Arbeitsmarkt: Wie Studenten durch die Coronapandemie kommen

Die Coronapandemie hat nicht nur massive Auswirkungen auf das studentische Leben, sondern auch auf den Jobmarkt. Nur noch rund die Hälfte der Studierenden hatte im Sommersemester 2020 einen Nebenjob – deutlich weniger als in den Vorjahren, stellte die Studienreihe "Fachkraft 2030" fest.

Für Studierende hat sich die Lage seit dem Frühjahr 2020 deutlich verschlechtert: Ihnen stehen weniger studentische Nebenjobs zur Verfügung, die Mieten sind weiter gestiegen, sodass mehr Studierende wieder bei den Eltern wohnen. Aber es werden weniger Studierende von ihren Eltern unterstützt. Zu diesen Ergebnissen kommt die neueste Studie aus der Reihe "Fachkraft 2030", für die die Daten aus den Befragungen von 2019 und 2020 verglichen wurden. Für die Studie, die Studitemps zusammen mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University seit 2012 durchführt, wurden insgesamt 28.000 Studierende deutschlandweit befragt.

Studie: Nur noch 53 Prozent aller Studierenden haben einen Nebenjob

Die studentische Partizipation am Jobmarkt ist zwischen 2019 und 2020 um zehn Prozentpunkte gesunken. Gingen vor der Pandemie 63 Prozent der Studierenden einer bezahlten Beschäftigung nach, waren es im Sommersemester 2020 nur noch 53 Prozent. Verglichen mit den Vorjahren (2015: 69 Prozent, 2016: 71 Prozent, 2017: 70 Prozent, 2018: 62 Prozent) hat der Hinzuverdienst von Studierenden erheblich abgenommen.

Der Rückgang an studentischen Nebenjobs betrifft gleichermaßen männliche und weibliche Studierende. Besonders stark waren Master-Studierende betroffen. Promovierende dagegen hatten 2020 sogar mehr Nebenbeschäftigungen als im Vorjahr. In Ostdeutschland fiel der Wegfall der studentischen Nebenjobs weitaus geringer aus als im Westen. "Das könnte damit zusammenhängen, dass beispielsweise Sachsen im Sommer mit die niedrigsten Infiziertenzahlen hatte und mehr erlaubt war, zum Beispiel kleinere Konzerte oder Betriebs- und Vereinsfeiern", kommentiert Eckhard Köhn, CEO von Studitemps. Er weist aber auch darauf hin, dass der Sommer 2020 im Vergleich zum Winter verhältnismäßig glimpflich verlief. "Ich fürchte, die Zahl an Studierenden mit Nebenjob ist seitdem durch die zweite Infektionswelle und alle ihre Auswirkungen nochmals drastisch gesunken", sagt er.

Leichter Anstieg des Stundenlohns, kleinerer Gender Pay Gap

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Immerhin ist der Stundenlohn für Studierende zwischen 2019 (durchschnittlich 11,42 Euro) und 2020 (durchschnittlich 11,62 Euro) leicht angestiegen. Zwar fiel der Anstieg geringer aus als in den Vorjahren, aber immerhin gingen die Stundenlöhne nicht zurück. Auch der Gender Pay Gap hat sich laut Studie weiter geschlossen. Der Durchschnittslohn von Studenten (11,73 Euro) liegt nur noch 1,4 Prozent über dem von Studentinnen (11,57 Euro).

Studierende haben tortz Corona mehr Geld zur Verfügung

Während den Studierenden in Deutschland 2019 aus verschiedenen Quellen ein monatlicher Gesamtbetrag von durchschnittlich 847 Euro zur Verfügung stand, waren es zuletzt 859 Euro – also ein Plus von zwölf Euro. Das bedeutet, dass es gesamtheitlich betrachtet keine finanziellen Einbußen gab.

Dieses Studienergebnis ist zunächst verwunderlich, da nicht nur die Sudentenjobs stark abnahmen, sondern auch deutlich weniger Studierende Unterstützung aus dem Elternhaus bekamen. Die Entwicklung erklärt sich jedoch mit Blick auf die weiteren finanziellen Quellen für Studierende: Diejenigen Studierenden, die weiterhin einen Nebenjob hatten oder finanzielle Zuwendung von den Eltern bekamen, erhielten aus diesen Quellen sogar mehr Geld als 2019. Ebenso stieg das Budget, das aus Darlehen, Krediten oder Ersparnissen zur Verfügung stand. Der durchschnittliche monatliche Bafög-Betrag ist ebenfalls angewachsen.

Dazu Köhn: "Es ist ein klarer Trend erkennbar: Die Geldquellen, die Studierenden noch bleiben, werden stärker ausgereizt. Das dient der Kompensation von Einbußen an jeweils anderer Stelle." Auf der Studitemps-Jobplattform habe er eine ähnliche Entwicklung festgestellt, so Köhn: "Wir hatten mehr Anmeldungen und die Studierenden hatten mehr Arbeitseinsätze – teilweise bis zu einer Steigerung von 57 Prozent. Das ist aber auch notwendig, denn die durchschnittlichen Ausgaben sind ebenfalls angestiegen."

Coronapandemie: Viele Studierende kehren zurück zu den Eltern

Die Kosten für das Studium haben sich im Betrachtungszeitraum von monatlich 106 auf 134 Euro erhöht. Gründe könnten höhere Ausgaben für die technische Ausstattung und eine bessere Internetanbindung sein. Zusätzlich ist auch die Kaltmiete pro Quadratmeter Wohnfläche angestiegen – von 12,55 Euro auf 13,54 Euro.

Die gestiegenen Mietkosten sowie fehlende Präsenzveranstaltungen und Ausgangssperren sind vermutlich Gründe dafür, dass im Sommersemester 2020 ein Viertel der Studierenden bei den Eltern lebte. 2019 waren es lediglich rund 21 Prozent. Das heißt konkret: 100.000 Studierende sind wieder ins Elternhaus zurückgezogen.


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