Auf den Hund gekommen
Jetzt haben wir den Schlamassel. Zehntausende neue Bürohunde sind innerhalb des letzten Jahres angeschafft worden. Solange die Homeoffice-Pflicht das Büro in die eigenen vier Wände zwangsverlegt hat, war der Bürohund ein Hund wie jeder andere.
Ende des Homeoffice naht
Doch am 30. Juni 2021 endet die Homeoffice-Pflicht. Noch tapst der süße Welpe nichtsahnend Frauchen unbeholfen auf großen Pfoten hinterher und weiß nichts von den schwerwiegenden Veränderungen, die in seinem Leben bevorstehen. Entweder – aber das ist allenfalls bei Teilzeitbeschäftigten eine mögliche Lösung des Problems – kommt es zu "Balu allein zu Haus" oder aber der Homeoffice-Hund wird tatsächlich zum echten Bürotier.
In einigen Doppelbüro-Arbeitnehmerhaushalten tüftelt man noch, wie die Arbeitszeiten im künftigen Drei-Anwesenheitstage-plus-zwei-Homeoffice-Tage-Hybridmodell in Herrchens Firma und dem "Dienstag-bis-Donnerstag-ist-Kernanwesenheit"-Modell bei Frauchens Arbeitgeber schlau so kombiniert werden können, dass eine stete Homeoffice-Wahrnehmung auch weiterhin eine liebevolle Betreuung des schwanzwedelnden Familienmitglieds in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Mit einem Krankheitstag wöchentlich (man kann sich ja abwechseln) funktioniert das einwandfrei (man wollte ohnehin nach der Pandemie mehr entschleunigen).
Aber viele Unternehmen beugen solchen Auswüchsen bereits vor und lassen es erst gar nicht so weit kommen, dass ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, statt kreativ Innovationen zu entwickeln, vor Sorge um das Wohlbefinden des alleingelassenen Vierbeiners nervös vor dem Kopierer herumtänzeln: Der Hund darf künftig mit zur Arbeit!
Bürohund: Funke macht es vor
Bei der Funke Mediengruppe etwa sollen Bürohunde künftig ein "fester Bestandteil der Bürokultur" werden. Für das Programm "Funky Dogs" wurden sogar zwei "Chief Dog Officers" benannt. Ab Mitte August 2021 sollen die ersten Bürohunde in die Essener Konzernzentrale der Funke Gruppe einziehen. Weitere Standorte können und sollen folgen. Die Einführung der Bürohunde wurde mit Fachabteilungen wie dem Gebäudemanagement oder der Arbeitssicherheit professionell geplant, die Projektkoordination liegt bei der Unternehmenskommunikation (gute Kommunikationstechnik ist sicher hilfreich beim Onboarding der neuen vierbeinigen Kollegen).
Die Möglichkeit, jetzt auch ihren Hund mit an den Arbeitsplatz zu nehmen, soll den Mitarbeitenden helfen, ihre im Homeoffice erlebte Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten. Damit die Bürohunde nicht zu Problembären mutieren, sondern echte "Funky Dogs" werden, hat das Projektteam ein festes Regelwerk erstellt. Die beiden "Chief Dog Officers" beraten außerdem die Halterin oder den Halter, bevor ihr oder sein Tier zum ersten Mal ins Büro darf.
Neue Karrierechancen als Bürohund-Integrationsexperte
Dieser Aufwärtstrend in Sachen Bürohund eröffnet – wer wollte nicht auch gerne "Chief Dog Officer" sein? – ganz neue Karrieremöglichkeiten. Sind Sie Ihrer Arbeit schon länger überdrüssig? Haben Sie vom 18. bis 20. August 2021 schon etwas vor? Ja und Nein? Dann schlagen Sie zu: Der Bundesverband der Bürohunde bietet eine dreitägige Ausbildung zum zertifizierten Integrationsexperten (m/w/d) bei der Zulassung von Bürohunden in Unternehmen an. Nicht schlimm, wenn Sie an einer Hundehaar-Allergie leiden, die Weiterbildung findet online statt!
Sie lernen die "Roadmap der neun Schritte der erfolgreichen Integration von Hunden im Büro" zum Vorteil aller Beteiligten umsetzen zu können. "Inklusive zeitsparender Abkürzungen". Klar, bisweilen werden Abkürzungen unumgänglich sein. Hat der Rottweiler der Kollegin vom Empfang (übrigens kann ein Rottweiler als Bürohund gerade am Empfang einem Unternehmen schneller zu einer ganz neuen Besuchskultur verhelfen als langwierige Change-Projekte es je vermocht hätten) nach den ersten drei Schritten schon den Chihuahua des IT-Leiters gefressen, endet seine Integration vielleicht schon, bevor er sich in den nächsten sechs Schritten noch den Yorkshire Terrier der Personalreferentin und den Zwergpinscher des Compliance-Beauftragten einverleiben kann.
Must-Have im Employer Branding
Aber zurück zum Ernst des Bürohundelebens, in dem es anders als im echten Wirtschaftsleben wohl nur selten um "Fressen oder gefressen werden" gehen wird. Der Bürohund ist auf dem allerbesten Weg zum neuen Must-Have im Employer Branding. Der Bundesverband der Bürohunde entwickelt ein Bürohund-Jobportal, auf dem ausschließlich Stellenangebote mit Bürohund veröffentlicht werden. Betriebskindergarten war gestern. Wollen Sie auch morgen noch vielversprechende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, sollte Ihr Unternehmen für den Bürohund gerüstet sein.
Die gute Nachricht: Die meisten Bürohunde sind relativ anspruchslos, größere Umbaumaßnahmen werden selten nötig sein. Dringend empfohlen wird allerdings ein Bürohundebett für jeden Bürohund. Ein solches hat – wie praktisch – der Bundesverband der Bürohunde zusammen mit einem Hundebettenhersteller speziell für die Ansprüche des Bürohundes entwickelt. Dringt künftig lautes Schnarchen aus dem Rechnungswesen, wird zumindest niemand mehr vermuten, dass dem Müller-Lüdenscheid nach dem Mittagessen mal wieder der Kopf auf die Tastatur gesunken ist. Das muss sein Labrador im Büro-Hundebett sein.
Die Entwicklung bleibt nicht stehen
Wo geht die Entwicklung noch hin? Ganz klar: Als nächstes wird wohl der Weiterbildungssektor vor die Hunde gehen. Erste Bürohunde-Weiterbildungsplattformen sind in der Entstehung begriffen. Top-Bausteine:
- "Angstfrei ins Büro" für Mitarbeitende mit panischer Angst vor Hunden,
- "Der Hütehund bei Feueralarm – alle Beschäftigten in zwei Minuten am Sammelplatz" und
- "Neue Businesschancen ausfindig machen – Lernen vom Spürhund".
Ein haltloses Gerücht ist allerdings, dass bei der nächsten Wahl zum CHRO of the Year der Chief-Hunde-Rückenkraul-Officer gesucht wird.
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