"Property Technology" oder kurz "PropTech" zielt darauf ab, bestehende Prozesse in der Bau- und Immobilienbranche mit digitalen Mitteln zu vereinfachen. Ihr Einsatz ist rund um sämtliche Phasen des Gebäudezyklus denkbar. Teil 1 der Startup-Serie liefert Beispiele von Unternehmen, die beim Bau der Immobilie unterstützen.
Bauplanung und Datenerfassung
Für die Effizienz ist auch der Grad der Digitalisierung ausschlaggebend, in dem sich eine Immobilie befindet. Ideal wäre es, wenn die Digitalisierung schon von Anfang an geschieht, also bereits in der Planungsphase. Mit den dort erstellten digitalen Modellen lassen sich die Gebäude später effizient verwalten. Dazu gehört auch die digitale Erfassung aller Gebäudedaten und -komponenten.
3D-Gebäudemodell von Specter
Das Kölner Startup Specter automation hat eine Plattform entwickelt, mit der sich 3D-Modelle von Gebäuden erstellen lassen. Integriert werden alle Planungs- und Kalkulationsdaten, wie es etwa vom Building Information Modeling (BIM) bekannt ist. Jeder, der am Bau beteiligt ist, halt also Zugang zu allen relevanten Daten wie Arbeitsschritte, Zeit- und Kostenaufwände, Materialmengen und Ausführungspläne. Was analog erstellt wird, wird zeitgleich digitalisiert und in das Modell eingepflegt.
360-Grad-Panoramaaufnahmen der Räume mit Lumoview
Lumoview Building Analytics, ein Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurde ebenfalls in Köln gegründet. Der entwickelte LumoScanners soll der Immobilienwirtschaft zu CO2-Neutralität verhelfen. Er erzeugt von jedem Raum ein 360-Grad-Panoramabild. Die aufgenommenen Wärmebilder der Wände werden auf Temperaturanomalien automatisiert analysiert – dieser Vorgang dauert etwa zwei Sekunden je Raum. Das hilft, Energieverluste, aber auch Undichtheiten bei Wasserleitungen zu ermitteln, was wiederum Hinweise auf Sanierungspotenziale gibt. Die so erstellten Daten lassen sich in alle gängigen Management-Plattformen für Immobilien integrieren.
Digitale Kreislaufwirtschaft mit Concular
Concular will ebenfalls Gebäude und Materialien digitalisieren und damit Bauprozesse transparenter gestalten. Das Startup ist nach eigenen Angaben schon heute Marktführer bei der Erstellung von Pässen für in Immobilien verwendete Materialien und deren Wiedereinbringung. So wird auch das Ende des Produktlebenszyklus‘ und damit alle Kosten in der Lebenszeit einer Immobilie mitgedacht. Auf dieser Grundlage lässt sich in der Bau- und Immobilienbranche eine Kreislaufwirtschaft gestalten. Wichtig wäre das, denn 40 Prozent allen Deponiemülls in Deutschland werden durch diese Branche verursacht.
IoT mit Aedifion nutzen
Ein ähnliches Projekt verfolgt Aedifion aus Aachen. Das Startup entwickelt eine Plattform für Gebäude, die auf dem Internet of Things (IoT) basiert. Installiert wird es mittels Gateways, wie sie auch beim Smart-Meter-Rollout zum Einsatz kommen. Mittels Sensoren werden alle relevanten energetischen Datenpunkte im Netz erfasst und in einer Cloud verwaltet. Das System ist für 205 Euro im Monat zu mieten.
Das Gateway ist ein Industriecomputer, der in alle gängigen Standardprotokolle wie BACnet, KNX, OPC oder Modbus eingebunden werden kann. Die Daten sind über eine browserbasierte grafische Benutzeroberfläche abrufbar. Ebenso gibt es eine dokumentierte Programmierschnittstelle. Damit können die Daten etwa per Plug-In in Excel eingebunden werden, das nach wie vor häufig zur Verarbeitung gebäudetechnischer Daten verwendet wird. Künstliche Intelligenz hilft, die Daten zu klassifizieren und das Systemverhalten in Zukunft zu ermitteln, auch hier im Sinne einer vorausschauenden Wartung.
Licht und Beleuchtung
Die größten Einsparpotenziale, verglichen mit der Investition, sind bei der Beleuchtung zu heben. Der Einsatz von LED rentiert sich meist schon nach wenigen Monaten. Auch hier sind Startups aktiv.
HEAVN: Licht neu denken
HEAVN ist eine Ausgründung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Initiator ist David große Austing, der das Unternehmen gemeinsam mit den anderen Gründern auch leitet. Das Konzept basiert auf einem zentrierten Licht, das sich bedarfsgerecht an die Gegebenheiten des Alltags anpasst. So entstand mit HEAVN One die weltweit erste Schreibtischleuchte mit einer biologischen Wirkung von 10.000 Lux. Sie ist den Unternehmensangaben zufolge ideal für Videokonferenzen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Schreibtischleuchten kann sie wie eine Softbox eingesetzt werden und schafft so eine natürliche Aufhellung der Gesichtspartie. Das Licht gleicht der Qualität von Tageslicht bis zu 95 Prozent. Zudem schafft sie durch stetige Veränderung des Lichts eine natürliche Raumatmosphäre. Die Leuchte gibt es optional mit Luftreinheits-Sensor. Dieser misst die Raumluft und warnt per Anzeige am Touchpanel oder in der App, sobald die Grenzwerte überschritten sind.
Interpanel: Kühlung und Beleuchtung vereinen
Das Startup Interpanel aus Crossen in Thüringen will die Flächenkonkurrenz an Decken zwischen Licht und Kühlung oder Heizung aufheben. Dazu wurde ein Tool entwickelt, das sowohl eine taupunktunabhängige Flächenkühlung als auch eine akustisch wirksame Klimaleuchte beinhaltet, letztere mit einer Lichttemperatur zwischen 3 und 6000 Kelvin. Nach Unternehmensangaben wurde damit eine fünfprozentige Verbesserung der Produktivität erreicht, sowie 4,5 Prozent der Gesamtkosten bei Kühlung und Beleuchtung eingespart. Einsatzmöglichkeiten sind Großraumbüros, Krankenhäuser, Hochlasträume, Seminarräume sowie gewerbliche und industrielle Bestandsbauten. Dadurch erhöht sich die Leistung im Vergleich zu konventionellen Systemen bis zum Faktor drei. Der gesamte Effizienzvorteil liegt bei 30 Prozent im gewerblichen Bereich und bei bis zu 70 Prozent in der Industrie. Das System kühlt bereits ab 21 Grad Celsius Raumtemperatur mit circa 87 Watt pro Quadratmeter, bei 26 Grad Celsius mit bis zu 119 Watt pro Quadratmeter.
Ausblick Teil 2 der PropTech-Serie
Im zweiten Teil der Serie wird es um Angebote von PropTechs rund um die Verwaltung und Energieversorgung der Immobilie gehen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die PropTechs sind erwachsen geworden
KI in der Immobilienwirtschaft: "Es ist gar nicht so spooky, wie es klingt!"