ESG-Umfrage: Vorteile der Taxonomie für Immobilien

Taxonomiekonforme Gebäude haben höhere Verkehrswerte und bessere Finanzierungskonditionen – das sieht etwa jeder vierte Immobilienprofi so, wie eine Umfrage von EY Real Estate zeigt. Trotzdem sind die ESG-Quoten ernüchternd gering.

Taxonomiekonformität verbessert sowohl die Finanzierungskonditionen als auch die Verkehrswerte von Immobilien spürbar. Das ist ein Ergebnis aus dem "ESG-Snapshot", für den EY Real Estate rund 55 Akteure der Immobilienwirtschaft befragt hat. Mehr als jeder fünfte (22 Prozent) Umfrageteilnehmer sieht demnach Vorteile von mehr als fünf Basispunkten bei der Finanzierung, jeder vierte (26 Prozent) Profi beobachtet mehr als fünf Prozent höhere Verkehrswerte gegenüber nicht taxonomiekonformen Gebäuden.

Umsetzung der Taxonomie: Regulatorik überfordert

Trotz der ersten positiven Erfahrung mit der EU-Taxonomie hält sich die Begeisterung der Immobilienprofis in Grenzen: Rund die Hälfte (56 Prozent) ist laut EY Real Estate von der Menge und Geschwindigkeit der Regularien überfordert, einem Drittel mangelt es an konkreten Umsetzungsanforderungen für die Immobilienwirtschaft. Das Ziel, mit der aktuellen Konsultation zur Offenlegungsverordnung (SFDR) eine bessere Vergleichbarkeit der Produkte herbeizuführen, wird zwar von 90 Prozent der Befragten grundsätzlich begrüßt, den Unterschied zwischen Artikel-8-Fonds und Artikel-9-Fonds versteht dennoch bis heute laut 72 Prozent der Marktakteure kaum jemand.

Konträr wird die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) bewertet: Eine klare Mehrheit der Befragten (88 Prozent) gibt an, dass deren Übergangspläne weitreichender als die bisherigen Transformationspläne sind. Generell sind zwei Drittel der Meinung, dass die CSRD die Vergleichbarkeit von Unternehmen steigern wird, auch wenn Benchmarking-Systeme dadurch nicht ersetzt werden.

"Für die Immobilienwirtschaft klaffen Wunsch und Wirklichkeit hinsichtlich ihrer ESG-Aktivitäten weiterhin oft noch auseinander", sagt Dirk Rathlev, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. "Die Ziele der Regulatorik werden überwiegend befürwortet, die Ausgestaltung ist aber entweder überfordernd oder die Anforderungen werden nicht ausreichend konkret umgesetzt." Während die Nomenklatur der Artikel-8- und 9-Fonds weitgehend etabliert sei, werde nun bereits an der Weiterentwicklung gearbeitet. Damit bleibe die nachhaltige Transformation für die Branche weiterhin eine große Baustelle – insbesondere in Verbindung mit den Notwendigkeiten und den Vorgaben der bestehenden und sich noch entwickelnden Regulatorik.

Taxonomiequoten – KI soll helfen

Aktuell liegen die Taxonomiequoten der Portfolios der Befragten laut der Umfrage mehrheitlich bei unter 20 Prozent. So ernüchternd der Status Quo scheint, so ambitioniert sind aber die Transformationspläne: Bis zum Jahr 2030 sollen die Portfolios von 72 Prozent der Befragten zu mehr als 40 Prozent taxonomiekonform werden, bei rund einem Viertel sogar zwischen 81 und 100 Prozent. "Der Weg dorthin wird jedoch steinig werden", so Dirk Rathlev.

Große Hoffnungen setzen die befragten Marktakteure auf Künstliche Intelligenz (KI): Durch deren Einsatz werden von 87 Prozent signifikante Verbesserungen in der Gebäudeautomatisierung, von 85 Prozent bei der ESG-Datenqualität und von ebenfalls 87 Prozent bei der Befüllung von Benchmarking Systemen erwartet. 70 Prozent der Immobilienprofis erhoffen sich eine weitestgehend automatische Befüllung von Fragebögen durch Künstliche Intelligenz.

Den CO2-Preis halten die meisten Umfrageteilnehmer (68 Prozent) für zu niedrig, um eine Lenkungswirkung zu erzielen. Der CO2-Preis setzt demnach mit Höhen bis zu 65 Euro pro Tonne keine ausreichenden Anreize zur flächendeckenden Transformation des Gebäudebestands. Etwa die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, dass die Belastung des CO2-Preises für die Mieter größer sein wird als für die Vermieter.


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