Dabei spielt auch die in der Immobilienbranche noch etwas stiefmütterlich behandelte Digitalisierung eine Rolle: Diese hilft Ihnen, Prozesse zu verschlanken und Know-how im Unternehmen zu konzentrieren.
Sie kennen sicher die Situation: Die Immobilienbranche boomt, viele Unternehmen könnten ohne Probleme weiterwachsen. Doch bereits jetzt ist mangelndes Personal ein limitierender Faktor auf dem Weg zum Erfolg. Dieses Problem wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verschärfen – Stichwort demografischer Wandel.
Aktuell sind bereits 20 Prozent der #Führungskräfte in der #Immobilienwirtschaft älter als 60 Jahre.
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Und der Nachwuchs fehlt. Während früher bei Stellenausschreibungen stapelweise Bewerbungen auf den Tischen der Personalabteilungen landeten, berichten auf Immobilien spezialisierte Recruiter, dass immer mehr Unternehmen eine professionelle Agentur mit der Suche nach geeigneten Mitarbeitern beauftragen. Doch selbst dann wird es schwierig: Denn gutes Personal ist gefragt. Vor allem Führungskräfte und Spezialisten werden von vielen Firmen hofiert und erhalten alternative Jobangebote – wer wechselwillig ist, nutzt die Chance.
Angebote machen statt Forderungen stellen
Umso wichtiger ist es für Sie, Ihr Unternehmen im Wettstreit um die besten Köpfe gut aufzustellen. Dazu ist es wichtig, umzudenken: Neben das Fordern muss auch hier das Fördern treten. Sprich: Statt Ihr Personal nur auf Leistung und Arbeitseinsatz zu orientieren, geht es für Sie darum, den Kolleginnen und Kollegen auch etwas zu bieten.
Doch wie profilieren Sie sich als attraktiver Arbeitgeber? Da treffen Sie auf ein sehr heterogenes Meinungsbild, umso größer die Belegschaft ist. Studien zeigen, dass vor allem bei jungen Menschen die Höhe des Gehalts oder die Größe des Firmenwagens nicht mehr an erster Stelle stehen. Viel wichtiger ist ihnen die viel zitierte "Work-Life-Balance", wobei diese bei jedem anders aussehen kann. Wer Kinder hat, ist sicher froh, wenn Sie als Arbeitgeber weniger reglementierte Arbeitszeiten vorgeben – der Kollege schaltet sich lieber nochmal abends von zu Hause aus ins Firmennetzwerk ein, wenn die Kleinen im Bett sind. Andere Mitarbeiter möchten gerne Arbeit und Sport verbinden und in der Mittagspause joggen gehen, sie freuen sich über eine Dusche im Keller. Auch mit dem Standort Ihres Unternehmens lässt sich punkten: Ist er gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen? Gibt es genügend Stellplätze, fürs Auto, aber auch für Fahrräder? Kann man in der Mittagspause im unmittelbaren Umfeld kostengünstig und abwechslungsreich essen gehen?
Weiche Faktoren werden immer wichtiger
Weiche Faktoren gewinnen ebenfalls zunehmend Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Dabei spielen zwischenmenschliche Aspekte eine Rolle, wie beispielsweise ein professionelles Arbeitsverhalten zwischen Ihnen als Chef und Ihren Kollegen sowie ein wertschätzender Umgang. Aber es geht auch um ganz praktische Dinge, die Ihren Mitarbeitern den Alltag erleichtern, etwa ein ergonomisch verstellbarer Schreibtisch. Auch mit kleinen Gesten lässt sich zeigen, dass Ihnen die Mitarbeiter etwas wert sind: Das Wohnungsunternehmen Gewoba aus Bremen beispielsweise schickt seine Angestellten an ihrem Geburtstag mittags nach Hause und schenkt ihnen einen halben Tag Urlaub mit der Familie.
Die mittelständisch geprägte Immobilienwirtschaft kann bei vielen dieser Aspekte punkten: Kleineren Firmen ist es möglich, viel individueller auf die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter einzugehen, als in großen Konzernen. Umgekehrt fällt es gerade diesen kleineren und mittelgroßen Unternehmen besonders schwer, geeignete Arbeitskräfte zu finden – das hat eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte ergeben. Die Immobilienbranche bildet hierbei keine Ausnahme. Junge Menschen zieht es eher zu größeren, bekannten Firmen. Umso wichtiger ist es für Sie als mittelständischer Verwalter, Wohnungsunternehmer oder Projektentwickler, Ihre Attraktivität als Arbeitgeber auch publik zu machen. Möglichkeiten gibt es viele: Sie können sich auf Schul- und Absolventenveranstaltungen präsentieren, einen „Tag der offenen Firma“ anbieten oder sich und Ihre Tätigkeiten in den sozialen Netzwerken präsentieren. Hilfreich kann auch die Teilnahme an einem Wettbewerb wie „Top Job“ oder „Great Place to Work“ sein, ebenso wie die Zertifizierung als familienfreundlicher Arbeitgeber. So hat es etwa die Stadtbau Würzburg GmbH gemacht: Das kommunale Wohnungsunternehmen gehört seit 2017 zu den Top 100 der innovativsten Mittelständler Deutschlands – und wirbt mit diesem Gütesiegel auf seiner Homepage.
Doch um Mitarbeiter zum einen für die eigene Firma zu gewinnen, zum anderen langfristig mit dem Unternehmen zu verbinden, reicht es nicht aus, wenn Sie einzelne Maßnahmen pressewirksam darstellen. Sie müssen das Image im Alltag auch authentisch leben. Aus einer bundesweiten Studie der Haufe Group zum Thema Onboarding im vergangenen Jahr geht hervor, dass ein Drittel der neuen Mitarbeiter während der Probezeit ausscheidet. Wenn Sie sich die Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung einmal vor Augen führen, ist das eine schmerzhaft teure Tatsache. Ungefähr die Hälfte der befragten Unternehmen gab zudem an, Probleme bei der Integration neuer Mitarbeiter zu haben. Hier sind regelmäßige Befragungen der Angestellten ein wichtiger Baustein, um ein Gefühl für die Stimmung unter Ihren Arbeitnehmern zu bekommen, sowohl bei den neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen als auch bei den „alten Hasen“. Dadurch kann der eingeschlagene Kurs bei Bedarf jederzeit korrigiert werden.
Ein weiterer Aspekt ist die Innovationskraft eines Unternehmens: Idealerweise kommen Impulse dafür aus der eigenen Belegschaft. Um Ihren Angestellten weitere Anreize zu geben, sich für das Wohl der Firma einzusetzen und somit eine langfristige Mitarbeit zu fokussieren, können Sie auch auf Beteiligungsmodelle setzen. Beim Makler Avision Young erhalten langjährige Beschäftigte zum Beispiel die Möglichkeit, Anteile am Unternehmen zu erwerben.
Digitalisierung ist kein Selbstzweck
Um Ihren Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz und flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, ist eine entsprechende technische Infrastruktur notwendig, mit der Ihre Angestellten jederzeit und von jedem Ort aus auf alle relevanten Daten zugreifen – etwa aus dem Homeoffice. An diesem Punkt kommt die Digitalisierung ins Spiel, die bislang von vielen Unternehmen in der Immobilienbranche noch etwas stiefmütterlich behandelt wird. Dabei ist dieser Aspekt auch beim Kampf gegen den Fachkräftemangel mitentscheidend für den zukünftigen Erfolg. Mit einer modernen IT-Ausstattung erledigen Sie viele alltägliche Prozesse schneller und effizienter – dadurch bekommt Ihre Belegschaft Zeit, sich zum Beispiel mehr um die Belange Ihrer Kunden zu kümmern. Anders ausgedrückt: Digitalisierung schafft mehr Freiraum für analoges Arbeiten mit Mietern und Eigentümern. Personalengpässe, die durch den Fachkräftemangel entstehen, sind leichter überbrückbar. Um das Ganze an dieser Stelle vielleicht bewusst zuzuspitzen: In einem Interview im Verbandsmagazin DDIVaktuell 2/2019 war sogar zu lesen, dass ohne eine radikale Digitalisierung keine qualifizierten Mitarbeiter mehr zu bekommen seien.
Der Mehrwert einer modernen IT-Systemlandschaft lässt sich auch von einer ganz anderen Seite betrachten. Der Düsseldorfer Immobilienverwalter Sebastian Niesen gliederte beispielsweise eine schwer erkrankte Mitarbeiterin langsam wieder über die Homeoffice-Tätigkeit ins Team ein. Das hat zwei Aspekte: Zum einen die Wertschätzung gegenüber einer verdienten Kollegin, zum anderen den Erhalt des enormen und breiten Fachwissens.
Digitalisierung ist für Sie also kein Selbstzweck. Auch wenn langjährige Mitarbeiter möglicherweise das Unternehmen verlassen, bleibt deren Wissen dank digitaler Prozesse erhalten. Damit es gar nicht so weit kommt, ist es ganz entscheidend, die Kolleginnen und Kollegen, die hier und heute tagtäglich gemeinsam mit Ihnen am Erfolg des Unternehmens arbeiten, auf dem Weg in die digitale Transformation mitzunehmen - das Halten und die stetige Weiterqualifikation der Leistungsträger ist ein unverzichtbares Muss. Denn die Treiber des digitalen Wandels und von innovativen Impulsen sitzen nicht nur außerhalb des Unternehmens, sondern in Ihrer eigenen Belegschaft.
Damit der Weg in die Zukunft gelingt, muss der Digitalisierung allerhöchste Priorität eingeräumt werden: Der Prozess ist und bleibt Chefsache. Das bedeutet nicht, dass der Geschäftsführer oder Vorstand alleine für alles verantwortlich ist. Aber er muss dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen.