Wohnungswirtschaft: Mieter streiten mehr seit Corona
Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie führen zu mehr und schärferen Konflikten unter Mietern, wie eine Umfrage des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) unter seinen Wohnungsgesellschaften zeigt. Seien davor überwiegend "kleine Alltagsprobleme" gemeldet worden, spielten inzwischen vor allem Lärmprobleme mit Nachbarn eine deutlich größere Rolle.
"Die Menschen haben genug von Lockdown, Quarantäne und Einschränkungen und fühlen sich frustriert", schließt VNW-Direktor Andreas Breitner aus dem Ergebnis der Umfrage. Die Unzufriedenheit bekämen zuerst Nachbarn und dann auch die Vermieter selbst zu spüren. Einige berichteten von "zunehmend verhärteten Fronten" zwischen Nachbarn oder Mietern. Die Pandemie verschärfe bestehende Konflikte und steigere Unzufriedenheit und Ungeduld bei den Bewohnern. Hinzu komme, dass wegen der Beschränkungen auch Schlichtungsgespräche schwieriger möglich sind.
Wohnquartiere am Limit: GdW-Handlungsempfehlungen
Schon vor der Pandemie ist es laut Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW, vor allem in sozial benachteiligten Wohnquartieren zu einem Anstieg von Gewalt, Ruhestörungen und Missachtungen der Hausordnung gekommen. Corona wirke wie ein Katalysator.
Der Verband hatte bereits Ende 2020 Handlungsempfehlungen für stabile Wohnquartiere und ein langfristig finanziertes Quartiersmanagement vorgelegt: Die Vertiefungsstudie "Herausforderung: Zusammenleben im Quartier", die von der Minor Wissenschaftsgesellschaft im Auftrag des GdW erstellt wurde, spricht Akteure aus der Wohnungswirtschaft, von Kommunen und sozialen Trägern an – sie ergänzt eine Umfrage unter den GdW-Wohnungsunternehmen, die im November 2019 veröffentlicht worden ist.
Lage in jedem zweiten Wohnquartier verschlechtert
Auch die Mitarbeiter der GdW-Unternehmen berichteten von zunehmender Gewalt ihnen persönlich gegenüber, selbst von tätlichen Angriffen. Insgesamt habe sich in den vergangenen fünf Jahren die Situation mit Blick auf das Zusammenleben der Mieter in fast jedem zweiten Wohnquartier verschlechtert, heißt es in der Studie 2019.
Dem Verband zufolge stehen die Wohnungsunternehmen gerade in belasteten Quartieren vor Problemen wie Kinderarmut, geringem Bildungsstand, Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit, interkulturellen Konflikten, Perspektivlosigkeit, Gewalt in Familien sowie Alkoholismus. Lärmbelästigung, Vandalismus, Verschmutzung, verbale Gewalt und Schlägereien bis hin zu Drogenhandel sorgen für Ärger. Die alteingesessene Mieterschaft reagiere mit Wut, Verzweiflung, Unverständnis und fordere den Erhalt des sozialen Friedens.
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