"Resilient. Gemeinsam. Entschlossen. Jetzt erst recht!" war schon am Tag der Immobilienwirtschaft des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) im Juni 2024 die Devise. Finanzfragen stellen sich mit neuer Dringlichkeit, der Countdown des Klimaschutzes läuft, die Innenstadtgestaltung erfordert Kreativität und umfassende Digitalisierung muss nicht nur beschworen, sondern eben auch realisiert werden. Die Branche will die Starre abstreifen, durchstarten, ist vielfach zu hören.
"In Zeiten riesiger Herausforderungen brauchen wir den Schulterschluss der Tatkräftigen, den Schulterschluss von Politik und Wirtschaft, um unser Land wieder voranzubringen", sagte ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. Der nächste Must-have-Treffpunkt der Immobilienbranche, die Expo Real 2024 in München, bietet Gelegenheiten, Stimmungen und Meinungen zu hören von Kollegen, Kolleginnen und Wettbewerbern, zu diskutieren, was geht und wo es "noch schmerzt“.
Die Preise stabilisieren sich
Was geht (noch) nicht? Vor allem kleine und mittlere Bauunternehmen stehen unter einem Druck, der 2025 wohl noch wachsen wird, es fehlen die Neubauaufträge. Zumindest wird nach Auftragseingang nicht mehr so viel storniert, lautet die positive Seite der Medaille. "Transform & Beyond by Expo Real" ist der Ort auf der Messe, der Zukunftsthemen der Bau- und Immobilienbranche bündeln soll. Die Lage bleibt herausfordernd, aber es mehren sich erste Anzeichen, dass der Tiefpunkt der Preisbildung in Teilen erreicht sein könnte.
Marktdaten belegen einen Anstieg des Transaktionsvolumens und eine Stabilisierung der Preise bei den Nutzungsarten Büro, Einzelhandel, Logistik und Hotel, meint Olaf Janßen, Head of Real Estate Research Union Investment aus Hamburg.
Für Stefan Schillinger, Geschäftsführer der Accumulata Group, ist die Talsohle noch nicht erreicht, auch wenn sich die positiven Zeichen mehren. "Um die aufkommende Aufbruchstimmung zu nutzen, müssen Unternehmen antizyklisch agieren und auf die veränderten Rahmenbedingungen im Markt reagieren", so sein Tipp. Der Münchener Bauprojektentwickler setzt auf Konsolidierung, bevor ein neuer Wachstumszyklus starten könne. Schillinger: "Ab 2026 sind wir zuversichtlich, dass aufgrund zyklischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen eine positive Marktphase eintreten kann."
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zählt
Die Erwartungen und Ziele der gewerblichen Mieter hätten sich deutlich verändert: "Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Mitarbeiterbindung, New Work mit hybriden Arbeitsformen und die Rückkehr ins Büro sind zentrale Herausforderungen der Unternehmen", so Schillinger weiter. Investoren und Kreditgeber werden beim Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit immer sensibler, aber im aktuellen Marktumfeld muss das auch wirtschaftlich darstellbar sein.
Was bietet die Expo Real in diesem Jahr an Orientierung? Neue Konzepte und ein großes Konferenzprogramm sind versprochen. Messechefin Claudia Boymanns: "Die derzeitigen Herausforderungen sind vielfältig und die Situation der Branche komplex. Es geht zum Beispiel um Lösungsansätze für Wege aus der Wohnbaukrise und für bezahlbaren Wohnraum, wie sich das Transaktions- und Finanzierungsgeschäft beleben lässt, welche Rolle internationale Investoren bei der Entwicklung von Immobilienprojekten spielen, wie sich Anlagestrategien von institutionellen Investoren verändern und welche Immobilienmärkte in den Fokus rücken."
Weniger Party, mehr fachlicher Output
Boymanns kündigte darüber hinaus ein Angebot zu Themen wie Dekarbonisierung von Städten und Gebäuden, KI und Robotik, Smart Buildings sowie Digitalisierung und energiewirtschaftliche Lösungen für Quartiere an. Neben ressourcenschonendem Bauen in den wesentlichen Assetklassen sollen zurzeit stark nachgefragte Nutzungen wie Rechenzentren, Science Center und Co. nicht zu kurz kommen.
Einmal mehr trifft man sich im Rahmen einer Arbeitsmesse, angesichts weiter steigender Messekosten wird die Konzentration auf Entscheider offensichtlich, wenige Partys, mehr fachlicher Output und kleinere Unternehmens-Teams bilden die aktuelle Wirtschaftslage ab. Peter Finkbeiner, CEO Praemia REIM Germany, will in diesem Jahr noch stärker über Chancen diskutieren. "Während manche Investoren sich zwangsläufig oder bewusst einen Dornröschenschlaf verordnet haben, nutzen andere selektiv und mit großem Engagement die sich aktuell bietenden Marktchancen, um sich entweder qualitativ hochwertige oder besonders preisdiskontierte Investitionsmöglichkeiten zu sichern."
Der Beitrag ist Teil der Ausgabe 04/2024 des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft". Lesen Sie das gesamte Heft auch in der Immobilienwirtschaft-App.