Makler: Nachfrage nach preisgünstigem Wohneigentum steigt
Die hohen Zinsen und gestiegene Lebenshaltungskosten machen für viele Haushalte einen Immobilienkauf derzeit schwierig – die Folge: Die Nachfrage verschiebt sich hin zu günstigeren Kaufobjekten, wie eine Auswertung des Makler-Portals ImmoScout24 zeigt. Verglichen wurden Daten vor (erstes Quartal 2022) und nach der Zinserhöhung (erstes Quartal 2023).
Der größte Nachfrageanteil entfällt laut ImmoScout24 seit dem Zinsanstieg auf Kaufobjekte, die zwischen 250.000 Euro und 550.000 Euro kosten. Anfang 2022 entfiel der größte Nachfrage-Anteil noch auf Wohnimmobilien zwischen 550.000 Euro und 850.000 Euro.
Schwierige Finanzierung treibt Nachfrage nach günstigen Immobilien
Im ersten Quartal 2023, als das Zinsniveau bei zirka vier Prozent lag, verlagerte sich die Nachfrage zu Immobilien in Preiskategorien zwischen 250.000 Euro und 550.000 Euro. Im ersten Quartal 2022 waren bei einem Zinsniveau von rund einem Prozent noch Immobilien in der Preisspanne von 550.000 Euro bis 850.000 Euro am gefragtesten. Rund ein Drittel (34 Prozent) der Nachfrage entfiel bundesweit auf Häuser und Eigentumswohnungen in dieser Preisspanne.
Auch in den sieben deutschen Metropolen Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München waren Objekte der höheren Preiskategorie im ersten Quartal 2022 am gefragtesten: Der Anteil der Kaufnachfrage lag bei 32 Prozent. Im ersten Quartal 2023 nahm die Nachfrage den Daten zufolge in dieser Preisspanne deutlich ab – um jeweils vier Prozentpunkte: deutschlandweit auf 30 Prozent, in den "Top 7" auf 28 Prozent.
Zinsniveau von vier Prozent: Verdoppelung der Finanzierungsrate
Aktuell sind auf ImmoScout24 inserierte Wohnimmobilien der Preiskategorie zwischen 250.000 Euro und 550.000 Euro deutlich gefragter als die hochpreisigeren Objekte. Deutschlandweit wuchs der Nachfrageanteil in dieser Kategorie um sechs Prozentpunkte auf 29 Prozent. In den Metropolen stieg der Nachfrageanteil sogar um sieben Prozentpunkte auf 34 Prozent. Die preiswerteren Objekte sind in den Großstädten inzwischen am gefragtesten.
"Das Zinsniveau von vier Prozent bedeutet häufig eine doppelt so hohe monatliche Ratenbelastung wie in der Niedrigzinsphase", erklärt Cinja Kinnemann, Geschäftsführerin von Immoverkauf24. Einige Kaufinteressenten müssten zurzeit auch ganz vom Kauf absehen. Das zeige sich darin, dass die relative Nachfrage in der günstigen Preiskategorie bis 250.000 Euro leicht zurückgegangen ist.
Zur Auswertung der Nachfrage wurden die Kontaktanfragen für Wohnungen und Häuser zum Kauf für verschiedene Preiskategorien auf dem Makler-Portal ImmobilienScout24.de im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum ersten Quartal 2022 betrachtet.
McMakler: Preisaufschlag für Immobilien mit hoher Energieeffizienz
Nach aktuellen Daten von McMakler haben sich Häuser und Wohnungen im zweiten Quartal 2023 im bundesweiten Schnitt im Vergleich zum Vorquartal noch einmal leicht um 0,7 Prozent verbilligt. Die Preise sind demnach aber in den A-Städten deutlich gesunken. Mit einer Ausnahme: Gut gedämmte oder sanierte Immobilien werden nicht selten mit Aufschlägen von 40 Prozent gehandelt.
"Interessenten sollten sich darauf einstellen, dass das chronisch knappe Angebot in den kommenden Jahren wieder zu steigenden Preisen führen dürfte" , sagte Felix Jahn, Gründer und CEO von McMakler. Für die jüngste Erhebung hat das Research-Team die Entwicklung der Preise, der Nachfrage und des Angebots sowie Energieeffizienzdaten untersucht.
Spitzenreiter bei der Preiskorrektur waren demnach unter den Bundesländern die Stadtstaaten Hamburg (minus 1,8 Prozent), Berlin (minus 1,6 Prozent) und Bremen (minus 1,6 Prozent) im Vergleich des zweiten mit dem ersten Quartal 2023. Unter den A-Städten registrierte McMakler Research in München einen Preisrückgang von 2,3 Prozent, in Frankfurt von minus 1,8 Prozent, in Köln und Stuttgart von jeweils 1,7 Prozent. "Insbesondere Verkäufer müssen sich darauf einstellen, dass sich am Markt kurz- und mittelfristig ein neues, niedrigeres Kaufpreisniveau etabliert", so Jahn.
Immowelt: Eigentumswohnungen bis zu 64 Prozent teurer als 2018
Im Fünfjahresvergleich haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in den Städten deutlich verteuert: In der Spitze kosten sie knapp 64 Prozent mehr als 2018. Datengrundlage hier sind die durchschnittlichen Angebote von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, drei Zimmer, erster Stock; Baujahr 1990er Jahre) auf dem Portal, die zum Stichtag 1.7.2018 und 1.7.2023 verglichen wurden. Allerdings sind die Angebotspreise in den vergangenen zwölf Monaten in 72 von 76 analysierten Großstädten gesunken – in der Spitze lag der Rückgang bei 13,6 Prozent.
"Durch den Zinsanstieg sei es im Jahr 2022 zu einer sinkenden Nachfrage und zu Preisrückgängen bei Kaufimmobilien gekommen", so Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. Käufer in München zahlen aktuell durchschnittlich 8.575 Euro pro Quadratmeter. 2018 waren es 7.069 Euro (plus 21,3 Prozent in fünf Jahren) – in den vergangenen zwölf Monaten sind die Preise hier um 8,2 Prozent gesunken. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Berlin hat sich seit 2018 sogar um 42 Prozent verteuert – von 3.611 Euro auf 5.128 Euro. Der letztjährige Preisrückgang in der Hauptstadt fiel mit 3,1 Prozent moderat aus.
Deutlich mehr als vor fünf Jahren zahlen Wohnungskäufer laut Immowelt nun auch in Hamburg: Der Quadratmeterpreis stieg im Schnitt von 4.518 Euro auf 6.266 Euro – das ist ein Plus von 38,7 Prozent. Hamburg ist damit preislich an Frankfurt (5.809 Euro) vorbeigezogen. In der Bankenstadt stiegen die Angebotspreise in den vergangenen fünf Jahren um vergleichsweise moderate 16,3 Prozent.
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