Elementarschäden: Pro & contra Pflichtversicherung für WEGs
Braucht es eine Pflichtversicherung für Elementarschäden? Diese Frage ist seit Jahren ein Thema. Nicht einmal die Hälfte der Gebäude in Deutschland sind dagegen versichert. Nach Flutkatastrophen und anderen Extremwettern muss oft der Staat aushelfen, was auf Dauer teuer ist. Eine Umfrage des Verbandes der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV) zeigt, wie Immobilienverwalter die Lage einschätzen.
Elementarschadenversicherung: Pflicht oder Angebotsmodell?
Bundesweit sind laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) 95 Prozent aller Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert – aber nur 54 Prozent der Gebäude haben eine Elementarschadenversicherung. Grundsätzlich deckt eine solche Versicherung Schäden ab, die durch Naturgewalten wie Überschwemmungen, Starkregen, Erdrutsche, Erdbeben, Lawinen und Schneelast verursacht werden. Die Diskussion um das Für und Wider einer Pflichtversicherung flammt seit der Flut im Ahrtal 2021 immer wieder auf. Auch bei Immobilienverwaltungen gibt es unterschiedliche Ansichten.
47,7 Prozent der befragten Verwaltungen unterstützen das Einführen einer Pflichtversicherung, während 47,7 Prozent für das Angebotsmodell sind. Regional gibt es dabei der Umfrage zufolge jedoch deutliche Unterschiede, die auf divergierende Erfahrungen mit Naturgefahren und Schadensfällen hindeuten: In den südlichen Bundesländern bevorzugen knapp zwei Drittel (61,9 Prozent) der Verwaltungen eine Pflichtversicherung – in Nord- und Ostdeutschland hingegen ziehen Verwaltungen das Angebotsmodell vor mit 58,9 Prozent beziehungsweise 57,5 Prozent.
Erfahrungen mit Elementarschäden und akzeptierte Mehrkosten
Rund ein Drittel (35,5 Prozent) der befragten Immobilienverwaltungen haben bereits Erfahrungen mit nichtversicherten Elementarschäden in den verwalteten Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs). Knapp drei Viertel (72,5 Prozent) der verwalteten WEGs sind gegen Elementarschäden versichert. Der Anteil ist im Süden Deutschlands mit 82,9 Prozent am höchsten, während er im Norden nur bei 59,6 Prozent liegt.
In Baden-Württemberg bestand bis 1993 zudem eine Pflicht zur Versicherung gegen Elementarschäden. Daher ist laut VDIV der Anteil an Gebäuden mit entsprechender Absicherung im Süden höher.
Die Mehrkosten einer Elementarschadenversicherung liegen im Schnitt bei 18,7 Prozent im Vergleich zu einer Gebäudeversicherung ohne Elementarschadenabdeckung. Bei der Frage nach der Leistbarkeit in den WEGs halten die befragten Verwaltungen eine Erhöhung der Versicherungsprämie um 34,5 Prozent für akzeptabel. Kleinere Verwaltungen (weniger als 400 verwalteten Einheiten) sind bereit, eine deutlichere Erhöhung (um 52,1 Prozent) zu akzeptieren als Verwalter größerer Einheiten (mehr als 3.000 Einheiten), die eine Erhöhung um maximal 17,2 Prozent akzeptabel finden.
Immobilienverwaltungen: WEG-Bestand absichern
Zirka zwei Drittel (64,7 Prozent) der Verwaltungen würden es begrüßen, wenn ein höherer Prozentsatz des verwalteten Bestands eine Elementarschadenversicherung hätte – der Wunsch nach einer solchen Absicherung ist im Westen Deutschlands (73,4 Prozent) am stärksten ausgeprägt.
84,8 Prozent der Befragten fühlen sich über die Inhalte einer Elementarschadenversicherung gut informiert und können Eigentümer entsprechend beraten. Trotz regionaler Unterschiede in der Risikoeinschätzung und bereits vorhandenen Versicherungen sind bereits viele Gemeinschaften gegen Elementarschäden versichert.
"Immobilienverwaltungen plädieren mehrheitlich für die Absicherung von Elementarschäden – vor allem in Risikogebieten. Für die Mehrheit der Bestände wurde dies jedoch bereits implementiert", so das Fazit von VDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler. Eine Zwangsversicherung scheine bei Wohnungseigentümergemeinschaften überflüssig, es gelte mehr in die Prävention zu investieren als in Versicherungsbeiträge. "Die Verwaltungen entbindet es dabei nicht, über Risiken bei Nichtabschluss einer Elementarschadenversicherung zu informieren und dies protokollieren zu lassen."
VDIV-Verwalter-Monitor
Der VDIV-Verwalter-Monitor "Pro und Contra einer Elementarschadenversicherung – Innenansichten einer Branche" fand vom 9. Juli bis 2. August als reine Online-Befragung statt. Insgesamt nahmen 378 Immobilienverwaltungen teil.
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