Ratgeber: Die richtige Coaching-Ausbildung finden

Das Angebot an Coaching-Ausbildungen ist so riesig, dass Coaching-Interessierten die Orientierung oft schwerfällt. Die Coaching-Experten Christiane Richter und Peter Reitz nennen in der "Wirtschaft + Weiterbildung" zentrale Kriterien für die Wahl einer passenden Coaching-Grundausbildung. 

Der Begriff "Coach" ist - ebenso wie der Begriff "Trainer" - nicht gesetzlich geschützt, und so ist auch die Ausbildung nicht zentral geregelt. Zwar bemühen sich Coaching-Verbände hierzulande um Standards in der Ausbildung. Dass sie dabei allerdings noch einiges zu tun haben, zeigt eine aktuelle Studie des internationalen Coaching-Verbands ICF (International Coach Federation): Von den Managern, die Coaching-Techniken im Unternehmen anwenden, kann bislang nur jeder zweite ein entsprechendes Zertifikat vorweisen.

Und nur eine Minderheit von 23 Prozent der internen Coachs gab in der Umfrage an, eine Ausbildung von mehr als 200 Stunden absolviert zu haben. Zur Einordnung: Deutsche Coaching-Verbände empfehlen, zwischen 150 und 200 Stunden in eine Coaching-Ausbildung zu investieren. Stiftung Warentest hat sich in einem Kriterienkatalog für eine gute Coach-Ausbildung sogar für 250 Stunden ausgesprochen.

Kriterien für die Coaching-Grundausbildung

Damit Coaching-Interessierte im vielfältigen Angebot die richtige Ausbildung für Ihre Coaching-Tätigkeit finden, haben die Coachs Christiane Richter und Coach Peter Reitz vom Institut für Coaching und Kompetenz Richter-Reitz in Berlin einen Kriterienkatalog aufgestellt, aus dem wir einige Praxistipps zusammengefasst haben.

Kriterium eins: das richtige Ausbildungsformat

Bei der Coaching-Ausbildung lassen sich grundsätzlich drei verschiedene Ausbildungsformate unterscheiden, die jeweils Vor- und Nachteile haben: per Fernstudium, Präsenzausbildung und Studium. Bevor Sie sich für ein Format entscheiden, solltenSie abwägen, ob für Sie ein Fernstudium mit freier Zeiteinteilung, aber einem hohen Maß an erforderlicher Eigeninitiative passend ist.

Alternativ können Sie eine Präsenzausbildung absolvieren, die zwar kostenintensiv sein kann, dafür aber feste Ausbildungszeiten und einen engen Kontakt zum Lehrpersonal bietet.

Die dritte Option ist das Studium an einer Universität oder einer Hochschule. Der zentrale Vorteil hierbei: Mit Abschluss des Studiums sind Sie berechtigt, einen akademischen Titel zu führen. Nachteile sind wiederum, dass – je nach Entfernung zum Studienort – hohe Anfahrtskosten entstehen und zudem Studiengebühren anfallen können.

Kriterium zwei: die Ausbildungsdauer

Auf der Suche nach einer passenden Ausbildung werden Sie auf verschiedene Angebote mit jeweils unterschiedlichem Ausbildungsumfang und entsprechend variierenden Kosten stoßen. Prüfen Sie bei der Wahl der Ausbildung für sich, ob Angebote wie "in einer Woche zum professionellen Coach" seriös sind und auf eine verantwortungsvolle Coaching-Tätigkeit vorbereiten.

Zudem sollten Sie in jedem Fall genügend Zeit für ein intensives Selbststudium einplanen.

Kriterium drei: die Gruppengröße

Dieses Auswahlkriterium spielt selbstverständlich nur bei eine Präsenzausbildung eine Rolle. Auch hier geht es vorwiegend darum, eine Ausbildung zu finden, die zu Ihrer Persönlichkeit passt: Sind Sie jemand, der es eher persönlich mag, mit einer Gruppenstärke bis circa zehn Personen, oder fühlen Sie sich wohler in einer Gruppe von 15 bis 20 Personen?

Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, dass die Ausbildung nicht "überlaufen" ist.

Kriterium vier: die Praxisnähe

Entscheidend für den Aufbau Ihrer Coaching-Kompetenz ist die Fähigkeit, praktische Coaching-Gespräche sicher, strukturiert und zielführend zu gestalten.

Entsprechend sollten auch in der Ausbildung "echte Fälle" gecoacht werden – nur so wird die Praxis erlebbar.

Kriterium fünf: Erfahrung und Qualifikation des Lehrpersonals

Wer sind Ihre zukünftigen Lehr-Coachs und mit welchem Erfahrungshintergrund arbeiten sie? Um diese Frage beantworten zu können, sollten Sie sich vorab über das Lehrpersonal informieren.

Prüfen Sie dabei nicht nur die Referenzen des Mentors, sondern vergewissern Sie sich auch, dass der Lehr-Coach einige Jahre Erfahrung in der Vermittlung von Lerninhalten hat. Suchen Sie dazu den persönlichen Kontakt - notieren Sie Ihre Fragen vorab, rufen Sie an oder stellen Sie idealerweise per Skype eine Verbindung her.

 

Hinweis:  Die Praxistipps sind Auszüge aus dem Fachbeitrag "Kriterien für eine passende Coaching-Ausbildung". Den ausführlichen Ratgebertext von Christiane Richter und Peter Reitz finden Sie in Ausgabe 07/08-2016 des Magazins "Wirtschaft + Weiterbildung".


Mehr zum Thema "Coaching" lesen Sie hier:

Kolumne Personalentwicklung: Flatrate-Coaching: Ein neuer Trend?

Führungskräfteentwicklung: Beratungsformate am beliebtesten

Coaching: Unternehmen zahlen, evaluieren aber nicht

Konfliktcoaching: Wie sich Streithähne beruhigen lassen

Business Coaching: Selbstreflexion mit Seneca


Schlagworte zum Thema:  Coaching, Ausbildung