CO2-Bilanz in Wohngebäuden verbessern – das Modell Berlin

Vermieter sind am CO2-Preis beteiligt. Der Anteil richtet sich nach der Energiebilanz der Wohngebäude. Gebäudetyp, Baujahr und Lage entscheiden über die Dringlichkeit der energetischen Optimierung von Immobilien. Eine Analyse am Modell Berlin zeigt, wie groß das Potenzial ist.

Mit rund 300.000 Wohngebäuden verursacht Berlin – als Studienmodell – pro Jahr zirka 14,27 Millionen Tonnen betriebliche CO2-Emissionen. Das zeigt klar, wie groß das Potenzial für energetische Sanierungen ist. Die Ergebnisse der Analyse basieren auf dem CO2-Rechner von Wüest Partner, mit dem Energiebedarf und Emissionen einzelner Immobilien ermittelt werden. Große Unterschiede in den Emissionen je nach Gebäudetyp, Baujahr und Lage verdeutlichen die Dringlichkeit einer energetischen Optimierung im Bestand.

Wohngebäude: Benmarck für Taxonomie-Konformität

Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser wurden für die Studie zusammengefasst. Im Durchschnitt benötigt ein Wohngebäude in Berlin demnach 217 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr, was zu einem Emissionswert von 62 Kilogramm CO2-Äquivalenten führt. Zum Vergleich: Der Wert bundesweit liegt bei durchschnittlich 60 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Quadratmeter und Jahr.

Die besten 15 Prozent der Berliner Wohngebäude emittieren nach Angaben von Wüest Partner weniger als 29 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Quadratmeter und Jahr. Diese Benchmark sei besonders wichtig, da die EU-Taxonomie für Gebäude im Bestand definiere, dass die besten 15 Prozent im regionalen Kontext als taxonomiekonform gelten.

CO2-Bilanz nach Baujahr und Heiztechnologie

Ein Vergleich zwischen Zehlendorf und Mahlsdorf in der Analyse verdeutlicht, wie unterschiedlich die CO2-Bilanzen sogar innerhalb der Stadt ausfallen. In Zehlendorf, das von großen, älteren Villen geprägt ist, liegen die durchschnittlichen Emissionen bei 81 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Quadratmeter und Jahr. Die hohen Werte sind vor allem auf die Nutzung fossiler Energieträger wie Öl und Gas sowie auf die großen Hüllflächen der Gebäude zurückzuführen. Damit liegen die Wohngebäude in Zehlendorf über dem Berliner und Bundesdurchschnitt.

Mahlsdorf hingegen, wo im Vergleich zu Zehlendorf neuere und kompaktere Wohngebäude stehen, erreicht mit 47 Kilogramm CO2-Äquivalenten einen erheblich niedrigeren Durchschnittswert. Auch der vermehrte Einsatz klimafreundlicher Technologien wie Wärmepumpen trägt hier zur Verbesserung der Bilanz bei.

Kommunale Wärmeplanung und energetische Sanierung

Diese Unterschiede zeigen den Studienautoren zufolge, wie entscheidend Bauweise, Gebäudealter und Heiztechnologien für die CO2-Bilanz sind – und wo die Stellschrauben für Verbesserungen liegen. Sie werfen aber auch die Frage auf, wie die Auflagen aus der im Frühjahr 2024 in Brüssel verabschiedeten Energy Perfomance of Buildings Directive (EPBD) zu verstehen und in nationales Recht umzusetzen sind.

Dort heißt es, dass die Energieeffizienz des Wohngebäudebestands bis 2030 um 16 Prozent verbessert werden soll. Das gilt vorrangig für die derzeit schlechtesten Immobilien. Welche das sind, war bisher unklar.

Neben einer verlässlichen Bestandsaufnahme der Energiebedarfe und Emissionen liefert der CO2-Rechner von Wüest Partner auch Ansatzpunkte für Maßnahmen zur Wärmeplanung und energetischen Sanierung, da die Ergebnisse zeigen, in welchen Gebieten sich der Ausbau von Fernwärmenetzen lohnt oder wo dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen die sinnvollere Alternative sind. Die Analysen sollen so Transparenz und die Grundlage für zielgerichtete und effektive Klimaschutzmaßnahmen schaffen – von der kommunalen Wärmeplanung bis zur individuellen Sanierung von Wohngebäuden.

"Der deutsche Gebäudebestand auf dem Weg zur Klimaneutralität" (Download)


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