Road to Green: "Mehr Klimaschutz statt Datenschutz"

Auf der ersten Road to Green-Konferenz in Köln ging es um Probleme und Chancen bei der Sanierung des Gebäudebestands. Datenintransparenz war ein entscheidendes Thema. Hier muss der Gesetzgeber nachbessern, so die Forderung. Rein technisch lässt sich jetzt schon einiges lösen.

Die Rolle der Immobilienwirtschaft beim Ausstoß des klimaschädlichen CO2 ist groß, die Rolle Deutschlands in diesem Thema jedoch eher gering. Trotzdem, so brachte es der Versicherungsexperte David Stachon auf den Punkt, stehe man in der Verantwortung. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai habe die Ansicht vorgeherrscht: Wenn Deutschland hier versage, werde es keiner schaffen. Die psychologische Rolle des Landes sei enorm.

Aber Fakt sei auch: Wenn wir mit dem aktuellen Tempo bei der Bestandssanierung weitermachen, so werde es 100 Jahre länger dauern als geplant.

Der Datenschutz steht im Weg

Es sind nicht so sehr die technischen Gegebenheiten, das wurde deutlich, als vielmehr bürokratische Monster, steuerliche Fragen und die sich ständig wechselnde Förderlandschaft, Stichwort: keine Verlässlichkeit.

Das Thema Daten ist ein großes. Green leases abzuschließen, also Verträge, die auch den Mieter beim Erreichen energetischer Ziele einbinden, können oft nur schwer durchgesetzt werden. Im Einzelhandel ist es ein besonderes Problem. Dabei braucht – gerade wenn es um Finanzierung von Sanierung im Bestand geht – die Bank Gebäudedaten, die in aller Regel nicht vorliegen. Denn allzu oft weigern sich Mieter, ihre Verbrauchsdaten an den Vermieter herauszugeben. Dann wird das mit der Finanzierung aber schwierig.

Allerdings gibt es Hoffnung, denn es gibt viele Start-ups, die in diesem Bereich tätig sind und vielfältige Daten, aus Gebäuden herausziehen können. Leider sei Datenschutz hierzulande ein überbordendes Thema, das es in vielen Fällen schwer mache, auch anonymisierte Gebäudedaten zu heben.

Start-ups und serielles Sanieren

Viele Start-ups stellten auf der Road to Green-Konferenz ihre Tätigkeit vor. Besonders interessant: Syte, die mit künstlicher Intelligenz Geodaten zu allen möglichen geopolitisch interessanten Fragen zusammenstellen können. So etwa zu der, wo es in einer Stadt Aufstockungspotenzial gibt, wo Gebäudedächer liegen, die mit Photovoltaik ausgebaut werden können.

Wichtig ist, das wurde immer wieder betont, dass es nicht darum gehe, aus jedem Gebäude, das energetisch im unteren Bereich sei, ein Topgebäude zu machen. Dies sei gerade aufgrund von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen oft gar nicht möglich. Aber schon die Stufung in eine höhere Energieeffizienzklasse bringe viel.

Serielles Sanieren war ein großes Thema. Victoria Renz-Kiefel von Pre.formance zeigte die Möglichkeiten auf, die es dabei gibt. Gerade in Deutschland biete sich das an, denn hier seien nach dem Krieg viele Gebäude gebaut worden, die man als quadratisch, praktisch, gut bezeichnen kann und die sich aufgrund ihrer Schnörkellosigkeit sehr gut für serielles Sanieren eigneten. Andererseits sieht man hier auch: Bei einem Immobilienbestand von 42 Millionen in Deutschland sind 400.000 mögliche serielle Sanierungen eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Und doch entwickelt sich die Technik rasant.

Transformation: Es geht um den großen Aufbruch

Überhaupt ist die Rolle der Technologie eine große für die Transformation. Es geht um Sektorenkopplung, um die optimale Aussteuerung von Gebäuden, um aktives Energiemanagement.

Von der Road to Green soll ein Signal an die Branche ausgehen, jetzt weiterzumachen. Wir unterschrieben eine Petitionserklärung. Eine gemeinsame Roadmap soll entwickelt werden.

Man merkte: Bei den in Köln versammelten zirka 150 Teilnehmern ging es nicht um "Survive til' 25", sondern darum, die Krise zu gestalten. Die Botschaft ist: früh anfangen. Denn es gibt es einige Gestaltungsmöglichkeiten. Die Hoffnung darauf, dass Regulatorien weniger und Hürden niedriger werden, ist nicht besonders groß. Bitter eigentlich.

Weitere Informationen zur Konferenz Road to Green


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