Deutscher Immobilientag: Lindnert es beim IVD?
Mehr und mehr sehen Maklerinnen und Makler sich als Mittler zwischen den verschiedenen Parteien. Das waren sie natürlich immer schon, aber der Berufsstand ist lösungsorientierter geworden, pragmatischer. Das Thema Geldwäsche treibt sie um. Muss ja auch, denn wenn etwa 50 Prozent schmutzigen Geldes hierzulande in Immobilien investiert werden, kann ihnen das schaden.
Verbotene Tippgeberprovision? Ausschluss droht
Hatte sich der Verband in einer ausweichenden Stellungnahme zur NDR-Sendung zu nachträglichen (und damit verbotenen) Tippgeberprovisionen im Februar 2022 nicht gerade mit Ruhm bekleckert, so wurde laut Teilnehmern in der diesjährigen Mitgliederversammlung ein Satzungsantrag verabschiedet, der es dem Immobilienverband Deutschland IVD ermöglicht, Makler, die sich dieses verbotenen Mittels bedienen, auszuschließen.
Dass die nun zunehmend ihre Verantwortung der Gesellschaft gegenüber entdecken, liegt mit an Verbandspräsident Jürgen Michael Schick, der dort selbst gut ankommt. Er ist inzwischen unverzichtbar geworden für den IVD. Mit seinem Charisma und seiner Rhetorik verkörpert er ihn gar. Er ist präsent in diversen Talkshows.
Ein knapp halbstündiger Vortrag, frei gehalten und lebendig, war sein Meisterstück auf dem diesjährigen Kongress. Vorbei die Zeit langer, schwerer Grußworte, vorgetragen von hölzernen Rednerdilettanten. Schick hat den IVD moderner und ein Stück weit pragmatischer gemacht. Ob eine zu große Fokussierung auf den Vorsitzenden möglicherweise schlecht ist für den Verband, sei dahingestellt. Der Vergleich mit Christian Lindner drängt sich jedenfalls auf.
Alte und neue Anregungen
Die Botschaften, die der IVD aussendet, sind nicht neu: Es müsse mehr, schneller und günstiger gebaut werden. Nein, der Zyklus sei nicht zu Ende. Schick sprach sich für ein Primat der Innenentwicklung aus, es müsse mehr verdichtet, aufgestockt und "redeveloped" werden.
Der Vorschlag, Kommunen könnten doch bei bestehenden Bebauungsplänen die Geschossflächenzahlen erhöhen, ist zumindest kreativ. Schick fordert ein Regulierungsmoratorium. Unser Baurecht sei im Übrigen ein Neubau-, kein Umbaurecht, dabei sei doch die Entwicklung des Bestands das eigentliche Problem.
Auch der IVD hat das Thema Nachhaltigkeit und ESG erkannt. Makler vermitteln ja nicht nur, sie beraten in Zukunft vielleicht auch über Möglichkeiten, eine Immobilie energetisch aufzuhübschen. Es wurde deutlich: Der IVD ist nach seinem Selbstverständnis nicht mehr nur der Verband der Makler.
Grunderwerbsteuer auf Bundesebene?
Ein bisschen abenteuerlich war Schicks Vorschlag, die Grunderwerbsteuer müsse auf Bundesebene geregelt werden. Aber braucht man nicht hin und wieder revolutionäres Denken für Veränderungen? Er wendete sich gegen ein zentrales Transparenzregister. Aus seiner Sicht folgerichtig: Wer die überbordende Bürokratie anprangert, kann sowas nicht lieben.
So weit ist der IVD dann doch noch nicht. Schick regte ein anderes Register an, das Baulandregister, in das Kommunen bebauungsreife Grundstücke eintragen sollten. Hier ist ihm die Zustimmung der ganzen Branche sicher.
Der IVD hat das sich ihm bietende Fenster für eine Präsenzveranstaltung eindrucksvoll genutzt. Ich gebe zu, dass ich persönlich am Anfang den Versuch, sich aus dem Image eines Spartenverbands zu befreien, belächelt habe. Aber dieser Deutsche Immobilientag war ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass so etwas gelingen kann. Da sind wir dann wieder bei der einen oder anderen Motivationssession: Groß denken kann groß machen! Tschacka!
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