Zwischen Maske und digitalen Tools: Arbeitsbelastung unter Corona
Jedes Jahr wird für den Index "Gute Arbeit" des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) eine Repräsentativerhebung unter abhängig Beschäftigten durchgeführt, um zu erfragen, wie sie ihre Arbeitsbedingungen bewerten. Schwerpunkt der aktuellen Befragung ist die Veränderungen der Arbeitswelt während der Hochphase der Pandemie. Der Gesamtindex liegt wie 2020 bei 65 von 100 Punkten, 2019 waren es 63. Der Teilindex "Einkommen und Sicherheit" steigt stetig an, der Teilindex "Belastungen" knickte seit 2020 nach unten.
Digitale Kommunikation führt zu Belastungszunahme
Für die Kontaktreduktion wurde bei 42 Prozent der Befragten die innerbetriebliche Kommunikation, mit Kollegen und Vorgesetzten, in hohem oder sehr hohem Maß durch digitale Kanäle ersetzt – am stärksten im Bereich Information und Kommunikation und in der Finanz- und Versicherungsbranche. Bei rund zwei Fünftel hielt die digitale Kommunikation nur wenig Einzug, darunter die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen und das Baugewerbe. Insgesamt 35 Prozent berichteten, die Digitalisierung der Kommunikation habe zu einer Zunahme ihrer Arbeitsbelastung geführt, verneinen konnte das nur eine Minderheit von acht Prozent. Mehr als die Hälfte merkte keinen Unterschied.
Genauso wurden externe Kontakte mit Kunden, Klienten oder Patienten digital ersetzt. Die Ergebnisse fallen sehr ähnlich aus. Auch Dienst- und Geschäftsreisen waren von pandemiebedingten Streichungen betroffen. Bei über 70 Prozent der Befragten gab es in (sehr) hohem Maß digitalen Ersatz. Je rund 30 Prozent erleben das als Belastungsabnahme und -zunahme.
Digitale Arbeitsmittel: ein Viertel ohne Schulung
Insgesamt erhielten rund zwei Fünftel eine Schulung für die neuen digitalen Arbeitsmittel, für ein Drittel war die Schulung nicht nötig – für 27 Prozent gab es keine angemessene Schulung. Von denjenigen Befragten, die mit neuen digitalen Tools arbeiten, haben insgesamt drei Viertel das Gefühl, bei auftretenden Problemen in (sehr) hohem Maß unterstützt zu werden. Nur fünf Prozent gaben an, überhaupt nicht unterstützt zu werden, bei immerhin einem Fünftel ist die Unterstützung gering.
Infektionsschutzmaßnahmen erschweren Arbeit für knapp ein Drittel
Unter den Befragten, deren Betrieb Maßnahmen zum Infektionsschutz ergriff, gab fast ein Drittel an, dass die Arbeit dadurch in hohem oder sehr hohem Maß erschwert wurde. Ein weiteres Drittel konnte eine Arbeitserschwernis nicht bestätigen. Es sind vor allem diejenigen Befragten von einer Arbeitserschwernis betroffen, deren Tätigkeit entweder einen hohen Grad an Interaktionsarbeit beinhaltet oder auf körperlich schwerer Arbeit basiert. Hier sprachen insgesamt 36 beziehungsweise 37 Prozent von einer Erschwernis. Am höchsten ist die Rate mit rund drei Fünftel im Bereich Erziehung und Unterricht, am niedrigsten in der Informations- und Kommunikationsbranche mit nur zehn Prozent.
Ansteckungssorgen variieren je nach Berufsfeld und erfolgter Gefährdungsbeurteilung
Insgesamt fühlte sich eine Mehrheit von 77 Prozent in hohem oder sogar sehr hohem Maß vor einer Corona-Ansteckung bei der Arbeit geschützt. Ebenso berichteten mehr als vier Fünftel der Befragten, dass der Betrieb in (sehr) hohem Maß Schutzmaßnahmen getroffen hätte, die von fast ebenso vielen als in (sehr) hohem Maß für ausreichend bewertet wurden. Klar wird aber auch, dass das Schutzgefühl vom jeweiligen Berufsfeld abhängt. So fühlten sich insbesondere Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte unzureichend geschützt.
Defizite scheint es offenbar im Bereich Gefährdungsbeurteilung zu geben. Nur zwei Fünftel gaben an, dass ihr Betrieb eine solche Gefährdungsbeurteilung durchgeführt hat, 37 Prozent verneinte das und ein Fünftel wusste es nicht. Wo es allerdings Gefährdungsbeurteilungen gab, stieg das Schutzgefühl und es wurden häufiger in (sehr) hohem Maß ausreichende Maßnahmen ergriffen.
Für den DGB-Index "Gute Arbeit" 2021 wurden per Zufallsstichprobe und telefonisch 6.407 abhängig Beschäftigte befragt. Die Erhebung fand von Januar bis Juni 2021 statt. Neben den benannten Schwerpunkten hat der Report auch weitere Themenfelder, etwa das Arbeitserleben im Homeoffice, untersucht.
Die detaillierten Ergebnisse zum Report finden Sie hier.
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