Inklusive Städte: Insights für Immobilien-Stakeholder
Der Immobilienberater Cushman & Wakefield hat mit dem "Inclusive Cities Barometer" erstmals eine Studie zur Inklusivität von 44 Städten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) vorgelegt. Die zeigt, welche sozialen, wirtschaftlichen, räumlichen und ökologischen Aspekte dazu beitragen, dass Städte inklusiver werden und bietet Einblicke für Akteure der Immobilienwirtschaft.
Die Studie basiert auf 110 spezifischen Kennzahlen, für die mehr als 4.000 Datenpunkte – aus Quellen wie der Weltbank und den Vereinten Nationen sowie aus eigenen Marktdaten von Cushman & Wakefield – erfasst wurden. "Das soll Städte und Stakeholder der Immobilienbranche inspirieren und anleiten, um inklusivere, lebendigere und nachhaltigere urbane Umgebungen zu schaffen", so Tina Reuter, Head of Germany von Cushman & Wakefield.
Was zeichnet inklusive Städte aus?
"Eine inklusive Stadt ist für uns ein urbanes Umfeld, das Diversität, Gerechtigkeit und Zugänglichkeit für alle Menschen priorisiert, unabhängig von deren Hintergrund, Identität oder sozioökonomischem Status, erklärt Helge Zahrnt, Head of Research & Insight Germany im Unternehmen. Es gehe darum, eine unabhängige und produktive Teilhabe aller Bürger zu fördern und einen gleichberechtigten Zugang zur gebauten Umwelt und zur sozialen Infrastruktur zu bieten.
Bewertung der Inklusivität von Städten anhand von vier Hauptdimensionen:
- Soziale Inklusivität: Zugang zu wesentlicher sozialer Infrastruktur und Sicherstellung der psychischen und physischen Gesundheit für diverse und integrierte Bevölkerungsgruppen, guter Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und Gleichberechtigung der Geschlechter.
- Wirtschaftliche Inklusivität: Ausgewogenheit der Beschäftigungsmöglichkeiten und Verpflichtung zur Wohlstandsverteilung, geringe Arbeitslosenquote.
- Räumliche Inklusivität: Verbesserung der Lebensqualität durch die gebaute Umwelt, Erhöhung der öffentlichen Sicherheit und Förderung der Mobilität inkl. eines preiswerten, barrierefreien Zugangs zu öffentlichen Transportmitteln, bezahlbarer Wohnraum.
- Umweltbezogene Inklusivität: Erhaltung lebenswerter Umgebungen durch nachhaltige Stadtplanung und grüne Infrastruktur, Reduzierung der Umweltverschmutzung und Umweltbelastung.
So werden Städte inklusiver
Anstatt die Städte in eine Rangfolge zu bringen, wurden sie von Cushman & Wakefield in vier Quartile eingeteilt. Diese spiegeln verschiedene Stadien der Entwicklung hin zu inklusiveren urbanen Umgebungen wider.
- Mature Urban Centres: Städte mit einer langjährigen Verpflichtung zur sozialen Inklusion, die die Bedürfnisse der Bürger priorisieren und sich neben einem starken, aber ausgewogenen Wirtschaftswachstum auf eine gleichmäßige Wohlstandsverteilung fokussieren.
- Social Drivers: Städte, die in vielen Bereichen ein hohes Maß an sozialer Inklusion aufweisen, aber bei der Verringerung der Ungleichheiten in Bezug auf Wohlstand und Lebensstil noch nicht so weit fortgeschritten sind.
- Rapid Risers: Städte, die zuvor weniger aktiv in der gerechten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung waren und nun schnell urbane Inklusionsinitiativen vorantreiben.
- Emergers: Städte, die noch am Anfang ihrer Entwicklung hin zu urbaner Inklusion stehen, aber starke Ambitionen zeigen.
Diese Gruppierungen sollen zeigen, wie vielfältig die Wege sein können, um urbane Inklusivität zu erreichen. Dabei geht es den Studienautoren nach eigenen Angaben nicht darum, die Städte nach Leistung zu bewerten, sondern den Fortschritt relativ zum jeweiligen Ausgangspunkt zu bemessen, hebt Erfolge hervor und bietet detaillierte, umsetzbare Pfade zur Verbesserung.
Inklusivität: Was deutsche Städte zu Social Drivers macht
Rotterdam ist im Ranking am inklusivsten in der EMEA-Region. Die Stadt bietet laut Cushman & Wakefield eine breite Palette von Arbeitsplätzen über das gesamte sozioökonomische Spektrum hinweg und hat zahlreiche Initiativen zur sozialen und ökologischen Inklusivität umgesetzt. Projekte wie das "Sustainable Port Program" und das "Shore Power Project" tragen zur Reduktion der Umweltbelastung bei und fördern die Nachhaltigkeit. Umfassende Bemühungen in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Raum und Umwelt machen Rotterdam zu einem Vorbild für andere Städte weltweit.
Die fünf deutschen untersuchten Städte – Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München und Köln – wurden als Social Drivers eingestuft. Sie sind durch eine starke Integrationsfähigkeit und wirtschaftliche Attraktivität gekennzeichnet und üben eine hohe Anziehungskraft auf internationale Investoren und Unternehmen aus, haben aber der Studie zufolge noch Entwicklungspotenzial.
Berlin: Melting Pot der Kulturen
Die deutsche Hauptstadt ist bekannt für eine kulturelle Vielfalt, die das Wachstum und die kreative Dynamik der Stadt maßgeblich beeinflusst. Mit knapp 190 Nationen, die in Berlin leben, wird die Diversität als starker Motor für kulturelle und wirtschaftliche Innovationen gesehen. Die Stadt ist seit 2007 Teil der "Charta der Vielfalt", die sich zur Förderung von Diversity in der Wirtschaft und Arbeitswelt verpflichtet. Auch die Startup-Szene ist bemerkenswert, mit mehr als 20 Unicorns und einem hervorragenden Gründungsökosystem. Weitere Merkmale: Berlin hat eines der dichtesten und erschwinglichsten öffentlichen Verkehrsnetze weltweit, große Grünflächen wie das Tempelhofer Feld und zahlreiche soziale Initiativen. Hinzukommen mehr als 40 Hochschulen und über 2.000 Sportvereine, in denen rund 700.000 Menschen aktiv sind.
Frankfurt am Main: Messestadt mit internationalem Flair
Mit einer langen Geschichte als internationaler Messeplatz und als zentraler Verkehrsknotenpunkt fördert Frankfurt am Main nach Meinung von Cushman & Wakefield den globalen Austausch und die Vernetzung von Menschen und Branchen. Es finden Leitmessen für Konsumgüter, Textil, Literatur, Architektur und Technik statt, die internationale Besucher anziehen und vernetzen. Als Deutschlands Stadt der "Superdiversität" gehört Zuwanderung zur Normalität; Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen leben hier. Der internationale Flughafen macht die Finanzmetropole zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt, der globale Handelswege verbindet und eine ideale Infrastruktur für den internationalen Austausch und die Ansiedlung vielfältiger Branchen schafft.
Hamburg: Deutschlands Tor zur Welt
Der Hamburgs Hafen ist der drittgrößte in Europa und laut Studie ein Symbol für die weltoffene Tradition der Stadt. Mehr als 100 Millionen Tonnen Handelsgüter werden hier jährlich von einer diversen Belegschaft umgeschlagen. Die Großstadt verfolgt das Ziel der vollständigen Barrierefreiheit und hat einen digitalen Stadtplan für barrierefreie Freizeit- und Kulturangebote eingeführt. Initiativen wie der "Vertrag für Hamburg" zielen darauf ab, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu schaffen, davon 30 Prozent geförderte Wohnungen, um Wohnraum für alle sozialen Schichten zu gewährleisten.
München: Weltoffene Wirtschafts- und Bildungsmetropole
Die bayerische Landeshauptstadt München ist bekannt für eine hohe akademische und berufliche Exzellenz mit Elite-Universitäten wie der Technische Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Die Stadt bietet der Studie zufolge einen großen Pool an internationalen Fachkräften und Business Communities. Mit rund 90 Business Clubs, Handelskammern und Netzwerken fördert München den globalen Austausch und Innovationen. Internationale Talente und große Technologieunternehmen werden angezogen, um gemeinsam Spitzenforschung und Lösungen voranzutreiben. Mit dem Oktoberfest ist die Metropole zudem Gastgeber des größten Volksfestes der Welt und ein Magnet für Touristen.
Köln: Bunt und tolerant – "Leben und leben lassen"
In Köln haben laut Cushman & Wakefield etwa 40 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund; hier ist außerdem eine große LGBTIQ+-Community zu Hause: Die Stadt zeichne sich aus durch Toleranz und Vielfalt. Der Karneval bringt außerdem Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Schichten zusammen, fördert den interkulturellen Austausch und Inklusion. Die Stadt sei bekannt für eine interkulturelle Kompetenz, die Fähigkeit, neue Menschen willkommen zu heißen und deren Talente zu nutzen, heißt es in der Studie. Zahlreiche internationale Unternehmen wie Ford und Lanxess haben sich zudem in Köln angesiedelt.
Cushman & Wakefield "Inclusive Cities Barometer" (Download)
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