Wohnungsbau in den Städten – wo die Kräne nicht stillstehen

Die massiv gestiegenen Baukosten haben in den vergangenen Monaten in Deutschland zu Baustopps bei Sanierungen, Modernisierungen und Neubauten von Immobilien, auch von Wohnungen geführt. Nichtsdestotrotz wird weiter gebaut – zum Teil, weil laufende Projekte abgeschlossen werden sollen. Geomap hat die Städte mit den meisten laufenden Bauvorhaben im August 2023 analysiert. Die Datenbank verzeichnet aktuell mehr als 11.000 aktive Projekte.
Laufende Wohnbauprojekte: Viel Neubau in Berlin
Berlin ist unter den "Top 10" mit den meisten laufenden Bauvorhaben in Deutschland Spitzenreiter mit 637 aktiven Bauprojekten, davon sind die Mehrzahl Neubauten. München folgt dicht dahinter mit 448 Bauprojekten, vor Hamburg mit 429 Projekten. Leipzig rangiert auf dem vierten Platz mit 250 Bauvorhaben und Frankfurt am Main auf dem fünften Platz mit 181 Projekten.
Auf Platz sechs befindet sich Köln mit 163 aktiven Bauprojekten, gefolgt von Düsseldorf (145), Stuttgart (131), Nürnberg (129) und Hannover (111) auf dem zehnten Rang.
"Die Wohnungsbauziele der Bundesregierung für die kommenden Jahre dürften schwer zu erreichen sein. Diese Entwicklungen sind besorgniserregend und erfordern die Aufmerksamkeit von allen", kommentiert Marco Hoffmann, Vorstand und Gründer der Real Estate Pilot AG die Analyse.
Planung von Neuprojekten: Verkaufssituation bremst
"Die Ergebnisse der aktuellen Geomap-Analyse bestätigen zwar, dass in der Baubranche weiterhin Aktivitäten laufen. Jedoch handelt es sich dabei größtenteils um bereits begonnene Projekte aus den vergangenen Jahren, die auf früheren Entscheidungen basieren", erklärt Hoffmann. Finanzierte Vorhaben würden noch umgesetzt – bei den in Planung befindlichen Objekten beobachte er jedoch eine Zurückhaltung wegen des schleppenden Verkaufs.
Zudem stellen dem Experten zufolge die Baugenehmigungen ein komplexes Thema dar: Die Zahl geht derzeit stark zurück, wie Statistiken zeigen. "Angesichts dieser Situation sollte es oberste Priorität haben, Anreize für die Bau- und Immobilienbranche zu schaffen", so Hoffmann.
Geplante Steuererleichterungen für Neubauten
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) plant Steuererleichterungen, um den Wohnungsbau anzukurbeln: Konkret geht es um eine temporäre Ausweitung der Abschreibungsmöglichkeiten für Neubauten ab dem Jahr 2024 bis 2030. Die Abschreibung soll nach dem Wunsch der Ministerin in den ersten vier Jahren nach Fertigstellung sieben Prozent der Baukosten betragen, im Vergleich zur aktuellen Regelung von drei Prozent.
Das sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, meint Hoffmann. "Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht. Zusätzliche Anreize wie vergünstigte Finanzierungsmöglichkeiten, Baukostenzuschüsse sowie eine Reduzierung von Kosten und Gebühren sind notwendig." Gleichzeitig müssten die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden.
Methodik Geomap-Analyse
Die Geomap-Analyse untersucht die Städte mit der höchsten Anzahl aktiver Bauprojekte in den Phasen Bau / Planung, Sanierung oder Umnutzung. Datenstand ist der 2.8.2023. Die Daten stammen aus der Online-Datenbank Geomap.
Die Real Estate Pilot AG entwickelt und betreibt Lösungen, die standardisierte Prozesse von der Projektentwicklung über die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einer Immobilieninvestition bis zum Abverkauf und laufenden Betrieb digitalisieren.
Berlin: Weg frei für neues Wohnbauprojekt
In der Hauptstadt werden unterdessen auch neue Wohnungsprojekte in Angriff genommen: Am 8. August hat der Senat die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen, um bis zu 340 neue Wohnungen im Stadtteil Marienfelde im Bezirk Tempelhof-Schöneberg zu bauen.
Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Degewo. Das Abgeordnetenhaus muss dem Senatsbeschluss noch zustimmen. Baubeginn soll noch vor Ende der Legislaturperiode 2026 sein, wie Stadtentwicklungs- und Bausenator Christian Gaebler (SPD) mitteilte. Das Ziel von bis zu 20.000 neuen Wohnungen werde wohl nicht erreicht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Digitalisierungsnovelle: Schneller planen und bauen
Berlin will Schneller-Bauen-Gesetz noch 2023 angehen
Teurer Wohnungsbau: Geywitz will Kostencheck bei DIN-Normen
-
Notarvertrag muss 14 Tage vor Beurkundung vorliegen
692
-
Provision bei Vorkenntnis des Käufers? Es kommt darauf an!
234
-
Diese Städte bieten die besten Mietrenditen
216
-
§ 250 BauGB: Befristetes "Umwandlungsverbot" tritt in Kraft
163
-
Baugenehmigungen für Wohnungen weit unter Bedarf
991
-
Wohnnebenkosten: Warum die Warmmieten weiter steigen
98
-
Immobilienprüfung mit ChatGPT – was ist möglich?
97
-
Wohnimmobilienpreise sind 2023 im Rekordtempo gesunken
85
-
Baunebenkosten in Deutschland am höchsten
76
-
Wo Wohnimmobilien wieder höhere Erlöse erzielen
74
-
Das kosten Eigentumswohnungen je nach Region
31.03.2025
-
Wohnungen: 23 Prozent Preisplus für Effizienzklasse A+
27.03.2025
-
Hier rechnet sich der Wohnungskauf am schnellsten
25.03.2025
-
Wo Wohnimmobilien wieder höhere Erlöse erzielen
24.03.2025
-
Immobilienwirtschaft wartet auf politische Signale
21.03.2025
-
Bedarf von 320.000 neuen Wohnungen pro Jahr bis 2030
20.03.2025
-
Baugenehmigungen steigen – trotz Sondervermögen?
18.03.2025
-
Hohe Mieten treiben Fachkräfte aus den Großstädten
17.03.2025
-
Goldgräberstimmung bei gebrauchten Häusern
12.03.2025
-
Digitale Reife: Ein Schritt vor, zwei zurück
12.03.2025