Nicht nur weniger Schaden anrichten, sondern auch einen positiven Impact für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft leisten: Nur durch diese Doppelstrategie, sagte Transformationsforscherin Prof. Dr. Maja Göpel 2023 beim Marketing-Festival „BAM! Bock auf Morgen", haben wir eine Chance, um die weltweite Durchschnittstemperatur niedrig zu halten.
Genau darum geht es bei nachhaltigen Veranstaltungen. Das Ziel lautet, nachhaltige Events so erstrebenswert und erfolgreich zu machen, dass sie eine Sogwirkung entwickeln. Und dafür brauchen wir erfolgreiche regenerative Events mit großer Reichweite und Wirkungskraft, mit denen sich Besucher:innen identifizieren, weil man gemeinsam für die gleichen Ziele – die SDGs – kämpft.
Die Veranstaltungswirtschaft als Teil der Lösung
Idealerweise entwickeln wir klimaneutrale Veranstaltungen, zu denen man unbedingt hingehen will, weil sie einen positiven Impact erzeugen, weil sie positive Botschaften aussenden und weil sie nachhaltige Lösungen erlebbar machen. Solche Veranstaltungen bringen Menschen zusammen, nehmen ihre Zukunftsängste und sichern gleichzeitig die Lebensgrundlagen.
Eine klimaneutrale, regenerative Veranstaltung mit positivem Impact erfordert jedoch mehr als nur gute Absichten. Entscheidend und vielfach unterschätzt für den Erfolg von nachhaltigen Events ist nämlich die gezielte und strategische Kommunikation mit den Stakeholdern. Und zwar mit allen, aber auf unterschiedliche Weise.
Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen bedeutet weit mehr, als nur Einwegplastik zu reduzieren oder Recyclingmaterialien zu verwenden. Es erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die alle Aspekte der Veranstaltung betrifft, von der Anreise der Gäste über die Auswahl der Location, des Caterings, der Energielieferant:in bis hin zur Entsorgung des Abfalls. Dabei sind verschiedene Stakeholder involviert, die alle eine wichtige Rolle bei der Umsetzung einer Veranstaltung spielen.
Nachhaltige Events: Das sind die wichtigsten Stakeholder
Die Besucher:innen sind das Herzstück jeder Veranstaltung und haben eine immense Wirkung auf deren Erfolg und Nachhaltigkeit. Sie müssen nicht nur über die Nachhaltigkeitsziele und Zusammenhänge informiert werden, sondern auch dazu ermutigt werden aktiv dazu beizutragen.
Viele Besucher:innen wissen nicht, dass ihre Anreise etwa 60 bis 90 Prozent der Emissionen verursachen kann. Die gezielte Kommunikation kann vor, während und nach der Veranstaltung erfolgen, beispielsweise durch Anreize für umweltfreundliches Verhalten. Die glaubwürdig kommunizierte Haltung der Veranstalter:innen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Und natürlich auch die Maßnahmen, um den negativen Impact zu senken und den positiven Impact zu skalieren.
Nur wenn die Gäste ihren Impact erkennen und den positiven Impact verstehen, sind sie bereit, höheren Aufwand oder Kosten in Kauf zu nehmen. Im gemeinsamen Kampf für den Erhalt der Lebensgrundlagen sind Kosten und Aufwand nicht mehr die wichtigsten Entscheidungsfaktoren.
Die Mitarbeitenden, die bei der Organisation und Umsetzung der Veranstaltung involviert sind, spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Sie sollten über die Ziele informiert werden und in die Planung einbezogen werden. Letztlich kann nur geschultes Personal eigenständig und motiviert zum Erfolg nachhaltiger Veranstaltungen beitragen. Denn auch hier gilt: Wenn man sich gemeinsam für die gleichen Ziele engagiert, setzt das enorme Motivation, Kreativität und lösungsorientierten Willen frei.
Die Sponsor:innen können eine Veranstaltung finanziell bedeutend unterstützen, aber sie können auch als wichtige Partner:innen bei der Förderung von Nachhaltigkeitsinitiativen zur Seite stehen. Durch klare Kommunikation der Nachhaltigkeitsziele können sie dazu ermutigt werden, ihre Ressourcen in umweltfreundliche Lösungen zu investieren. Hier sollte man eine entsprechende Beratungskompetenz aufbauen, um den Sponsor:innen die Vorteile der Reichweite und der enormen Verbundenheit der Besucher:innen schmackhaft zu machen. Aber man kann dadurch auch den Mehrwert für Marken verdeutlichen, wenn sie sich mit dem Publikum und den Veranstalter:innen für vielfältige Nachhaltigkeitsziele engagieren.
Nicht zuletzt die Lieferant:innen und Gewerke einer Veranstaltung. Dazu gehören verschiedene Dienstleistungen wie Location, Catering, Technik, nachhaltige Live-Entertainment-Konzepte, Dekoration, Shuttle Service und Abfallentsorgung. Jedes dieser Gewerke kann dazu beitragen, eine Veranstaltung nachhaltiger zu gestalten, sei es durch Ökostrom, faire Bezahlung, Förderung von Gleichberechtigung, Inklusion, regionale und saisonale Produkte, energieeffiziente Technologien oder Recycling- und Kompostierungssysteme. Wichtig ist, die Supplier mitnehmen und zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele zu motivieren. Workshops und Fortbildungen können viel bewirken und beim Aufbau von langjährigen Partnerschaften (mit Kostenvorteilen) helfen.
Kommunikation über Events: Stakeholder erreichen und motivieren
Um die vorgestellten Stakeholder effektiv zu erreichen und zu motivieren, können verschiedene Kommunikationsstrategien eingesetzt werden:
- Klare Kommunikation der Nachhaltigkeitsziele: Die Ziele und Maßnahmen sollten transparent kommuniziert werden, um das Bewusstsein und Verständnis aller Beteiligten zu fördern.
- Transparente Kommunikation der eigenen Haltung und Maßnahmen: Nur transparente und offene Kommunikation über die eigene Nachhaltigkeitsstrategie, über Maßnahmen und Klimaziele schaffen Vertrauen und Glaubwürdigkeit.
- Einbindung der Stakeholder: Indem man die Stakeholder in den Entscheidungsprozess und die Planung der Veranstaltung involviert, können sie sich mit den Nachhaltigkeitszielen identifizieren und diese unterstützen.
- Schulungen, Schulungen, Schulungen: Mitarbeitende und Lieferant:innen können durch Fort- und Weiterbildungen zu nachhaltigen Praktiken befähigt werden, um ihre Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu stärken.
- Belohnungssysteme: Anreize wie Rabatte oder Belohnungen für umweltfreundliches Verhalten können Besucher:innen und Mitarbeitende dazu motivieren, sich aktiv an den Nachhaltigkeitsbemühungen zu beteiligen.
- Feedback und Evaluation: Indem man Feedback einholt und die Nachhaltigkeitsleistung regelmäßig evaluiert, kann man Verbesserungspotenziale identifizieren und weitere Maßnahmen entwickeln.
Ein nachhaltiges Event, das klimaneutral und ressourcenschonend ist und zudem einen positiven Impact kreiert, erfordert die Zusammenarbeit und Unterstützung aller Stakeholder. Die gezielte Kommunikation und die Einbindung der Stakeholder können auch bei Veranstaltungen dazu beitragen, positive soziale Kippunkte zu erreichen - hin zu einer nachhaltigen, regenerativen Kreislaufwirtschaft.