Hamburg fördert jetzt auch Mieter mit mittlerem Einkommen
Die Mieten in Hamburg steigen weiter. Um das Wohnen auch für Haushalte mit mittleren Einkommen bezahlbar zu machen, hat der rot-grüne Senat die bislang verfügbaren Förderinstrumente um einen dritten Förderweg mit einer anfänglichen Netto-Kaltmiete von 12,10 Euro pro Quadratmeter ergänzt. Das teilte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) am 5. April mit. Die Mieten dürfen alle zwei Jahre um maximal 20 Cent pro Quadratmeter steigen. Das Angebot der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) gilt seit Anfang des Monats.
Wohnung im dritten Förderweg: Anspruch
Anspruch auf eine Wohnung aus dem dritten Förderweg haben den Angaben zufolge Alleinstehende mit einem Nettojahreseinkommen von maximal 28.800 Euro (42.200 Euro brutto). Bei einer dreiköpfigen Familie liege die Einkommensgrenze bei 55.440 Euro netto (80.250 Euro brutto).
Zum Vergleich: Beim ersten Förderweg – dort betragen die Anfangsmieten 7,10 Euro pro Quadratmeter – liegen die Einkommensgrenzen bei Alleinstehenden bei 28.500 Euro brutto und im Drei-Presonen-Haushalt bei 53.800 Euro brutto. Beim zweiten Förderweg mit Anfangsmieten von 9,20 Euro pro Quadratmeter liegen sie bei 35.300 Euro brutto beziehungsweise 67.000 Euro brutto.
Förderbank IFB: Konditionen für Investoren
Investoren erhalten laut IFB wie im ersten und zweiten Förderweg Darlehen mit einem Zinssatz von einem Prozent fest für 30 Jahre und einmalige Baukostenzuschüsse. Die laufenden Zuschüsse betragen den Angaben zufolge zwischen 40 Cent und 3,50 Euro pro Quadratmeter, abhängig von der Höhe des Grundstückswertes und der Größe des Bauvorhabens. Der Bindungszeitraum für die Sozialwohnungen beträgt 30 Jahre. Die Mieten lägen deutlich unter den Mietpreisen vieler frei finanzierter Neubauvorhaben, heißt es aus Hamburg.
Zahl der Sozialwohnungen in Hamburg
In Hamburg kommen derzeit auf 1.000 Mieterhaushalte rund 110 Sozialwohnungen – das sei mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts, heißt es in einer Mitteilung – damit stehe die Stadt im Ländervergleich deutschlandweit an der Spitze. Insbesondere für Haushalte, die knapp über den Einkommensgrenzen des zweiten Förderwegs liegen, könnten laut Senatorin Pein die Mieten im freifinanzierten Neubau wegen der aktuell hohen Baukosten aber weiterhin zu hoch sein. Die Zahl der Hamburger Haushalte mit einem Anspruch auf Förderung steige mit dem dritten Förderweg von zirka 600.000 auf rund 650.000.
Wohnungswirtschaft ist zwiegespalten
Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), sagte, die Einführung eines dritten Förderweges werde es den Mitgliedsunternehmen grundsätzlich ermöglichen, wieder Wohnungen zu bauen und sie zu bezahlbaren Mieten anzubieten. "Ich bin optimistisch, dass das eine oder andere Bauprojekt gerettet werden kann, das bislang drohte, in der Schublade zu verschwinden." Nötig wäre zudem eine Entschlackung der Bauordnung, mehr Flexibilität der Behörden bei Baugenehmigungen und weniger hohe Baustandards.
Der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Kay Brahmst, gab zu bedenken: "Es darf nicht sein, dass der Neubau sich nur noch mit staatlicher Förderung lohnt." Im frei finanzierten Wohnungsbau seien Mieten von mehr als 20 Euro pro Quadratmeter erforderlich, um Projekte kostendeckend zu bauen. "Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen, die Baukosten müssen runter", so Brahmst. Er verlangte eine deutliche Senkung der Vorgaben und Baustandards.
Informationen zum 3. Förderweg in Hamburg: Bedingungen, Beratungsangebote, Beantragung
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