Auf den Standort kommt es an
Die meisten Young Professionals (78 Prozent) können sich vorstellen, in einem anderen Bundesland zu wohnen. Allerdings kommt es darauf an, in welchem. Am beliebtesten sind Hamburg und Bayern (jeweils 44 Prozent), gefolgt von Baden-Württemberg (39 Prozent), Nordrhein-Westfalen (37 Prozent) und Berlin (34 Prozent).
Die Schlusslichter auf der Beliebtheitsskala bilden die östlichen Bundesländer Sachsen-Anhalt (15 Prozent), Thüringen (18 Prozent), Brandenburg und Sachsen (jeweils 10 Prozent). Aber auch das Saarland (16 Prozent) ist bei jungen Menschen wenig beliebt.
Young Professionals mit Familie und Heimat verbunden
Das sind Ergebnisse der empirischen Untersuchung "Attraktivität eines Standortes aus Sicht von Young Professionals" des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Befragt wurden 899 Personen zwischen 18 und 36 Jahren, die seit Kurzem berufstätig oder noch im Studium oder in Ausbildung sind. Gut ein Drittel wohnt in einer Großstadt, fast ein Vierteil in einer Mittelstadt. In einer Kleinstadt oder in einer Dorfgemeinde wohnen jeweils 16 beziehungsweise 17 Prozent und nur neun Prozent sind in einer Metropole zuhause.
Die meisten der befragten Young Professionals wollen in der Nähe ihrer Familie bleiben und ihre Heimat nicht verlassen (76 beziehungsweise 75 Prozent). Als weitere Gründe, den Wohnort nicht zu wechseln, wurden genannt: "Ich möchte meinen Arbeitgeber nicht wechseln" (24 Prozent), die berufliche Situation des Partners oder der Partnerin (22 Prozent), die Mentalität der Bevölkerung (19 Prozent) und zu hohe Wohnkosten (17 Prozent). Andere Gründe wie die Verkehrssituation, Freizeit- oder Kulturangebote oder die IT-Infrastruktur verzeichneten dagegen nur wenige Nennungen.
Wohnort: Der ländliche Raum ist hoch im Kurs
Gleichzeitig machen eine gute Verkehrsinfrastruktur und ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr einen Wohnort aus Sicht der Befragten besonders attraktiv. Weitere Attraktivitätsfaktoren sind die Sicherheit des Standorts, eine schnelle Internetgeschwindigkeit, geringe Wohnkosten, die Nähe zur Natur und geringe Lebenshaltungskosten. Wenig gefragt sind dagegen attraktive Kulturangebote oder eine urbane Umgebung.
Als Wohnort stellen sich die Befragten am ehesten eine Kleinstadt oder mittelgroße Stadt (jeweils 57 Prozent) vor. Ländlich zu wohnen – also in einem Dorf – können sich 44 Prozent vorstellen. Etwas weniger beliebt sind Großstädte (42 Prozent) und deutlich unattraktiver erscheinen Metropolen mit über einer Million Einwohnern (27 Prozent).
Es zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Fast jede zweite weibliche Befragte bevorzugt den ländlichen Raum. Mehr als 60 Prozent der befragten Frauen können sich vorstellen, in einer Kleinstadt zu leben und fast 60 Prozent sehen für sich eine mittelgroße Stadt als Wohnort.
Arbeitsort: Am liebsten in der Nähe der Heimat
47 Prozent der Befragten suchen aktiv oder passiv nach einem neuen Job. Drei von vier suchen in der Nähe, nicht mehr als 100 Kilometer entfernt. "Dies resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit auch aus der Heimatverbundenheit und der Nähe zur Familie, die die Befragten als zentrale Gründe nannten, eine Region nicht zu verlassen", kommentiert Professorin Jutta Rump, Direktorin des IBE, die Ergebnisse.
Für den idealen Arbeitgeber würden sich die Young Professionals jedoch trotz Heimatverbundenheit und Familienbezug bereit zeigen, die Region zu verlassen. Dabei sind die befragten Männer (82 Prozent) etwas eher zu einem Umzug bereit als die Frauen (70 Prozent). "Grundsätzlich zeigt sich, dass der 'ideale' Arbeitgeber eine höhere Bedeutung als der Wohnort hat. Wenn ein Arbeitgeber als 'ideal' wahrgenommen wird, würden die meisten Young Professionals mobil sein und umziehen – zumindest für eine gewisse Zeit", sagt Anna-Maria Ogermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IBE.
Umziehen für den idealen Arbeitgeber
Ähnlich wie beim Wohnort spielt auch beim Arbeitsort, an den die Young Professionals ziehen würden, die Attraktivität des Bundeslands eine Rolle. Hier konnten die Studienautorinnen vier Cluster bilden:
- Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg gelten als besonders attraktiv (Cluster 1).
- Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz werden ebenfalls als attraktiv wahrgenommen (Cluster 2).
- Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Thüringen weisen eine geringe Attraktivität auf (Cluster 3).
- Das Saarland und Sachsen-Anhalt zeigen die geringsten Attraktivitätswerte (Cluster 4).
Was einen Arbeitsort attraktiv macht
Nicht nur das Bundesland, sondern auch der Arbeitsstandort spielt eine Rolle bei der Entscheidung für einen Umzug. Auch hier konnte die Studie unterschiedliche Attraktivitätsfaktoren ermitteln. Diese lassen sich in vier Prioritätsstufen einteilen:
- Priorität 1: Wohnortnähe und Sicherheit.
- Priorität 2: Die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder per Rad sowie Einkaufsmöglichkeiten.
- Priorität 3: Die Nähe zur Natur sowie ausreichend Gastronomieangebote in der Umgebung spielen im Zusammenhang mit dem Arbeitsort nur eine untergeordnete Rolle. Auf den ersten Blick scheint das auch für Schule und Kita zu gelten. "Wenn man jedoch berücksichtigt, dass die Gruppe der Young Professionals, die bereits Kinder haben, eher klein ist, relativieren sich diese vergleichsweise geringen Werte", so Jutta Rump.
- Priorität 4: Erholung- und Kulturangebote sind nur bedingt von Bedeutung.
Grundsätzlich gilt, dass die männlichen Befragten höhere Ansprüche an den Arbeitsstandort stellen als Frauen - insbesondere was die Themen Freizeit- und Gastronomieangebote, Erholung und Kultur angeht. Lediglich das Thema Sicherheit ist den befragten Frauen wichtiger.
Wie Vergütung und Remote Work zur Mobilität beitragen
Die IBE-Studie nimmt auch die Vergütung in den Fokus: Beeinflusst die zu erwartende Vergütung in der Region des Arbeitgebers die Wahl des Arbeitsstandorts? Die Antwort lautet: Ja. Fast 70 Prozent der Befragten bewerten die Vergütung als Selektionskriterium. "Dies ist eindeutig ein Standortnachteil für Ostdeutschland und ein Standortvorteil für Süddeutschland", so Anna-Maria Ogermann.
Darüber hinaus wird in der Studie die Möglichkeit des mobilen Arbeitsplatzes in Beziehung zum Arbeits- und Wohnort gesetzt. Es wird deutlich, dass mit zunehmendem Anteil von mobiler Arbeit der Arbeitsstandort eine geringere Rolle spielt. Beträgt der Anteil der mobilen Arbeit weniger als 50 Prozent, hat der Arbeitsort für 42 Prozent der befragten Young Professionals eine Bedeutung. Steigt der Anteil der mobilen Arbeit auf über 50 Prozent, sind es nur noch 32 Prozent der Befragten, für die der Arbeitsort wichtig ist.
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