Co-Living hat dort Potenzial, wo bezahlbare Wohnungen fehlen
Der europäische Co-Living-Sektor wächst und hat großes Potenzial für Investoren. Ein Grund ist die wachsende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Doch es gibt auch einige Hindernisse am Markt. Das sind Ergebnisse eines Reports des Urban Land Institutes (ULI) und JLL.
Die Chance der aufkommenden Assetklasse Co-Living werde von den 175 befragten Marktteilnehmern klar erkannt, heißt es in dem Report. Als stärkste Wachstumsimpulse wurde am häufigsten die Nicht-Bezahlbarkeit von Wohnraum (49 Prozent) genannt, gefolgt vom Aspekt "hoher Anteil jüngerer Menschen" (49 Prozent). Auch die wachsende Zahl der Single-Haushalte (genannt von 40 Prozent), der Wunsch nach Flexibilität (34 Prozent) und die Urbanisierung (34 Prozent) treiben den Markt.
Der Co-Living-Markt wächst: Die Chancen
In Europa hat sich der Sektor laut ULI und JLL zwischen 2020 und Mitte 2022 durch Investitionen in Co-Living-Immobilien in Höhe von insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro sehr schnell entwickelt und bietet große Chancen, wenn Anleger bestimmte Empfehlungen berücksichtigen:
- Die Branche muss die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens – Effizienzsteigerungen, soziale Auswirkungen, Zufriedenheit der dort wohnenden Menschen, Engagement für die Gemeinschaft – nachweisen und sie den Personen mit politischer Entscheidungsbefugnis und der Öffentlichkeit vermitteln.
- Die Planungsrichtlinien sollten die Flexibilität des Sektors bewahren, aber die Gewissheit in Bezug auf bevorzugte Standorte, Zimmergrößen, Umfang von Gemeinschaftsflächen, betriebliche Richtwerte und Beiträge für erschwinglichen Wohnraum erhöhen.
- Die Betreiber sollten sich in der Nachbarschaft engagieren, indem sie der Öffentlichkeit Zugang zu Gemeinschaftsbereichen, beispielsweise Co-Working-Möglichkeiten gewähren, Rabatte bei lokalen Unternehmen anbieten und Unternehmen vor Ort in das Gebäude integrieren.
- Es sollten Wege zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks in der Branche gefunden werden, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Co-Living-Projekte: Die Hindernisse
Auch Herausforderungen, mit denen das Marktsegment Co-Living konfrontiert ist, werden in dem Bericht dargestellt. Für die künftige Entwicklung des Sektors nannten die Studienteilnehmer ganz vorne: Fehlende Bestände (38 Prozent) und negative planerische Eingriffe (36 Prozent). Auch zu wenig Marktbewusstsein (angegeben von 27 Prozent der Befragten), ein Mangel an Betreibern (24 Prozent) und die Verfügbarkeit von Grundstücken (22 Prozent) legen Investoren Steine in den Weg.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass der Sektor bislang hauptsächlich als Lösung für eine demografische Nischengruppe von Personen mit Hochschulabschluss angesehen wurde: Mittlerweile spricht Co-Living aber verschiedene Gruppen an, darunter Geschäftsreisende und aktive Rentner, die in die Städte zurückkehren wollen.
Wohnungsmarkt: Co-Living als wichtiger Teilbereich
Die große demografische Reichweite sorgt laut ULI und JLL für ein beträchtliches Potenzial im Bereich Co-Living: Der Sektor könnte sich zu einem wichtigen Teilbereich des Wohnens entwickeln, wenn die Immobilien auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden. Zudem kann den Studienautoren zufolge die Assetklasse einen wichtigen Beitrag zu einer immer anspruchsvolleren ESG-Agenda leisten: Mit dem Schwerpunkt auf der Wiederverwendung und Umwidmung bestehender Immobilien, der Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Gebäude und ihrer Bewohner sowie der Förderung des Wohlbefindens der Bewohner.
"Was das wahre Potenzial von Co-Living betrifft, befinden wir uns gerade erst am Anfang", sagte Lisette van Doorn, CEO des ULI Europe. Für den Erfolg sei es wichtig, dass alle Beteiligten, auch Entwickler, Architekten, Investoren, Betreiber und Planungsteams so früh wie möglich an Bord seien. Die treibenden Kräfte hinter dem Wachstum von Co-Living böten dem Sektor eine enorme Chance, soziale Werte zu schaffen. Das wiederum befördert weitere Investitionen, ergänzte Tom Colthorpe, Associate im EMEA Living Research & Strategy Team bei JLL.
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