ESG-Standard: Mehr Neutralität für Scoringmodell Ecore
Wie nachhaltig ist eine Immobilie? Um das zu messen, wurde im Jahr 2020 die Initiative "ESG Circle of Real Estate" gegründet, die einen weltweit anwendbarer Nachhaltigkeitsstandard entwickeln soll.
Seit Anfang 2024 wird die Initiative als Stiftung geführt. Über die Weiterentwicklung des ESG-Scoring-Standards hat künftig ein Kuratorium die Hoheit. So soll Neutralität gewahrt werden. "Die Vertrauenswürdigkeit eines ESG-Prüfsiegels steht und fällt mit seiner Unabhängigkeit", erklärte Dr. Markus Bell, Geschäftsführer von Bell Management Consultants, die Beweggründe. Sein Beratungsunternehmen war Initiator der Initiative und ist Stiftungsgeber.
Das Kuratorium besteht in der ersten Besetzung aus Dr. Jan Peter Annecke (Helaba), Dr. Andreas Iding (Goldbeck), Norbert Löffler (Apleona), Prof. Dr. Ulrich Nack (EBZ Businessschool) und Frederik Voigt (ZIA). Eine mittelfristige Ergänzung um weitere Mitglieder ist geplant. Die Amtszeit beträgt jeweils drei Jahre. Das Kuratorium soll die Aufgaben der Stiftung lenken und wird außerdem über Fortführung, Neuberufung und Niederlegung der Ämter, inklusive der Wahl des Vorstands entscheiden. In der ersten Amtsperiode fungieren Bell und sein Geschäftsführerkollege Thomas Wenzel als Vorstand.
Initiative "ESG Circle of Real Estate": Hintergrund
Im Februar 2020 startete Ecore als Initiative verschiedener Unternehmen der Immobilienbranche, um einen ESG-Daten- und Nachhaltigkeitsstandard für die Branche zu entwickeln. Knapp 150 Unternehmen aus dem Gebäudemanagement, Development und Finanzsektor arbeiteten aktiv an dem Scoring mit, das 90 Fragen umfasst. Die Idee: Es sollte allen Beteiligten die Transformation zu nachhaltigen Gebäuden durch einheitliche Maßstäbe erleichtert werden. Neben dem ESG-Scoring-Standard ging daraus die Cloud-Plattform Ecore zur Verwaltung und Analyse von ESG-Daten hervor.
Die Analyse der Immobilien soll jährlich erfolgen, die Nachhaltigkeitsperformance der Portfolios ergibt sich aus dem Durchschnitt der Objektbewertungen.
Anhand einer Punkteskala von Null bis 100 können Mieter und Anleger erkennen, zu wie viel Prozent eine Immobilie oder ein Portfolio die Klima-Ziele und ESG-Kriterien erfüllt. Die Performance wird dabei am Zwischenziel 2030 gemessen. Der Probelauf erfolgte Ende 2020.
Scoring von Immobilien in drei Bereichen
Für den neuen Nachhaltigkeitsstandard werden die Immobilien in drei Bereichen analysiert: Für den Faktor "Verbräuche und Emissionen" (CO2-Ausstoß, Energie- und Wasserverbrauch, Abfallaufkommen) werden die gemessenen Werte zusammengefasst und mit den Zieldaten für das Jahr 2030 verglichen. Dieser Bereich fließt zu 40 Prozent in das Scoring ein.
Ebenso wie die Gewichtung der qualitativen Gebäudedaten: Gebäudeautomation (Sensoren und Messstellen), Ressourcen (Grauwasser, Art der Abfalltrennung), Technik und Hülle (Fassade, Art der Wärme- und Kälteerzeugung), Ökonomie (Gebäudeflexibilität), Nutzerkomfort (Barrierefreiheit, Komfort für Fahrradfahrer), Betrieb (Instandhaltungsmanagement) und Standort (Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel). Auch sie werden zu 40 Prozent bewertet. Dabei werden die Entwicklungspotenziale der Immobilien berücksichtigt.
Die restlichen 20 Prozent entfallen auf den Bereich "Governance" auf Fonds- und Unternehmensebene. Analysiert wird hier unter anderem, ob Mieterausschlusskriterien angewendet oder grüne Mietverträge abgeschlossen werden, wie Nachhaltigkeit im Investmentprozess umgesetzt wird und ob eine Qualitätssicherung der Daten erfolgt. Auch Green-Building-Zertifikate finden hier Berücksichtigung.
Ecore-Stiftung: Scoring-Tool für mehr Transparenz
Die Stiftung führt nun nach eigenen Angaben die Aufgaben der Initiative weiter und will die ESG-Transformation bei Immobilien fördern und über das Scoring-Tool Transformationsschritte von Gebäuden und Portfolios transparent und im Markt vergleichbar zu machen. Die wichtigsten Stiftungsziele sind:
- Zukunftsgerichtete Weiterentwicklung des ESG-Scoring-Modells.
- Etablierung des Ecore-Scorings als ESG-Branchenstandard.
- Beschleunigung der ESG-Transformation durch Förderung von smarten Lösungen und offenem Austausch zwischen Marktteilnehmern.
- Stärkung des öffentlichen Vertrauens in das Nachhaltigkeitsengagement der
- Immobilienwirtschaft durch neutrale ESG-Standards.
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