Arbeit ohne Pause: Ruhezeiten werden nicht eingehalten

Länger als sechs Stunden hintereinander dürfen Beschäftigte nicht ohne Ruhepause arbeiten. Nahezu ein Drittel aller Beschäftigten bekommt aber in der betrieblichen Realität nicht die gesetzlich geforderten Pausenzeiten. Das zeigt eine Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Besonders betroffen sind Beschäftigte im Gesundheitssektor und im öffentlichen Dienst.

Ausreichend lange und regelmäßige Ruhepausen während der Arbeitszeit sind in Deutschland vorgeschrieben. Daher muss es für Beschäftigten bei sechs oder mehr Stunden Arbeitszeit mindestens 30 Minuten Pause geben, bei neun oder mehr Stunden müssen es mindestens 45 Minuten sein. Möglich ist auch eine Aufteilung der Pausenzeit in mindestens 15‑minütige Blöcke.

Pausen fallen häufig aus

Doch eingehalten wird das laut einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) oft nicht: Rund jeder dritte Beschäftigte (31 %) beklagt danach häufige Ausfälle seiner Pausen. Für die Umfrage wurden die Aussagen von 17.356 abhängig Beschäftigten zwischen 18 und 65 Jahren berücksichtigt. Im Vergleich zu vorherigen BAuA-Arbeitszeitbefragungen aus den Jahren 2015, 2017 und 2019 (jeweils 28 %) ist dieser Wert damit leicht angestiegen. Allerdings: Auch diese neuesten Zahlen sind immerhin bereits drei Jahre alt und wurden 2021 während der Pandemie erhoben. Ob dieser Anstieg nur auf die besonderen Bedingungen der damaligen Zeit zurückzuführen ist, wird spätestes die nächste Umfrage zeigen.

Gesundheitsbranche „Spitzenreiter“

Laut dem Kompaktbericht zur Umfrage mit dem Titel „ Ausfall von Ruhepausen in Deutschland. Verbreitung und Auswirkungen auf die Erholung, Gesundheit und Zufriedenheit von Beschäftigten“ sind die Beschäftigten im medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitswesen mit 48 % mit Abstand Spitzenreiter beim Pausenverzicht, was sie aber auch schon vor der Pandemie waren. Es folgen mit 35 % die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Im Handwerk lag der Wert bei 29 %, in der Industrie ist der der Wert mit 25% (Industrie gesamt) bzw. 19 % (nur Fertigungsberufe) am niedrigsten.

Hohes Bildungsniveau mehr betroffen

Die Daten der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021 zeigen zudem, dass Frauen (32 %) etwas häufiger auf Arbeitspausen verzichten müssen als Männer (30 %), wobei dieser Unterschied bei Beschäftigten in Vollzeit deutlicher ausfällt (Frauen in Vollzeit: 37 %, Männer in Vollzeit: 31 %). Es zeigen sich dagegen keine nennenswerten Unterschiede in Bezug auf das Alter.

Besonders bemerkenswert: Bei Beschäftigten mit hohem Bildungsniveau (35 %) fallen Arbeitspausen häufiger aus als bei Beschäftigten mit niedrigem oder mittlerem Bildungsniveau (jeweils 28 %).

Gründe für Pausenausfall

Was sind nach den Erkenntnissen der BAuA-Forscher die wichtigsten Gründe für die Pausenausfälle? Vor allem hängt eine hohe Arbeitsintensität mit dem Ausfall von Arbeitspausen zusammen. So berichten Beschäftigte mit häufigem Termin- oder Leistungsdruck öfter über den Ausfall von Arbeitspausen (42 %), als Beschäftigte, die seltener Termin- oder Leistungsdruck erleben (21 %). Auch die Position im Unternehmen spielt eine große Rolle: Beschäftigte mit Vorgesetztenfunktion berichten deutlich öfter, dass bei ihnen Arbeitspausen häufig ausfallen (38 %), als Beschäftigte ohne Vorgesetztenfunktion (28 %). Dies korreliert wiederum mit dem oben bereits erwähnten Befund, dass Berufstätige mit höherem Bildungsniveau öfter betroffen sind als solche mit mittlerem und niedrigem Bildungsniveau.

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