Es braucht mehr Wohnungsbau, auch für die Volkswirtschaft
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) will dem weiteren Einbruch des Wohnungsneubaus in Deutschland mit steuerlichen Anreizen begegnen. Dem Plan nach sollen sieben Prozent der Baukosten in den ersten vier Jahren abgeschrieben werden können. In den folgenden vier Jahren weitere fünf Prozent. Derzeit ist eine fortlaufende Abschreibung von drei Prozent möglich.
Der Plan der Ministerin ist ein Schritt in die richtige Richtung. In Zeiten steigender Baukosten sind Entlastungsprogramme ein guter Anreiz, der nachhaltig für eine regere Bautätigkeit sorgen kann. Allerdings sind Abschreibungen nur für Bauträger interessant, die über die notwendigen Mittel verfügen, überhaupt noch zu bauen. Es braucht weitere umfangreiche Maßnahmen, die bereits in der Planung und vor dem Bau ansetzen und nicht erst dann, wenn die Bagger rollen.
Modulares Bauen: Kostensenkungen wichtiger denn je
Gute Lösungen wären unter anderem der Abbau von Bürokratie und Restriktionen im Baurecht sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren oder auch Kostensenkungen durch modulares Bauen. Ziel der Bundesregierung ist es, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Experten gehen von rund 245.000 im Jahr 2023 aus. 2022 waren es 295.000 Wohnungen, die Tendenz ist weiter sinkend.
Das ist besonders schwerwiegend, weil die Zahl der Haushalte weiter zunehmen wird. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Für den Weg aus der aktuellen rezessiven Phase brauchen wir dringend Fachkräfte, die den Wiederaufschwung mitgestalten. Knapp eine Million (926.000) Menschen sind im vergangenen Jahr vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hierher geflüchtet. Insgesamt wurde das Jahr mit einem Wanderungsplus von 1,45 Millionen Menschen abgeschlossen.
Mehr Wohnungsbau: Auch Treiber für die Volkswirtschaft
Nach den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind derzeit 87.000 der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt, weitere 27.000 haben einen Minijob. Die Erwerbsquote liegt derzeit bei 18 Prozent. Das kann der deutschen Volkswirtschaft langfristig helfen. Migration erhöht wiederum die Nachfrage nach Wohnraum.
Hier hat es die Politik vollkommen versäumt, frühzeitig an Lösungen zu arbeiten. Auch aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten müsste deutlich mehr Wohnraum vor allem in den Ballungsgebieten geschaffen werden, um die Einwanderung und Integration weiter zu ermöglichen – anstatt sie zu bremsen.
Demografischer Wandel: Mehr statt weniger Wohnungen nötig
Der Verweis auf den demografischen Wandel und eine angebliche mögliche Schrumpfung des Wohngesamtmarktes ist in diesem Kontext irreführend: Zwar wird die deutsche Bevölkerung bis 2035 um etwa ein Prozent abnehmen, die Zahl der Haushalte wird aber prognostisch vor allem an den Top-50-Standorten um etwa 3,9 Prozent ansteigen. Das macht in Summe 506.000 neue Haushalte allein dort.
Wir bewegen uns auf eine Leerstandquote von Null in den Metropolregionen zu. Das Migrations-Plus ist nur ein Beschleuniger der Entwicklung, die sich auch vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine lange abgezeichnet hatte. Es zeigt erneut: Politik und Immobilienwirtschaft müssen gemeinsam schnell Lösungen finden. Steuerliche Anreize, wie von Klara Geywitz nun angedacht, können nur der Anfang einer kompletten deutschen Bauwende sein.
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