"Und jetzt kommen die Superkräfte"
Den Verlust der Biodiversität, die Verschmutzung und den Klimawandel zu bekämpfen, das sind richtig große Brocken, die Ihr da vor euch habt. Wie können denn Akteurinnen und Akteure der Immobilienwirtschaft durch ihre Arbeit dem Planeten etwas zurückgeben?
Sara Kukovec: Es gibt einige Bewegungen auf der europäischen und der globalen Ebene, wenn wir über regenerative Prinzipien sprechen oder über regeneratives Wirtschaften. Es gibt auch einen Verein in Deutschland, der sich für regenerative Marktwirtschaft einsetzt. Das ist toll. Es geht darum, ein Stück weiterzudenken. So, wie wir Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft heute leben und verstehen, bedeutet es, dass wir durch nachhaltiges Handeln und Wirtschaften Kreisläufe schließen.
Wir verursachen so keinen zusätzlichen Schaden. Da wir aber schon so viel Schaden angerichtet und einige Grenzen überschritten haben, vor allem auf der planetaren und auf ökologischer Ebene, geht es jetzt darum, dass wir Sachen regenerieren. Den Planeten, unsere Ökosysteme und ein Stück weit uns selbst. Es fängt tatsächlich bei uns selbst an. Diese Entscheidung zu treffen, nachhaltig und regenerativ zu handeln oder regenerative Prinzipien einzusetzen und diese im besten Fall in unsere Geschäftsmodelle, wenn wir Unternehmer sind, zu implementieren. Das ist der erste gute Schritt, den wir gehen können. (...)
Es ist eine sehr lange, eine lebenslange Reise. Man trifft auf dieser Reise viele tolle Menschen und andere Unternehmer, mit denen man dann solche ganzheitlichen Ansätze angeht und sagt: 'Lasst uns das so einsetzen und lasst uns vor allem die technologischen Möglichkeiten nutzen, die da sind, um quasi Superkräfte zu bekommen, um da einfach ein bisschen schneller zu sein in den Prinzipien.'
"So eine Transformation passiert auf einer sehr hohen Ebene"
Superkräfte bekommen – das hat ja nichts mit einem Wunder zu tun. Zur Initiative "Regenerative Marktwirtschaft": Wie kann man auf 'diese großen Räder' Einfluss nehmen?
Wir sind in dem, was wir tun, seit Jahren oder Jahrzehnten Expertinnen und Experten. (…) Das, was wir tun, können wir gut. Wir haben das gelernt. Wir haben in diesem Bereich gearbeitet, haben viele Projekte gemacht, vielleicht sogar Forschung und Lehre. (…) Es gibt immer mehr Bewegung und es gibt immer mehr Communities, Initiativen auf regionaler und überregionaler Ebene. Man ist gut beraten, wenn man anfängt, sich diesen Initiativen, Gruppen und Bewegungen anzuschließen.
Wenn man diese Prinzipien in den Alltag, in sein 'Business Case' integriert, wird nicht von heute auf morgen alles besser oder kriegen wir alles hin – im Gegenteil, so eine Veränderung, so eine Transformation, die passiert auf einer sehr hohen Ebene, einer gesellschaftlichen Ebene. Jeder von uns, der im Business tätig ist, in der Bau- und Binnenwirtschaft entlang der kompletten Wertschöpfung (…), unabhängig vom Geschäftsmodell, wenn jeder einfach bei sich selbst anfängt, implementiert und mit anderen zusammenarbeitet, die die Ideen bereits einsetzen, ist man schon sehr gut dabei.
Und jetzt kommen die Superkräfte. Ja, ja, ja – ich denke real. Wir hatten noch nie so viele Möglichkeiten und so viel Wissen zur Verfügung wie heute, die wir so gut und so gezielt und effektiv einsetzen können. Auch das Wissen um die Daten, die wir zur Verfügung haben. Das ist zentral: Wir haben das Wissen, wir haben die Lösungsansätze und wir haben die Daten zur Verfügung, um die Branche Schritt für Schritt effektiver, kostengünstiger, ressourcenschonender und nachhaltiger zu machen. Und am Ende des Tages ist es Voraussetzung, dass wir es der Erde wieder zurückgeben. Das ist neu.
"Und wir haben deutlich mehr Roboter"
Wie sieht die gebaute Umwelt der Zukunft aus, wo fängt man an, das in den Bestand zu integrieren?
Es gibt kein einheitliches Rezept. (…) Bleiben wir in Deutschland, da heißt es ja: 'Lasst uns bitte möglichst das nutzen, was da ist.' Wir haben genug, und wir haben ganz viel Leerstand. Wir haben auch viele Räume und viel Energie, die wir schon vor Jahren eingesetzt haben, um dieses Material in eine Stadt zu bringen. Lasst uns diese Materialien regional nutzen und wiederverwenden.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine Welt so aussieht, dass wir nicht nur das Thema Zirkularität wirklich leben, in dem wir dieses biologische Material und technische Kreise schließen, sondern dass wir uns auch fragen: 'Wie können wir aus einer Immobilie etwas Mobiles gestalten?' Ich habe mal so eine Welt aufgezeichnet in unserem ersten Buch. Ich könnte mir vorstellen, dass wir in der Zukunft viele kleine modulare Bauteile haben, die ein Stück weit beweglich sind.
Das klingt jetzt ein bisschen, als sei es Fiktion, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir in der Zukunft wirklich aus einem Teil ganz viele Nutzungen machen können. Ob das jetzt Mobiliar ist oder die Gestaltung der Außenwand. (...) Gleichzeitig wird sie ein Stück weit so aussehen, wie sie heute aussieht, weil wir die Substanz und die Gebäude nutzen, die wir haben. (…) Wir haben eine sehr hohe Schwarmintelligenz und finden immer Lösungen, wenn wir Lösungen finden müssen.
Die Welt wird so aussehen, dass wir ein bisschen mehr Grün haben werden und viel Erneuerbare. Und deutlich mehr Roboter, mehr Automatisierung. (...) Vieles entzieht sich unserer Vorstellungskraft.
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