Neue Aussteller und neue Formate


Expo Real 2024: Neue Aussteller und neue Formate

Auf der Expo Real 2024 gibt es neue und spezielle Formate – wie etwa die Sonderschau "Bauen im Bestand". Auch neue Aussteller konnten die Veranstalter gewinnen. Die Themen könnten bunter nicht sein.

Die neue Geschichte, die sich Entwickler in krisenbehafteten Zeiten mit andauernd höherer Inflation auf die Agenda schreiben, ist die Bestandssanierung. Dazu gibt es auf der Expo Real 2024 spezielle Formate, wie die Sonderschau "Bauen im Bestand" mit Best-Practice-Beispielen. Viele schlüpfen angesichts des herausfordernden Umfelds einmal mehr unter das Städte-Messedach und / oder kommen in begrenzter Zahl zur Expo Real, erklärte Messechefin Claudia Boymanns.

Gleichzeitig sei es gelungen, neue Aussteller zu gewinnen und die Veranstaltung um neue Formate zu erweitern, sodass in diesem Jahr mit sieben Hallen geplant werde.

Chancen für Investoren

"Für mich wird ein Kernthema in München der Zustand des Investmentmarktes sein", so Christopher Mertlitz, Head of European Investments bei W. P. Carey. "Die Preiskorrekturen in einigen europäischen Märkten sorgen für eine schrumpfende Preisdifferenz zwischen Käufern und Verkäufern. Das sollte die Transaktionsaktivität beleben. Das gilt jedoch nicht für den gesamten Immobilieninvestmentmarkt. In einzelnen Märkten und Assetklassen sehen wir weiterhin einen Stillstand – besonders dort, wo die Renditen vor Beginn des Zinserhöhungszyklus am niedrigsten waren."

Aufgrund der starken Fundamentaldaten sieht Mertlitz besonders attraktive Chancen bei Industrieimmobilien, insbesondere bei den Subsektoren Logistik und Produktion. Potenziale gebe es in Europa zudem unter anderem im Lebensmitteleinzelhandel, im Self-Storage-Segment sowie bei Rechenzentren.

Rezepte für den Wohnungsbau

Ein neues Rezept für den Wohnungsneubau hat auch Vonovia nicht. Es gebe kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem, heißt es dort. Und: Die Mietpreisbremse wirke marktwirtschaftlich investitionsschädlich.

Eine Antwort auf knappen Wohnraum gibt Christoph Blepp, Managing Partner der S&B Strategy GmbH, stellvertretend für viele Mitstreiter in diesem Segment. "Überall dort, wo in kurzer Zeit preiswerter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden muss, und das ist ein Großteil des Marktes, sind modulare und standardisierte Produktlösungen unverzichtbar", lautet sein Fazit.

Thomas Beyerle, Immobilienexperte in vielfältiger Funktion, freut sich über vorübergehende berufliche Auszeiten nach zehn Jahren Catella und beobachtet den Markt weiter intensiv. "Die Talsohle ist nahezu erreicht." Langsam gehe es nach etlichen Schocks, die manche auch 2025 noch erwischen würden, wieder in neue Aufbrüche. Die Frage sei jetzt in Teilen schon noch, was passiert, wenn Mittelstandsportfolios im Wohnungsmarkt wieder zur elf- bis 15-fachen Jahresmiete auf den Markt kommen. Bei kleinen Wohnungsportfolios von rund 5.000 Einheiten ohne Kapitalmarktzugang könnten sich manche Geschäftsmodelle vom Markt verabschieden.

Das Einfamilienhaus bleibe in der momentanen Marktsituation kaum mehr darstellbar, auch wenn bis zu 80 Prozent und mehr diesen Wohntraum weiter träumten. Die Perspektive? Kleiner, mit weniger Bauauflagen und flexibler in der Umsetzung.

Hyperscaler: Bedarf für Ansiedlung

Nach Analysen von Aenge­­­­velt Research lassen Internet, Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz den Bedarf an Großrechenzentren (Hyperscalern) rasant wachsen. Mit 82 solcher Rechenzentren auf 70 Hektar Gewerbefläche sei Frankfurt am Main nicht nur der größte Standort in Deutschland, sondern einer der größten weltweit. Weiteren Bedarf für deren Ansiedlung erwarte man auch für Regionen wie Berlin / Brandenburg oder den Rhein-Ruhr-Raum. Politik und Behörden täten sich allerdings vielerorts noch schwer mit diesem recht jungen Typ von Gewerbeimmobilien.

Chiara Aengevelt, geschäftsführende Gesellschafterin des DIP-Gründungspartners Aengevelt: "Großrechenzentren stellen die Industrie der Zukunft dar. Wenn sich der Bedarf in den nächsten fünf Jahren verdoppelt, müssen jetzt in großem Stil geeignete Gewerbeflächen ausgewiesen werden." Die Messe in München dient kurz vor Jahresende der Bestätigung des eigenen Bauchgefühls. Geht noch was oder nicht beim Investieren? Beyerles Prognose: "Das Ergebnis der Abschlüsse könnte leicht über dem Wert Ende 2023 liegen."

Rolf Mensing, Head of Germany bei der CLS Holding und spezialisiert auf Büroflächen, will die Messe nutzen für viele Gespräche mit Banken sowie Investmentmaklern und -consultants. Insgesamt erwartet er eine positivere Stimmung als noch im Vorjahr. "Die Immobilienbranche hat sich mittlerweile zum einen mit den neuen Realitäten abgefunden. Zum anderen blickt sie gespannt auf die sich abzeichnende Bodenbildung, die auch immer Chancen bereithält."

Private-Equity-Liquidität im Fokus

Mensing geht weiterhin von einer konstanten Nachfrage nach hochqualitativen und nachhaltigen Büroflächen in gut angebundenen B-Lagen der A-Städte und A-Lagen der guten B-Städte aus. Mit Blick auf den Bereich Neubau erwartet er im Büroimmobiliensegment kurz- und mittelfristig allerdings wenig Bewegung – sofern es sich nicht um absolute Spitzenlagen handelt. Mensings Tipp für Investoren: "Top-Immobilien gibt es momentan zu attraktiven Ankaufsrenditen, bevor in ein bis zwei Jahren wieder alle einsteigen wollen und somit die Renditen wieder drücken."

Rachel Shone, Real Estate Director, Principal Asset Management, erwartet für 2024, dass die Rückkehr der Liquidität für den Private-Equity-Bereich im Themenfokus sein wird. "Diese Investoren haben höher rentierende Strategien, spezialisierte Sektoren, Sekundärmarktchancen und hochwertige, ESG-fokussierte Investments im Auge." Die Anlagespezialistin erwartet Rückenwind bei spezialisierten Sektoren wie Rechenzentren. Eine voranschreitende Digitalisierung und die rasante Verbreitung von generativer KI treibe die Nachfrage, die Marktlage bleibe indes herausfordernd.

Der Beitrag ist Teil der Ausgabe 04/2024 des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft". Lesen Sie das gesamte Heft auch in der  Immobilienwirtschaft-App.