Wohnungsbau: Mehr genehmigt – nur im falschen Segment?

Von Januar bis Dezember 2021 wurden laut Statistischem Bundesamt insgesamt 380.914 neue Wohnungen genehmigt, 3,3 Prozent mehr als 2020. Bei den Mehrfamilienhäusern war das Plus mit 2,2 Prozent unterdurchschnittlich – obwohl gerade solche in den Städten fehlen. Auch die Umsetzung stockt.

Im Gesamtjahr 2021 ist der Neu- und Umbau von 380.914 Wohnungen genehmigt worden. Das sind 12.325 Wohnungen mehr als 2020 (plus 3,3 Prozent). Die insgesamt positive Entwicklung ist überwiegend auf ein Plus von 25,1 Prozent bei Wohnungen in neuen Zweifamilienhäusern zurückzuführen.

In Mehrfamilienhäusern hingegen ist die Zahl der genehmigten Wohnungen nur um 2,2 Prozent gestiegen – über die sieben größten deutschen Städte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) hinweg, wo es besonders an bezahlbarem Wohnraum fehlt, gibt es sogar ein Minus von 7,3 Prozent. Bei den Einfamilienhäusern gab es einen Zuwachs um 0,9 Prozent. Für Wohnheime wurden 26,6 Prozent weniger Genehmigungen erteilt. Alle Angaben beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamts.

Wohnungsbau: Genehmigungen allein reichen nicht

Zwar haben die Behörden damit im vergangenen Jahr so viele neue Wohnungen genehmigt wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, doch eine unklare Förderstruktur, hohe Preise und Materialstau verhindern nach Angaben der Baubranche, dass die Wohnungen auch gebaut werden. Wie viele Wohnungen tatsächlich fertiggestellt wurden, will das Bundesamt im kommenden Sommer berichten.

Nach Einschätzung der Experten dürfte der Überhang von genehmigten, nicht fertiggestellten Wohnungen weiter gewachsen sein: Zum Jahresende 2020 betrug der Stau bereits rund 780.000 Einheiten – genehmigt wurden zwar knapp 369.000 neue Wohnungen, aber nur rund 306.000 wurden fertiggestellt.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie beurteilte die Entwicklung kritisch. Seit Jahresmitte 2021 sei die Zahl der Genehmigungen gesunken und zudem fehlten Mehrfamilienhäuser in den Ballungsräumen, um den Wohnungsmangel schnell zu beheben. Als Gründe nannte der Verband den Wegfall des Baukindergeldes, die zunehmenden Materialengpässe und die daraus resultierenden Preissteigerungen am Bau. Man benötige eine klare Förderstruktur und mehr seriellen und modularen Wohnungsbau.

Experten: Mehr Umbauprogramm, bessere Förderung

Die Ampel-Koalition hat sich den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zum Ziel gesetzt. Davon soll jede vierte eine Sozialwohnung und weitere 60.000 Einheiten mit einem mittleren und geringeren Einkommen bezahlbar sein, hatte im Januar 2022 das Verbändebündnis "Soziales Wohnen" verlangt. Das Bündnis legte eine Studie vor, nach der eine jährliche Förderung von mindestens sechs Milliarden Euro dafür notwendig sei.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG Bau, Robert Feiger, verlangte zusätzlich zum verstärkten Neubau ein umfangreiches Umbauprogramm für bereits bestehende Gebäude, bei denen er ein Potenzial von rund 4,3 Millionen neuer Wohnungen sieht. "Notwendig sind Genehmigungen vor allem für mehr Dachaufstockungen von Wohnhäusern, für On-Top-Etagen auf Geschäftshäusern, auf Büro- und Verwaltungskomplexen, auf Parkhäusern und Einkaufsmärkten. Ebenso für den Umbau von Büros zu Wohnungen, denn Homeoffice wird auch nach Corona vielfach bleiben", hieß es in einer Mitteilung der Gewerkschaft.

Die Baubranche hat im vergangenen Jahr den Umsatz nur leicht um ein Prozent gesteigert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche stieg zum Vorjahr um 1,4 Prozent. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe hatte zuletzt von einem Plus um 19.000 auf rund 911.000 Beschäftigte gesprochen.


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Schlagworte zum Thema:  Baugenehmigung, Wohnimmobilien