Digitalisierung: Förderprogramme für die Immobilienbranche
Als der Verbund zertifizierter Immobilienverwalter (VZI) jüngst in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Brigitte Kölzer (Hochschule Rosenheim) Immobilienverwaltungen zum Thema Digitalisierung befragt hat, kam heraus: Nur 40 Prozent der Firmen nutzen bislang staatliche Fördermöglichkeiten für ihren Digitalisierungsprozess.
Ein Drittel der befragten Immobilienverwaltungen hat sogar noch nie etwas von einer solchen finanziellen Unterstützung gehört. Dabei gebe es "dutzendeweise" Programme, sagt Jörg Wirtz, Schatzmeister beim VZI und mit seinem Münchner Unternehmen Tqmteam Managementsysteme GmbH Berater von Immobilienunternehmen zum Thema Digitalisierung.
Finanzielle Hilfen für die Digitalisierung: Zuschüsse und zinsverbilligte Kredite
Zuwendungen können die Unternehmen entweder über Zuschüsse bekommen oder über verbilligte Kredite. Die wichtigsten Programme laufen über das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), die Förderbank KfW und über die einzelnen Bundesländer. Bei den Zuschüssen liegt die Förderquote je nach Programm zwischen 30 und 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Programme sind jeweils beschränkt auf einen Maximalbetrag. Das heißt, die Immobilienfirmen müssen auch immer einen Eigenanteil leisten.
Bei den Förderungen über verbilligte Kredite gibt es Konditionen mit sehr niedrigen Zinssätzen mit bis zu zehn Jahren Laufzeit. Zum Teil werden Haftungsfreistellungen oder auch Tilgungszuschüsse gewährt. Für manche Förderprogramme sei es Voraussetzung, sich von einem speziell zertifizierten Beratungsunternehmen begleiten zu lassen, erklärt Wirtz. Ein Beispiel sei das Programm "Go Digital" des BMWi, für das er mit seiner Firma Beratungen durchführen darf.
Das Programm richtet sich – wie die meisten anderen Angebote auch – nicht speziell an die Immobilienbranche, sondern generell an kleine und mittlere Unternehmen. Mit den drei Modulen "Digitalisierte Geschäftsprozesse", "Digitale Markterschließung" und "IT-Sicherheit" unterstützt das Programm Firmen nicht nur bei der Digitalisierung des Geschäftsalltags, sondern auch beim steigenden Sicherheitsbedarf, der durch die zunehmende digitale Vernetzung entsteht. Maximal 30 Beratertage zu einem Höchstsatz von 1.100 Euro werden mit 50 Prozent gefördert. Die Zuschüsse können Unternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von maximal 20 Millionen Euro in Anspruch nehmen. Die autorisierten Beratungsunternehmen übernehmen die Antragstellung für die Fördermittel, die Abrechnung und das Berichtswesen.
Förderangebot in den Bundesländern schwer zu überschauen
Wie viele Immobilienunternehmen das Förderprogramm nutzen oder ob die Branche im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen bei der Antragstellung zurückhaltender ist, kann das BMWi nicht sagen
"Viele Unternehmen der Branche wissen von den Förderprogrammen für Digitalisierungsprozesse gar nichts", so Heiko Senebald, Sprecher des Immobilienverbands Deutschland IVD. Der Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) hat einen ähnlichen Eindruck und habe deshalb jüngst seine Mitglieder selbst über die Fördermöglichkeiten informiert, wie Sprecherin Katrin Lemcke-Kamrath berichtet. "Der Bekanntheitsgrad der Programme müsste deutlich gesteigert werden", meint auch Jan Kricheldorf, Geschäftsführer der Wordliner GmbH, die ebenfalls als vom BMWi zertifiziertes Unternehmen Immobilienfirmen begleitet, die Fördermittel im Bereich Digitalisierung bekommen.
"Wenn mehr Unternehmen von den Angeboten wüssten, könnten auch mehr davon profitieren. Die Förderprogramme sind der richtige Ansatz, wenngleich die Antragstellung manchmal etwas mühselig ist. Da gibt es bei den Förderstellen noch Optimierungsbedarf." Jan Kricheldorf, Geschäftsführer Wordliner GmbH
Um den Digitalisierungsprozess zu unterstützen, hat das BMWi neben den reinen Förderprogrammen deutschlandweit 25 Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren aufgebaut, in denen Unternehmen Informationen und Begleitung bekommen. Diese hätten unterschiedliche Schwerpunktthemen, erklärt Sprecherin Annika Einhorn. Die Bandbreite reiche von Arbeitsorganisation und Digitalisierungsstrategien über die intelligente Produktion und IT-Sicherheit bis hin zu Rechtsfragen und digitalen Geschäftsmodellen. Außerdem gebe es thematische Zentren, darunter eines mit dem Schwerpunkt "Planen und Bauen", das ein Angebot speziell für die Bau- und Immobilienwirtschaft mache. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf Vernetzungsfähigkeit und Methodenkompetenz für das Building Information Modeling (BIM), so Einhorn.
Neben bundesweiten Programmen existieren zudem auch viele Angebote in den einzelnen Bundesländern. Das Problem: Das Angebot ist schwer zu überblicken. Jedes Bundesland hat eigene Förderprogramme, die sich in Schwerpunkten und Konditionen unterscheiden. So bezuschussen Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen die Anschaffung spezifischer Soft- und Hardware mit einer Digitalisierungsprämie oder einem Digitalbonus. Sachsen fördert den Erwerb von Software für Projekte, mit denen Informations- und Kommunikationstechnologien im Unternehmen eingeführt werden. In Schleswig-Holstein wiederum können Unternehmen zwar keine speziell auf die Digitalisierung zugeschnittenen Fördermittel beantragen, über die Investitionsbank Schleswig-Holstein stehen aber Mittel für Digitalisierungsvorhaben zur Verfügung. Außerdem bieten die Länder auch Bonusprogramme, Innovationsgutscheine und speziell zugeschnittene Kredite an.
Eigeninitiative der Immobilienbranche gefragt
Angebot und Fördermöglichkeiten der Länder wechselten häufiger, sagt Wirtz. Um die Fülle der Programme zu überblicken, sei Eigeninitiative der Immobilienbranche gefragt. Vergünstigte Kredite für Digitalisierungsprozesse vergibt vor allem die KfW Bankengruppe. Mit ihrem ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit bietet sie zinsgünstige Darlehen für Investitionen von bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr an. Förderfähig sind zum Beispiel der Aufbau digitaler Plattformen und Apps oder ein IT- und Datensicherheitskonzept.
Und was kostet eine Digitalisierungsstrategie ein Immobilienunternehmen insgesamt? Das sei schwer pauschal zu sagen, meinen die Experten. Viele Faktoren wie Betriebsgröße, vorhandene Softwareausstattung oder der Schulungsbedarf der Mitarbeiter spielten eine Rolle. Meistens bewegten sich die Kosten im niedrigen bis mittleren fünfstelligen Bereich. Laut KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2018 gaben Mittelständler im Jahr 2017 durchschnittlich knapp 17.000 Euro für die Digitalisierung ihres Unternehmens aus.
Der Artikel erschien im Magazin "Immobilienwirtschaft", Ausgabe 06/2019.
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