Der demografische Wandel und die sich verschiebenden Werte und Einstellungen insbesondere jüngerer Mitarbeiter:innen, den sogenannten Digital Natives (starkes Selbstbewusstsein und hohe Erwartungen), stellen an die Einarbeitung und Integration neuer Mitarbeiter:innen hohe Anforderungen. Darüber hinaus macht die Tendenz zu kurzen und freien Arbeitsverhältnissen ein regelmäßiges „onboarden“ zur betrieblichen Normalität. Die durch die mobile Nutzung des Internets und App-Vielfalt völlig geänderte Informationsaufnahme stellt ein betriebliches Onboarding vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig hält Gamification immer mehr Einzug in die HR-Abteilungen. Zufall?
Der Begriff Gamification tauchte zum ersten Mal 2008 auf und bedeutet, dass Spiel-Elemente in einen Kontext übertragen werden, der ursprünglich keinen Zusammenhang zu unterhaltenden Spielelementen aufweist [Deterding et al. „Gamifcation: Toward a Definition, Mai 2011]. Die meisten Gamification-Ansätze sind bisher am ehesten aus Weiterbildung und Recruiting bekannt. Aber wie lassen sich spielerische Elemente im Onboarding-Prozess einsetzen?
Laut einer von Haufe durchgeführten Studie hat mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen Kündigungen vor dem ersten Arbeitstag. Verschiedene Studien belegen, dass die emotionale Bindung von Mitarbeiter:innen an ihr Unternehmen branchenübergreifend eher niedrig ist. Die rasant fortschreitende digitale Transformation hat längst auch die Personalabteilungen erreicht und damit das Onboarding. Informationsvermittlung, Lernen und Netzwerken werden durch digitale Unterstützung effizienter, einfacher und oft auch unterhaltsamer. Genau hier setzt der Gamification-Ansatz an. Spielerische Methoden haben sich mittlerweile zum Megatrend etabliert und haben großes Potenzial, das Mitarbeiterengagement zu steigern und Prozesse zu emotionalisieren.
Da schon viele während des Onboarding-Prozesses wieder abspringen, weil ihre Erwartungen an den Job und das Unternehmen nicht erfüllt werden, gilt es, den neuen Mitarbeiter:innen von Anfang an zu begeistern und emotional an das Unternehmen zu binden. Hier erkennen mittlerweile viele Unternehmen die Notwendigkeit, ihr Onboarding-Programm zu modernisieren und gerade auch den Digital Natives schmackhaft zu machen. Gleichzeitig soll der oft wiederkehrende Prozess der Einarbeitung zeitsparend und kostengünstig erledigt werden. Der Einsatz digitaler Technologien ermöglicht diese Ansprüche miteinander zu verbinden: Prozessverbesserung, Motivationssteigerung, Sensibilisierung und stärkere Identifizierung.
Team-Bingo zielt auf das Kennenlernen zukünftiger Teammitglieder ab. Mit Hilfe einer App kann das neue Teammitglied bereits vor Arbeitsantritt erste Kolleg:innen kennen lernen. Dafür wählt der rekrutierende Bereich verschiedenen Personen im Umfeld des Onboardees aus, die sich als mögliche Gesprächspartner:innen für den:die neue:n Mitarbeiter:in eignen. Diese ausgewählten Mitarbeiter:innen erscheinen anschließend verdeckt innerhalb der Onboarding-App. Der Onboardee kann ein Treffen arrangieren, in dem er auf die Schaltfläche „neues Meetup“ klickt. Ein Zufallsgenerator wählt aus vorher festgelegten Personen eine bestimmte Person aus. Anschließend wird ein Vorschlag für den Zeitpunkt des Treffens generiert. Der zufällig ausgewählte Meeting-Partner wird über das Treffen per E-Mail informiert und kann zu- oder absagen. Inspiriert von den bekannten analogen Bingokarten können auch Punkte oder Credits vergeben werden. Meetings vor Arbeitsantritt können z.B. durch eine höhere Punkteanzahl belohnt werden. Dieses durch eine Onboarding-App bereitgestellte Gamification-Element soll neuen Mitarbeiter:innen gerade auch in der Preboardingphase (= vor Arbeitsantritt), die Möglichkeit bieten, sich im Team offline zu vernetzen und persönlich kennen zu lernen.
Jetzt-bist-Du-dran ist ein Ansatz, um dem Onboardee weiteres Wissen zu vermitteln bzw. Wissen zu vertiefen: Auf einen in einer Onboarding-App geposteten Artikel oder Video-Beitrag folgt eine Umfrage oder Quiz. Der Onboardee beschäftigt sich so weiter mit den Inhalten und bleibt spielerisch „dran“.
Das New-Entry-Lunch vernetzt neue Mitarbeiter:innen spielerisch im Unternehmen. Über einen zugewiesenen Task in der Onboarding-App erhält der:die Mitarbeiter:in z.B. die Aufgabe, sich mit drei unbekannten Kolleg:innen aus drei Bereichen zum Mittagessen zu verabreden und bestimmte Themen zu diskutieren. HR kann sogar nachhalten, wie der „Bearbeitungsstand“ der Verabredungen ist und so eine Vernetzung effektiv vorantreiben.
Hat HR einmal den Initial-Aufwand gemacht, lassen sich spielerische Ansätze einfach auf andere Abteilungen übertragen. Wagen Sie den Schritt in Richtung Gamification und befeuern Sie damit Ihren Onboarding-Prozess.
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