EZB senkt Leitzins zum vierten Mal – gut für Kredite
Die Inflationswelle in der Eurozone klingt ab, doch die Sorge um die schwache Konjunktur wächst. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen gesenkt. Das teilte die Notenbank nach der Ratssitzung am 12.12.2024 in Frankfurt am Main mit. Das ist die mittlerweile vierte Leitzinssenkung in diesem Jahr.
Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins – den Banken erhalten, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken – wird mit Wirkung zum 18. Dezember um 25 Basispunkte auf jetzt drei Prozent gesenkt. Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können (Hauptrefinanzierungsgeschäft), sinkt ebenfalls: von 3,4 Prozent auf nun 3,15 Prozent.
Wer profitiert von den niedrigeren EZB-Zinsen?
Tendenziell sind niedrigere Leitzinsen gut für die Konjunktur: Kredite werden erschwinglicher: Firmen können leichter investieren und Privatleute bekommen Geld von der Bank günstiger. Für eine Baufinanzierung mit beispielsweise zehnjähriger Laufzeit waren der FMH-Finanzberatung zufolge zuletzt 3,19 Prozent pro Jahr fällig (Stand 9.12.2024) – ein Jahr zuvor lagen die Bauzinsen noch fast bei vier Prozent.
"Keine Überraschung zum Jahresende", kommentierte Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research & Strategy bei HIH Invest, die jüngste Leitzinsentscheidung. An den Immobilienmärkten sei dieser Schritt erwartet worden und daher eingepreist. "Spannender dürfte der Blick auf die Zinsentwicklung im Jahr 2025 sein. Wir erwarten weitere Leitzinssenkungen der EZB", so der Experte. Die Höhe und Anzahl der Zinsschritte dürften laut Schindler auch von der neuen US-Administration abhängig sein.
Diskussion um Inflation und Leitzinssenkung
Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, sieht die EZB-Geldpolitik kritischer: "Meiner Meinung nach hätte die EZB die Leitzinsen unangetastet lassen und statt dessen die Inflation konsequenter bekämpfen sollen." Die Kerninflationsrate im Euroraum habe zuletzt wieder deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel gelegen, bei Dienstleistungen sogar bei etwa vier Prozent.
"Und sollte die neue US-Regierung unter Donald Trump tatsächlich Strafzölle einführen, könnte dies die Inflation zusätzlich erhöhen." Gerade für die Immobilienwirtschaft sind Fedele zufolge hohe Inflationsraten schädlich. "Denn wenn der Markt mehr Inflation erwartet, kann das eine Erhöhung der langfristigen Zinsen nach sich ziehen. Und die sind für den Immobilienmarkt sehr viel entscheidender als die Leitzinsen", so Fedele.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank, der sonst eher für einen vorsichtigen Kurs plädierte, hatte sich zuletzt offen für Diskussionen über eine Zinssenkung gezeigt. Im Juni 2024 hatte die EZB die Zinswende eingeleitet: Nach knapp neun Monaten auf Rekordhoch senkte sie den Einlagenzins erstmals um einen Viertelprozentpunkt auf 3,75 Prozent.
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