Energieverbrauch: Einsparziel für Gebäude wird nicht erreicht

Um 20 Prozent sollte sich der Wärmebedarf von Gebäuden bis Ende 2020 verringern – dass das offenbar nur rein rechnerisch möglich ist, zeigt der achte Monitoring-Bericht "Energie der Zukunft" des Bundeswirtschaftsministeriums.

Um 4,2 Prozent ist der Endenergieverbrauch, also der Wärmebedarf, im Gebäudesektor 2019 gestiegen. 2018 konnte hier noch ein Rückgang von 5,1 Prozent beobachtet werden. Das klimapolitische Ziel, den Wärmebedarf im Gebäudebestand zwischen 2008 und 2020 um 20 Prozent zu reduzieren, rückt damit in die Ferne: Um die Zielvorgabe einzuhalten, müsste der Wärmebedarf gegenüber dem Niveau von 2019 noch um 9,1 Prozentpunkte zurückgehen, schreiben die Autoren des Monitoring-Berichts. Es sei "unwahrscheinlich, dass ein solcher Rückgang bis 2020 erreicht wird".

Im aktuellen Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) dokumentieren die Autoren den Stand der Energiewende für die Jahre 2018 und 2019. Zu der Untersuchung gehört auch eine jährliche Bewertung der Fortschritte bei der Erreichung der sogenannten 2020-Ziele. Daraus geht hervor, dass der Endenergieverbrauch gegenüber dem Basisjahr 2008 um 10,9 Prozent gesunken ist. Doch angesichts des bevorstehenden Schlussspurts, der in das "Corona-Jahr" fällt, also eine Zeit, in der die Menschen viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, wirkt dieser Erfolg eher wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Energiewende im Gebäudebereich: Der Status Quo

  • Der nicht erneuerbare Primärenergieverbrauch (Primärenergiebedarf) im Gebäudesektor ist im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent gesunken und im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Basisjahr 2008 ergibt sich jedoch eine Minderung um 23,6 Prozent.
  • Der Endenergieverbrauch im Gebäudesektor ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent gesunken und im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Basisjahr 2008 ist der Verbrauch jedoch um 10,9 Prozent gesunken.
  • In den Jahren 2018 und 2019 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch 14,3 Prozent beziehungsweise 14,5 Prozent. Damit ist das 2020-Ziel von 14 Prozent bereits vorzeitig übererfüllt.

Quelle: Achter Monitoring-Bericht "Energie der Zukunft", BMWi

So soll die Energiewende im Gebäudebereich angekurbelt werden

Um die Energiewende zu beschleunigen, hat die Bundesregierung bereits zahlreiche Maßnahmen vorgestellt, die der Monitoring-Bericht aufgreift. Darunter sind etwa das 2019 beschlossene Klimaschutzprogramm 2030 (unter anderem steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, Austauschprämie für Ölheizungen, CO2-Preis), die Langfristige Renovierungsstrategie für öffentliche und private Gebäude (Long-Term Renovation Strategy gemäß EU-Vorgaben), aber auch die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), in der das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das Marktanreizprogramm (MAP), das Anreizprogramm Energieeffizienz APEE und das Heizungsoptimierungsprogramm (HZO) gebündelt wurden. Ebenfalls dazu gehört das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG), das am 1. November 2020 in Kraft getreten ist.

Zehn Punkte, wie sich generell im Gebäudebereich Energie einsparen lässt, hatten im Februar bereits der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW und der Wirtschaftsrat der CDU vorgelegt. Einen wichtigen Hebel sehen die beiden Akteure unter anderem im CO2-Preis: So sollte sich beispielsweise die Umlegbarkeit der CO2-Kosten am energetischen Zustand der Wohneinheit orientieren und so Anreize für eine verbesserte Energieeffizienz schaffen. Zudem sollten die aus der Bepreisung im Gebäudebereich entstehenden Erlöse auch konsequent in denselben Sektor reinvestiert werden.


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