"100 Studierende ins Homeoffice geschickt"
Haufe Online-Redaktion: Glückwunsch zum Kategoriensieg bei den "Students' Choice Awards". Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Zusammenarbeit mit Studierenden?
Alicja Copija: Die Beschäftigung von Studierenden ist für uns sehr wichtig. Pro Jahr stellen wir rund 100 Studierende ein, das hat sich seit Beginn der Coronapandemie nicht verändert. Während viele andere Unternehmen den Einsatz von Studierenden 2020 stark heruntergefahren haben, war das bei uns nicht der Fall. Wir beschäftigen Studierende, um sie bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und später nach Möglichkeit in eine feste Anstellung zu übernehmen. Wir geben ihnen die Gelegenheit, an realen Projekten mitzuarbeiten, damit sie am Ende ihrer Studienzeit fähig sind, wertschöpfend mitzuarbeiten und bei Interesse Vollzeit für uns tätig zu werden. Um dieses Ziel zu verwirklichen, kooperieren wir mit zahlreichen Universitäten und versuchen uns als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Pflichtpraktika oder Werkstudierenden-Verträge
Haufe Online-Redaktion: Für welche Tätigkeiten setzen Sie Studierende in erster Linie ein?
Copija: Studierende arbeiten bei uns in allen Abteilungen, also im Marketing, der Softwareentwicklung, im Vertrieb, im Produktmanagement, in HR oder der Unternehmenskommunikation. Es gibt zwei Beschäftigungsformen: die eine ist das Pflichtpraktikum, das von vielen Hochschulen gefordert wird, die andere sind Werkstudierenden-Verträge.
Haufe Online-Redaktion: Ihre Unternehmenssprache ist Englisch. Heißt das, dass Studierende fließend Englisch sprechen müssen, wenn sie für Teamviewer arbeiten wollen?
Copija: Da die interne Kommunikation in englischer Sprache stattfindet, wird von allen Beschäftigten, ob Studierende oder Festangestellte, erwartet, dass sie Englisch sprechen. Wir beschäftigen viele Studierende aus dem Ausland, weil die Universitäten in und um Stuttgart interessante Kooperationen mit ausländischen Hochschulen haben. Für Jobs im Vertrieb sind auch zusätzliche Sprachkenntnisse von Vorteil, zum Beispiel Französisch oder nordische Sprachen. Aber Englisch ist die Grundvoraussetzung.
Studierende arbeiten eigenverantwortlich in Projekten
Haufe Online-Redaktion: Was tun Sie, um von Studierenden als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden?
Copija: Wir sind auf Events und Karrieremessen präsent, was im Jahr 2020 schwierig war. Worauf wir Wert legen, ist, klar zu kommunizieren, dass unsere Studierenden in realen Projekten beschäftigt sind. Sie kochen keinen Kaffee, sondern übernehmen Projekte, die einen Einfluss auf das Unternehmen haben. Während der Coronapandemie haben wir rund 100 Studierende ins Homeoffice geschickt und dort mit Laptops und Monitoren ausgestattet. Das bedeutete eine große Verantwortung sowohl für Führungskräfte als auch für die Studierenden. Letztere bekommen so die Möglichkeit, zu beweisen, dass sie eigenverantwortlich arbeiten und sich an sich ändernde Situationen anpassen können. Studierende werden bei uns wie alle anderen Beschäftigten behandelt: Sie sind Teil des Teams und können zum Beispiel auch an Sprachkursen und anderen Aktivitäten teilnehmen.
Studierende kochen bei uns keinen Kaffee, sondern übernehmen Projekte, die einen Einfluss auf das Unternehmen haben." Alicja Copija, Talent Acquisition Lead bei Teamviewer
Haufe Online-Redaktion: Wie funktioniert die Kommunikation, wenn die Studierenden zu Hause arbeiten?
Copija: Insbesondere die regelmäßige Kommunikation mit der Führungskraft ist wichtig, da Studierende oft noch nicht so lange beim Unternehmen beschäftigt sind und mehr Anleitung benötigen. Doch darüber hinaus gibt es keine speziellen Maßnahmen, um die Studierenden im Homeoffice besser einzubinden. Wie bereits erwähnt, sehen wir sie als gleichwertigen Teil unserer Belegschaft an. Für alle Beschäftigten finden häufiger Calls und Meetings statt, um den Team-Spirit aufrechtzuerhalten.
Haufe Online-Redaktion: Haben sich Ihre Maßnahmen für das Employer Branding und Recruiting seit Beginn der Coronapandemie verändert?
Copija: Das Employer Branding ist schwieriger geworden, denn die Teilnahme an externen Events war kaum noch möglich. Alternativ haben wir versucht, an Online-Karriere-Events teilzunehmen oder solche zu veranstalten. Doch Teamviewer ist im vergangenen Jahr ohnehin stark gewachsen – wir haben insgesamt rund 800 Personen, Studierende und Vollzeitmitarbeitende, eingestellt. Deshalb waren keine zusätzlichen Employer-Branding-Aktivitäten nötig. Es war eine sehr große Herausforderung, während der Coronapandemie so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzugleisen. Doch wir sind ein Tech-Unternehmen, das Remote Software entwickelt. Aus der Ferne zu arbeiten, liegt also in unserer DNA.
Es war eine Herausforderung, während der Coronapandemie 800 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen und zu integrieren." Alicja Copija, Talent Acquisition Lead bei Teamviewer
Haufe Online-Redaktion: Ihr Unternehmen wurde in der Sonderkategorie "Covid-19-Management" ausgezeichnet. Was ist das Besondere an Ihrem Umgang mit der Pandemie?
Copija: Wir freuen uns, dass die Studierenden aus Deutschland unseren Umgang mit der Pandemie loben. Ich denke, was uns auszeichnet, ist die schnelle und regelmäßige Kommunikation aller Regierungsentscheidungen mit Corona-Bezug. Wir beschäftigen viele Nationalitäten und nur ein Teil unserer Belegschaft spricht Deutsch. Deshalb war es wichtig, sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden jederzeit informiert sind, welche Maßnahmen aktuell gelten und wie das Unternehmen dazu beiträgt, dass alle gesund bleiben. Wir haben sehr schnell reagiert und beispielsweise schon im März 2020 festgelegt, dass wir unsere Reisen zwischen den Niederlassungen stark reduzieren. Wir schränkten externe Besuche ein und stellten sicher, dass alle Beschäftigten von Anfang an mit qualitativ hochwertigen Masken ausgestattet wurden. Darüber hinaus reduzierten wir die Bürokapazitäten um 50 Prozent und sorgten dafür, dass es im Büro Markierungen gibt, die den Abstand zwischen Personen sicherstellen.
Homeoffice für fast alle
Haufe Online-Redaktion: Welche weiteren Maßnahmen führten Sie durch, als klar wurde, dass die Pandemie nicht so bald vorbei sein wird?
Copija: Inzwischen sind bei uns nur noch wenige Beschäftigte regelmäßig im Büro, zum Beispiel solche, die für geschäftskritische Prozesse verantwortlich sind. Außerdem geben wir Kolleginnen und Kollegen, die zu Hause nicht ungestört arbeiten können, die Möglichkeit, weiter im Büro zu arbeiten. Hierfür haben wir individuelle Arrangements getroffen, denn es war uns wichtig, dass die Produktivität aufrechterhalten wird. Allen Personen, die im Büro arbeiten, stellen wir alle 48 Stunden einen Test zur Verfügung. Selbst-Tests haben wir Anfang März, also bereits vor der Testpflicht, eingeführt, da sie ein wichtiges Instrument für uns sind, um die Gesundheit unserer Beschäftigten sicherzustellen.
Alicja Copija leitet das Recruiting bei Teamviewer. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Göppingen ist Preisträger der "Students' Choice Awards" in der Sonderkategorie "Covid-19-Management".
Students' Choice Awards: Preisträger 2021 | |
Für die "Students' Choice Awards" von Studitemps wurden innerhalb der Studienreihe "Fachkraft 2030" 15.000 Studierende in Deutschland befragt, welche Unternehmen aus ihrer Sicht als attraktive Arbeitgeber gelten. Die Awards werden in acht Kategorien vergeben: | |
Attraktivster Arbeitgeber für Studierende | KPMG |
Attraktivster Arbeitgeber für Absolventen und Absolventinnen | Porsche |
Karrierechancen | BASF |
Chancengleichheit | SAP |
Innovation | Microsoft Deutschland |
Nachhaltigkeit | Tesla |
Vertrauenswürdigkeit | Robert Bosch |
Sonderkategorie Covid-19-Management | Teamviewer |
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