Integration: Personalmanager unterstützen Flüchtlinge

HR Integrate ist eine deutschlandweite Pro-Bono-Initiative, in der Personalerinnen und Personaler als Mentoren Geflüchtete auf dem Weg zu einem Arbeitsplatz, einem Ausbildungsplatz oder einem Studienplatz begleiten. Thomas Batsching, einer der Gründer der Initiative, berichtet im Interview über bisherige Erfahrungen und Erfolge - und über aktuelle Herausforderungen.

Haufe Online Redaktion: Herr Batsching, was machen Sie bei HR Integrate?

Thomas Batsching: Wir vernetzen Flüchtlinge und Personaler, zum Beispiel HR-Manager, HR Business Partner, Personalentwickler oder Ausbilder, in Deutschland. Die Personal-Profis unterstützen und begleiten einen oder zwei Geflüchtete bei der Suche nach einem adäquaten Arbeitsplatz, einem Ausbildungsplatz oder einem Studienplatz.

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Haufe Online Redaktion: Und wie klappt das?

Batsching: Das klappt gut. Aktuell gibt es deutschlandweit etwa 60 Mentorenpaare, die miteinander arbeiten. Pro Jahr konnten bisher etwa 20 Geflüchtete in feste Stellen vermittelt werden.

Wo sich Flüchtlinge und Personalmanager anmelden können

Haufe Online Redaktion: Und wie treffen sich Flüchtling und Personalmanager?

Batsching: Das geht eigentlich ganz einfach. Als Flüchtling und auch als Personal-Profi registriert man sich auf unserer Website mit einigen Informationen zu Qualifikation und Berufserfahrung. Wir bei HR Integrate bringen dann Geflüchtete und Personaler zusammen und stellen sicher, dass beide gut zusammenarbeiten.

Integration von Geflüchteten: drei Jahre bis zum Berufseinstieg

Haufe Online Redaktion: HR Integrate wurde vor über fünf Jahren gegründet. Wie lange dauert es, bis ein Flüchtling hier beruflich Fuß fasst?

Batsching: Da haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die schnellste Vermittlung hat genau einen Tag gedauert, dann hatte der Geflüchtete eine Arbeit als Erzieher für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Das ist aber bei weitem nicht die Regel. Üblicherweise dauert es etwa drei Jahre bis zum Berufseinstieg in Deutschland. Die Sprachkenntnisse sind oft das Problem. Es dauert doch lange, bis ein Flüchtling "arbeitsfähige" Deutschkenntnisse hat. Auch erleben wir, dass Arbeitgeber verschiedentlich sehr zurückhaltend sind, Menschen einzustellen, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind – leider!

Haufe Online Redaktion: Welche Auswirkungen hatte die Coronapandemie auf Ihre Arbeit bei HR Integrate?

Batsching: Trotz der Coronapandemie klappt die Betreuung der Flüchtlinge erstaunlich gut. Wir haben viele Mentorenpaare, die sich seither nur per Videomeeting gesehen haben und dennoch eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit aufbauen konnten.

Weitere Mentorinnen und Mentoren für Geflüchtete gesucht

Haufe Online Redaktion: Was sind Ihre aktuellen Herausforderungen?

Batsching: Derzeit suchen wir dringend weitere Personalerinnen und Personaler als Mentorinnen und Mentoren für Geflüchtete. Wir verzeichnen gerade einen starken Zustrom von Menschen, die aus der Türkei geflüchtet und hier als politisch verfolgt anerkannt sind. Eine größere Zahl dieser Geflüchteten konnten wir noch nicht mit einer Mentorin oder einem Mentor versorgen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Personal-Profis – auch bei begrenztem Zeitbudget - Lust haben, sich sozial zu engagieren und einen Flüchtling zu unterstützen und zu begleiten.


Zum Interviewpartner:

Dr. Thomas Batsching ist einer der Gründer der Initiative HR Integrate. Hauptberuflich ist er CEO der Beratung HR Works Personalwerk in Karlsruhe. Er berät mittelständische Unternehmen, insbesondere bei internationalen Personalthemen.


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Schlagworte zum Thema:  Flüchtlinge, Personalentwicklung