Das Handwerk leidet besonders unter dem Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel in Deutschland wirkt sich negativ auf die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten aus. Die Folgen spürt vor allem das Handwerk.

Sowohl die Baubranche als auch das Fleischerhandwerk hat Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Über 30 % der Beschäftigten sind jedoch über 50 Jahre. In diesem Alter fällt schwere körperliche Arbeit oft doppelt schwer. Dementsprechend nehmen die Krankmeldungen zu. Belastungen und Stress bleiben an der restlichen Belegschaft hängen. Das erhöht den Druck am Arbeitsplatz, was zu mehr Arbeitsunfällen führen kann. 2019 ereigneten sich in der Fleischwirtschaft. doppelt so viele meldepflichtige Arbeitsunfälle wie im branchenübergreifenden Durchschnitt.

Fachkräftemangel ist das größte Risiko für die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Für eine Studie des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) wurden 800 Aufsichtspersonen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen zu den Risikofaktoren für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit befragt. Auf den Plätzen 1 – 5 landeten:

  • Fachkräftemangel,
  • demografischer Wandel,
  • Arbeitsverdichtung,
  • Muskel-Skelett-Belastungen sowie
  • Interkulturelle Anforderungen.

Im Handwerk ist das Risiko groß

Besonders gefährdet aufgrund des Fachkräftemangels sind die Handwerker:

  • in der Gebäudereinigung,
  • der Elektrobranche,
  • der Fleischerbranche,
  • der Sanitär-, Heizung- und Klima-Branche sowie
  • im Hochbau.

Ungelernte mit unzureichenden Deutschkenntnissen sind eine riskante Lösung

Um den Mangel auszugleichen, der durch fehlendes Fachpersonal, zu wenig Auszubildende und hohe Krankenzahlen entsteht, werden zunehmend ungelernte ausländische Beschäftigte eingesetzt. Da diese oft über schlechte oder unzureichende Deutschkenntnisse verfügen, steigt das Unfallrisiko. Denn weder die Verständigung unter den Kollegen, noch Anweisungen von Vorgesetzten oder Unterweisungen zu Gefährdungen können reibungslos stattfinden. Das führt u. a. dazu, dass Zeitdruck und Stress wachsen.

Der Arbeitsschutz muss auf die aktuelle Situation reagieren

Die Erkenntnisse aus der IFA-Studie belegen, dass die klassischen Instrumente des Arbeitsschutzes nicht mehr ausreichen. Um die Herausforderung bewältigen zu können und sichere und gesunde Arbeit zu ermöglichen, müssen neue Wege beschritten werden. Hier geht es u. a. um Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Sprachen der Beschäftigten, aber auch um den Einsatz von mehr Robotik und intelligenter persönlicher Schutzausrüstung (PSA), um unerfahrene oder ältere Beschäftigte besser zu schützen.

Das könnte Sie auch interessieren

Tipps zur Gestaltung von Unterweisungen für Nicht-Muttersprachler


Schlagworte zum Thema:  Fachkräftemangel, Arbeitsunfall