Welche wichtigen Projekte sind seit dem letzten Jahr hinzugekommen?
Schwebel: Wir waren im letzten Jahr noch voll im Wachstumsmodus, auch was den Flugverkehr betrifft. Da haben wir gerade 3,5 Milliarden in ein neues Terminal investiert. Am Flugplatz wächst sehr stark der kleine Gewerbestadtteil Gateway Gardens mit einigen guten Entwicklungen der Firma Goldbeck und ihrem Europa-Center, das gerade im Bau ist.
Was passiert rund um die Messe?
Schwebel: Da bauen wir zurzeit sehr stark. Wir haben den Grand Tower als Deutschlands höchstes Wohnhochhaus gerade in der Fertigstellung. Mit dem Tower One entsteht ein weiteres Hochhaus.
Wie kommt das Four-Projekt in der Innenstadt voran?
Schwebel: Es geht auch hier so langsam vorwärts. Das Projekt mit vier Hochhäusern auf dem Deutsche-Bank-Areal wird die gesamte Innenstadt deutlich verändern. In den Erdgeschossbereich werden vielfältige Läden einziehen. Im Osten schließlich tut sich sehr viel rund um die EZB. Die Stadt steht wirklich nicht still …
Die Helaba begleitet das Projekt. Hat sich die Krise hier ausgewirkt?
Peter: Fast nicht. Die Vorvermietungen liefen weiter zu ganz soliden Mietpreisen. Hier hat es für uns keinen sichtbaren Einbruch gegeben. Das Gleiche gilt auch für andere Projekte, zum Beispiel den One im Europaviertel. Man muss wirklich sagen, dass die Investoren, wie oben schon erwähnt, sehr gute Mittel entwickelt haben, um mit der Coronakrise umzugehen.
Dr. Westphal, welche Projekte realisieren Sie gerade im Frankfurter Raum?
Westphal: Wir haben im Moment insgesamt mehr als 5.000 Wohnungen in Hessen im Bau oder in der Planung. Wir haben in Frankfurt von der Größenordnung her sicherlich auch ein spannendes B-Plan-Verfahren. Das ist das Schönhofviertel, die ehemalige Siemens-Niederlassung. Da entwickeln wir 2.500 Wohnungen mit unserem Projektpartner Instone. Von ihm haben wir außerdem einige Baufelder zusätzlich übernommen. Insgesamt haben wir damit 1.250 Wohnungen in der Entwicklung. Wir haben natürlich auch noch andere Projekte am Start. Dazu gehört auch ein Projekt mit möbliertem Wohnen, das ist für uns ein neues Segment. Da versuchen wir zumindest am unteren Rand marktdämpfend tätig zu sein.
Gehört auch Infrastruktur dazu?
Westphal: Ja, in hohem Maße. Wir bauen zunehmend mit unseren großen Projektentwicklungen Kindertagesstätten. Im Schönhofviertel sind es fünf. Inzwischen bauen wir auch Schulen.
Was ist mit Ihren Aktivitäten um Frankfurt herum?
Westphal: Wir haben im Frankfurter Bogen, Offenbach, Wiesbaden bis hin nach Darmstadt und Hanau in diesem Jahr allein 2.500 Wohnungen schlüsselfertig gekauft. In Offenbach etwa entwickeln wir ein ehemaliges Postgelände, es gibt in den genannten Städten viele Projekte. Zusätzlich haben wir auch in Kassel mehrere große Projekte, zum Beispiel eine stillgelegte Martinibrauerei. Und wir haben da mehrere hundert Wohnungen im Bau. Auch haben wir den Werkswohnungsbestand von Buderus und Bosch gekauft. Das sind über 1.000 Wohnungen im Wesentlichen zwischen Wetzlar und Gießen.
Frankfurt hat ja ein großes Einwohnerwachstum zu verzeichnen. Wie ist die Stadt darauf vorbereitet, gerade was das Wohnen betrifft?
Schwebel: Hier ist schon viel passiert, aber das reicht noch nicht. Wir sind in den letzten Jahren natürlich deutlich gewachsen, kommen mittlerweile auf 760.000 Einwohner. Das Gute ist, dass in Frankfurt nach oben gebaut werden kann.
Reicht das aus, um genügend Wohnraum zu schaffen?
Schwebel: Bis Ende 2030 soll Frankfurt 830.000 Einwohner haben, so ist es prognostiziert. Dafür müssen noch einige Wohnungen mehr gebaut werden. Die Immobilienwirtschaft legt sich hier auch deutlich ins Zeug.
Auch die Zahl der Arbeitsplätze soll in Frankfurt doch steigen. Reichen die geplanten Wohnungen aus, um die erwartete Nachfrage zu befriedigen?
Schwebel: Nein, das reicht aktuell nicht aus. Es gibt viel weniger neue Wohnungen als prognostizierte Arbeitsplätze, und das ist eine große Diskrepanz. Allein im letzten Jahr sind in Frankfurt 16.000 neue Arbeitsplätze dazugekommen. Und das sind mehr als neue Einwohner. Das Wachstum findet in der Region statt. Das stellt natürlich große Herausforderungen an die Verkehrsentwicklung.