Gender Pay Gap schrumpft
Am 6. Juni 2017 ist das Entgelttransparenzgesetz in Kraft getreten. Es erlaubt Beschäftigten, ihr Gehalt innerhalb ihres Betriebes (ab 200 Mitarbeiter) mit identischen oder ähnlichen Stellenprofilen zu vergleichen. So können sie überprüfen, ob sie eine faire Bezahlung erhalten. Ziel des Gesetzes ist, den Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern zu verringern.
Gender Pay Gap 2018 in Deutschland
Wie steht es aktuell um die Entgeltlücke in Deutschland im Jahr 2018? Einblicke gibt der "Entgeltmonitor 2018". Die Gehaltsanalysten von Compensation Partner haben dafür 219.734 Datensätze ausgewertet, um die Lohnlücke zu untersuchen. Außerdem haben sie die Daten mit dem Entgeltmonitor 2017 verglichen.
Unbereinigte Entgeltlücke: 26,5 Prozent
Laut der Auswertung verdienen Männer im Durchschnitt 47.928 Euro brutto pro Jahr, Frauen erhalten 35.235 Euro. Damit beträgt die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern 26,5 Prozent. Es handelt sich dabei um den unbereinigten Wert. „Der unbereinigte Wert sagt wenig aus. Es ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, da unterschiedliche Stellenprofile gegenübergestellt werden – zum Beispiel berufserfahrene Akademiker und junge Beschäftigte kurz nach ihrer Ausbildung. Für eine präzise Überprüfung der Entgeltlücke müssen identische oder sehr ähnlicher Stellenprofile miteinander verglichen werden“, so Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.
Anmerkung: Die von Compensation Partner gemessene Entgeltlücke fällt höher aus als die, die vom Statistischen Bundesamt herausgegeben wurde (21 Prozent). Das Bundesamt erfasst Gehälter nur bis zur Sozialversicherungsgrenze – Compensation Partner berücksichtigte bei seiner Analyse dagegen die Daten auf dem gesamten Markt.
Europaweit liegt der durchschnittliche unbereinigte Gender Pay Gap bei 16,2 Prozent, und somit deutlich unter der unbereinigten Entgeltlücke in Deutschland. Die größte Entgeltlücke in Europa hat Estland, die kleinste Rumänien. Auch die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands sind teilweise beträchlich. So ist der Gender Pay Gap im Bundesländervergleich am höchsten in Baden-Württemberg (20,6 Prozent), am geringsten fällt er in Brandenburg aus. Hier verdienen Frauen sogar 5,5 Prozent mehr als Männer.
Bereinigte Entgeltlücke: 4,5 Prozent
Um den bereinigten Gender Pay Gap zu ermitteln, hat Compensation Partner nicht nur Berufe, sondern auch die Anforderungsniveaus der Jobs in zwei unterschiedlichen Personengruppen berücksichtigt. Die erste Gruppe umfasst Berufe, deren Mediangehälter mit rund 33.000 Euro leicht unter dem Medianeinkommen in Deutschland liegen, die zweite Gruppe beinhaltet Berufe mit Gehältern um die 60.000 Euro. Während die Entgeltlücke in der geringer vergüteten Gruppe bei 1,4 Prozent liegt, beträgt sie in der höher verdienenden 7,6 Prozent. Insgesamt ergibt sich daraus ein bereinigter Gender Pay Gap von 4,5 Prozent. Damit ist die Entgeltlücke im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte geschrumpft.
Gender Pay Gap im Branchenvergleich
Im Branchenvergleich bei der geringer vergüteten Gruppe liegt die größte Entgeltlücke in der Softwareentwicklung mit 7,5 Prozent vor. Es folgen das Versicherungswesen (7,3 Prozent) und die Metallindustrie (5,4 Prozent). In der höher vergüteten Gehaltsklasse sind die Entgeltlücken hingegen signifikanter: Im Gesundheitswesen beträgt sie 10,4 Prozent, in der Logistik 9,9 Prozent und in der Werbung beziehungsweise Public Relations (PR) 9,8 Prozent.
Gender Pay Gap nach Alter
In der höher vergüteten Gruppe ist die Entgeltlücke bei den Beschäftigten zwischen 50 und 59 Jahren mit 7,8 Prozent am größten. In der niedrigeren Verdienstklasse beträgt sie dagegen für die gleiche Altersgruppe nur 0,5 Prozent. Zudem verdienen Frauen mit über 60 Jahren sogar 2,8 Prozent mehr als Männer.
Wo Frauen mehr verdienen als Männer
Laut Studie gibt es auch Branchen, in denen Frauen mehr verdienen als Männer. Dies gilt vor allem für Beschäftigte in Berufen der niedrigen Gehaltsklasse. Die höchste Entgeltlücke zu Gunsten der Frauen liegt in der Touristik- und Freizeitindustrie mit 5,5 Prozent vor. In der Lebensmittelbranche (3,2 Prozent) und in der Unternehmensberatung (2,9 Prozent) beziehen weibliche Beschäftigte ebenfalls ein etwas höheres Einkommen als ihre männlichen Kollegen.
Stichproben von Berufepaaren
Um den Lohnunterschied an Beispielen deutlich zu machen, hat Compensation Partner aus unterschiedlichen Berufepaare ermittelt, die hinsichtlich der Region, des Alters, des Bildungshintergrundes und der Firmengröße identisch sind. Das Resultat: In allen Fällen errechneten die Experten eine Entgeltlücke zu Ungunsten der Frauen. Vier Beispiele sind in der Studie aufgeführt: Für die Stichprobe im Marketing beträgt die Lohnlücke 5,8 Prozent, für Rechtsanwälte 3 Prozent und in der Krankenpflege 2,9 Prozent. Am höchsten ist der Wert bei dem Paar in der Unternehmensberatung mit 8,7 Prozent.
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