Studie Tomorrows MBA: Wünsche der Studierenden

Die Attraktivität eines MBA-Studiums steht und fällt mit der Nachfrage der Arbeitgeber. Deshalb wünschen sich Studierende praxisnahe Programme. Künstliche Intelligenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern soll in Programmentwicklung und Lehre zum Einsatz kommen. Das zeigt die Studie "Tomorrow's MBA 2024".

Die jüngsten Daten des Graduate Management Admission Council (GMAC) zeigen, dass die MBA-Zulassungen 2023 weltweit um etwa 5 Prozent niedriger waren als im Vorjahr. Dennoch ist der Master of Business Administration (MBA) laut der Studie "Tomorrow's MBA 2024" des Beratungsunternehmens Carrington Crisp und der European Foundation for Management Development (EFMD) nach wie vor beliebt. Das gilt vor allem in den Teilen der Welt, in denen die Qualifikation relativ neu ist und in anderen Formaten als dem zweijährigen Vollzeitstudium angeboten wird.

Studierende nehmen hohe Studiengebühren in Kauf, wenn sie dafür individuelle Unterstützung bei ihrer Karriereentwicklung bekommen. Doch da immer mehr verschiedene MBA-Formate auf den Markt drängen, die Arbeitgeber kaum noch unterscheiden können, ist die Marke der Business Schools häufig ausschlaggebend – und deshalb auch ein Attraktivitätsmerkmal für die Studierenden.

MBA-Studium: Konkurrenz von allen Seiten

In der diesjährigen Tomorrow's-MBA-Studie wurden die Teilnehmenden gefragt, was sie anstelle eines MBA-Studiums in Betracht ziehen würden. Das Ergebnis: Gut zwei Drittel nannten berufliche Qualifikationen – zum Beispiel eine Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer oder eine Weiterbildung im Marketing. Viele Kandidaten suchen eher ein spezielles Fachgebiet als den generalistischen MBA. 61 Prozent denken deshalb auch über einen Master-Abschluss nach. Fast vier von zehn haben kurze Non-Degree-Kurse ohne akademische Anrechnung auf dem Zettel.

Mini-MBAs weiterhin im Aufwärtstrend

Ein besonderer Trend auf dem Markt sind weiterhin die Mini-MBAs als Beispiele für kürzere und preiswertere Angebote im MBA-Bereich. Solche Programme bieten nicht die Breite eines MBA, sind aber dennoch beliebt. Carrington Crisp und EFMD fragten die Teilnehmenden nach acht Mini-MBAs. Mehr als 70 Prozent hatten schon von allen gehört. Zwischen 42 und 57 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie diese auch in Betracht ziehen würden. Der PWC-Mini-MBA ist demnach am beliebtesten, gefolgt von Business Essentials von Rutgers und dem Imperial Executive Mini-MBA. Das heißt, vor allem wenn Mini-MBAs mit Markennamen verbunden sind, stellen sie für die Zielgruppe eine Alternative zu einem klassischen MBA dar. (Lesen Sie dazu unseren Beitrag "Mini-MBA: Gut und günstig, aber weniger wertvoll").

An KI kommt keine Business School mehr vorbei

Mehr als drei Viertel der Studieninteressierten suchen einen MBA-/EMBA-Studiengang, der in enger Absprache mit Arbeitgebern entwickelt wurde. Dabei dominiert vor allem die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) die Erwartungen der angehenden Studierenden. Mehr als die Hälfte möchte KI in ihrem MBA als Schwerpunkt wählen. Technologiemanagement, Datenanalyse, digitale Transformation, Informationsmanagement, digitales Marketing und E-Commerce präferieren 41 bis 48 Prozent.

Daneben stehen traditionelle MBA-Fächer wie Leadership, Strategie und International Business im Vordergrund. Im Vergleich zum Vorjahr fällt der Klimawandel als Studienthema von Platz 8 auf Platz 26 zurück. Doch Nachhaltigkeitsaspekte wie verantwortungsbewusstes Management (81 Prozent), ethische Führung (80 Prozent) sowie Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (82 Prozent) sehen die Befragten als sehr oder äußerst wichtige Inhalte in einem MBA-Studium.

Flexible Wege zum MBA sind gefragt

Früher bedeutete ein MBA-Studium die Rückkehr zur Universität in Vollzeit. Heute gibt es eine Vielzahl an Optionen. Obwohl 72 Prozent der Studieninteressierten angeben, dass sie ein Vollzeitstudium anstreben, wollen nur 22 Prozent auf dem Campus studieren. Zunehmend ist Flexibilität gefragt: gemischte und hybride Studienformen sind laut der aktuellen Befragung attraktiver als reine Präsenz- oder Online-Studiengänge. Die beliebteste Dauer für ein MBA-Studium ist 24 Monate (31 Prozent), knapp vor 18 Monaten (29 Prozent).

MBA soll als Karrieresprungbrett dienen

Die Karriereambitionen sind nach wie vor der Hauptgrund, ein MBA-Studium absolvieren zu wollen. 49 Prozent der Studieninteressierten meinten, dass ein MBA-Studium für sie unabdingbar ist, um in ihrer Karriere voranzukommen – 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der zweitwichtigste Beweggrund für ein MBA-Studium ist die Motivation, ein Unternehmen zu gründen und/oder auszubauen zu wollen (15 Prozent). 2023 hatten noch 19 Prozent diesen Grund angegeben. Weitere Studientreiber bleiben der Aufbau eines Netzwerks (13 Prozent) und eine berufliche Neuorientierung (9 Prozent). (Lesen Sie dazu: So viel Gehalt bekommen MBA- und Business-Master-Absolventen).

Studienentscheidung: Rankings und Medien als Informationskanäle

Laut dem aktuellen Studienbericht spielen Rankings bei der Entscheidungsfindung von Studieninteressierten weiterhin eine Rolle. Nur 3 Prozent der Befragten erklärten, dass sie diese nicht berücksichtigen. Die am häufigsten genutzten Rankings sind von Forbes, Financial Times und The World University Rankings. Um sich über MBA-Studiengänge zu informieren, nutzen Studieninteressierte vor allem Google (41 Prozent) und die Website des Economist (39 Prozent). Auf den Plätzen dahinter liegen die Social-Media-Kanäle Facebook (31 Prozent) und LinkedIn (29 Prozent). Vor allem Youtube hat als Recherchekanal deutlich zugelegt – von 20 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 28 Prozent.


Über die Studie:

An der Online-Befragung für die diesjährige Tomorrow's-MBA-Studie im November 2023 nahmen 2.263 Personen aus mehr als 30 Ländern teil. 76 Prozent der Befragten waren zwischen 26 und 40 Jahre alt – hatten also das typische Alter, mit dem man einen MBA oder EMBA in Erwägung zieht. 52 Prozent der Teilnehmenden waren männlich, 48 Prozent weiblich. Etwas mehr als ein Viertel hat sich bereits für einen MBA/EMBA-Studiengang beworben, während fast die Hälfte schon seit einiger Zeit Studiengänge recherchiert und eine Bewerbung in den nächsten 12 Monaten plant.


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