüssen als auch bei Hochwasser durch die Zerstörung von Infrastruktur wie Straßen massiv eingeschränkt. Viele Produktionsprozesse im Bereich Chemie, Pharma oder der Lebensmittel- und Textilproduktion sind abhängig von sauberem Trinkwasser. Und zuletzt hat auch ein steigender Süßwasserpreis Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, wie unsere Kaufkraft oder die Inflation.
Wie Unternehmen mit Wasser umgehen
Ein sparsamer Umgang mit der Ressource Wasser und die konstante Verringerung des Verbrauchs sind angeraten. Gleichzeitig sollten sich Unternehmen der Auswirkungen ihrer Wassernutzung auf die Biodiversität bewusst sein. Hier sollten Unternehmen zunächst Bemühungen anstellen, diese zu kennen und als zweiten Schritt versuchen, diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten oder sogar an anderer Stelle etwas positives zur Renaturierung von Gewässern und dem Erhalt der Artenvielfalt zu unternehmen. Zwei Beispiele für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser bieten der Energieversorger EnBW und der Experte für Windenergie Oersted.
EnBW lässt vor dem Bau neuer Energiegewinnungsanlagen, wie Windparks in Küstengewässern, die Auswirkungen auf diese genau untersuchen. So versucht die EnBW „durch die konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems [sicherzustellen], dass wesentliche negative Auswirkungen auf die Umwelt bestmöglich vermieden werden“ (Nachhaltigkeitsbericht EnBW, 2023). Das Unternehmen ist sich der Risiken bewusst und versucht diesen mit „prozessualen und organisatorischen Maßnahmen“ zu begegnen. Zudem zielt es darauf ab, bei der Ressourcengewinnung, etwa von Lithium, stetig mit weniger Wasser auszukommen und bei neuen baulichen Projekten zur Gewinnung von Biogas Schutzmaßnahmen für Abwasser einzubauen, die die Verschmutzung von Grundwasser verhindern sollen.
Oersted, der Weltmarktführer in Offshore-Windenergie, formuliert die negativen Auswirkungen ganz konkret (zum Beispiel: Verlust von Lebensraum durch Bodendegradation infolge des Abbaus von Mineralien und Metallen und Beeinträchtigung von Lebensräumen und Verdrängung oder Verlust von Arten) und möchte mit den „Initiativen zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt, Forschung und Innovation“ einen positiven Beitrag zum Biodiversitätserhalt haben (Nachhaltigkeitsbericht Oersted, 2023, S.102).
Woran können sich Unternehmen zum Erhalt der Biodiversität in Gewässern orientieren?
Die Verpflichtung der Vereinten Nationen regelt den Erhalt der Artenvielfalt (CBD) auf Länderebene und besagt:
- „Für Fließgewässer gilt es beispielsweise bis 2015 die ökologische Durchgängigkeit wiederherzustellen, eine naturraumtypische Vielfalt bis 2020 zu gewährleisten, wieder mehr natürliche Überflutungsräume zu schaffen und die charakteristische Fischfauna dauerhaft zu sichern.
- Für Seen, Weiher, Teiche und Tümpel gilt es, keine Verschlechterung der ökologischen Qualität zuzulassen und in Natura-2000-Gebieten (speziell deklarierte Schutzgebiete) den Erhaltungszustand signifikant zu verbessern.
- Für Grundwasser sind Ziele unter anderem, dass ab 2015 alle grundwassertypischen Arten nicht gefährdet sind und dass bis 2020 anthropogene diffuse Einträge deutlich reduziert werden müssen.“ (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland)
In Deutschland gilt außerdem die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie, die besagt, dass Gewässer möglichst in den naturnahen Zustand zurückversetzt werden sollen – diese Ziele werden aktuell allerdings noch flächendeckend verfehlt.
Für Unternehmen hat die EU Aspekte in die EU-Taxonomie und in deren Berichtspflicht mit aufgenommen, in ESRS E3 Wasser und Meeresressourcen und ESRS E4 Biologische Vielfalt. Demnach müssen ab dem kommenden Jahr Unternehmen, deren Wirtschaftsaktivität eine wesentliche Auswirkung auf Gewässer oder die biologische Vielfalt haben oder deren Wirtschaftsaktivität wesentlich davon abhängt, detailliert dazu berichten.Um noch länger etwas von der raren Ressource Wasser zu haben, sollten wir alle nicht nur dazu berichten, sondern auch schleunigst etwas tun!
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