Welche Arbeitszeiten in der Ausbildung gelten

Viele Betriebe haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Gründe hierfür sind oft auch Schichtarbeit, überlange Ausbildungstage oder unregelmäßige Arbeitszeiten. Im Ausbildungsalltag sollten Arbeitgeber die rechtlichen Vorgaben einhalten. Ein Überblick dazu, zu welchen Zeiten Azubis beschäftigt werden dürfen.

Nicht nur im Gastgewerbe, Gesundheitswesen oder Baugewerbe: In vielen Branchen haben Betriebe Schwierigkeiten, offene Stellen oder Ausbildungsplätze zu besetzen. Verantwortlich dafür sind neben dem Fehlen geeigneter Kräfte oftmals auch unattraktive Arbeitsbedingungen wie niedrige Löhne sowie überlange Arbeitszeiten. Der Großteil der Auszubildenden in Deutschland (89,6 Prozent) arbeitet wöchentlich bis zu 40 Stunden. Über 10 Prozent (10,4 Prozent) arbeiten über 40 Stunden die Woche. Das geht aus dem DGB-Ausbildungsreport 2022 hervor, für den im Zeitraum von September 2020 bis April 2022 fast 15.000 Auszubildenden befragt wurden.  

Das widerspricht nicht nur dem, was das Gesetz vorgibt – sondern führt oftmals auch zum Abbruch der Ausbildung. Wir fassen zusammen, was hinsichtlich Umfang und Dauer der Arbeitszeit für Auszubildende gilt.

Arbeitszeit in der Ausbildung: Arbeitszeitgesetz und Jugendarbeitsschutzgesetz

Der Arbeitgeber sollte beim Thema Arbeitszeit im Blick haben, ob der oder die Auszubildende noch minderjährig oder schon volljährig ist. Grundsätzlich ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG) das maßgebliche Gesetz für die duale berufliche Ausbildung in Deutschland. Allerdings gibt es bisher kein einheitliches Ausbildungsgesetz. Insofern sind mehrere Gesetze für Auszubildende hinsichtlich der Arbeitszeit relevant. Soweit Auszubildende über 18 Jahre sind, gilt für sie in der Regel wie für alle Arbeitnehmenden das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Bei minderjährigen Auszubildenden gelten die besonderen Vorschriften des Jugendarbeitsschutzgesetzes (JArbSchG).

Wöchentliche Arbeitszeit und Höchstarbeitszeit für Auszubildende

Die Arbeitszeit des Auszubildenden ist grundsätzlich im Ausbildungsvertrag festzulegen. Nach dem Arbeitszeitgesetz darf die wöchentliche Arbeitszeit für Arbeitnehmende nicht mehr als 48 Stunden betragen. Das ist die Höchstgrenze, die sich durch eine tarifvertragliche Verlängerung der Arbeitszeiten ergeben darf. Lesen Sie hier, was das Arbeitszeitgesetz zu Höchstarbeitszeit, Ruhepausen und Ruhezeit vorgibt.

Für minderjährige Auszubildende sind es nur 40 Wochenstunden. Die tägliche Höchstarbeitsdauer beträgt acht Stunden. Ausnahmsweise dürfen Jugendliche bis zu einer halben Stunde länger an einem Werktag beschäftigt werden, wenn an einem anderen Werktag, die Arbeitszeit auf weniger als acht Stunden verkürzt wurde. 

In Tarifverträgen sind grundsätzlich geringe Abweichungen möglich: So ist eine Arbeitszeit bis zu neun Stunden täglich, 44 Stunden wöchentlich und bis zu fünfeinhalb Tagen in der Woche denkbar - aber nur unter Einhaltung einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden in einem Ausgleichszeitraum von zwei Monaten.

Regelmäßig Überstunden – ohne zusätzliche Vergütung?

Auch Überstunden scheinen ein Thema zu sein, mit dem sich Azubis immer wieder beschäftigen müssen. Laut DGB-Ausbildungsreport 2022 leistet gut ein Drittel (32,8 Prozent) der befragten Auszubildenden regelmäßig Überstunden - und 11,6 Prozent der Befragten erhalten keinerlei Ausgleich für die geleisteten Überstunden.

Dabei sind die gesetzlichen Vorgaben klar: Zwar existieren für Arbeitnehmende grundsätzlich keine Vergütungsregelungen für geleistete Überstunden, eine Ausnahme macht jedoch das BBiG für die zur Berufsausbildung beschäftigten Personen. § 17 Abs. 3 BBiG ist insofern eine Sonderregelung, wonach Überstunden besonders zu vergüten oder durch entsprechende Freizeit auszugleichen sind.

Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit in der Ausbildung?

Jugendliche Auszubildende sollen in der Regel nicht am Wochenende und auch nicht an Feiertagen arbeiten. § 16 Abs. 1 JArbSchG verbietet jede Art der Beschäftigung an Samstagen. Die §§ 17 und 18 JArbSchG verbieten die Sonn- und Feiertagsarbeit für Jugendliche. Hier gibt es für einige Bereiche jedoch zulässige Ausnahmen. Dies sind

  • Krankenhäuser,
  • offene Verkaufsstellen, in Betrieben mit offenen Verkaufsstellen, in Bäckereien und Konditoreien, im Friseurhandwerk und im Marktverkehr,
  • im Verkehrswesen,
  • in der Landwirtschaft und Tierhaltung,
  • im Familienhaushalt,
  • im Gaststätten- und Schaustellergewerbe,
  • bei Musik- und Theateraufführungen,
  • bei außerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen,
  • beim Sport,
  • beim ärztlichen Notdienst.

Auch durch Tarifvertrag kann festgelegt werden, dass Jugendliche an Samstagen beschäftigt werden. Die Fünf-Tage Woche ist aber immer vom Arbeitgeber zu gewährleisten, sodass der Auszubildende einen anderen freien Tag in der Woche erhalten muss. An diesem darf er dann auch keine Berufsschule haben.

Arbeitszeit und Berufsschule

Berufsschulzeit ist Arbeitszeit: Die Auszubildenden müssen vom Betrieb für die Berufsschule freigestellt werden. Dies regelt § 15 Berufsbildungsgesetz (BBiG) für minderjährige und erwachsene Auszubildende gleichermaßen. Dabei gilt die Freistellung nicht nur für die Unterrichtszeiten, sondern ebenso für Prüfungen oder andere Pflichttermine. Eine Freistellung ist im Gesetz unter anderem auch für den Arbeitstag unmittelbar vor der schriftlichen Abschlussprüfung vorgesehen.

Grundsätzlich dürfen Ausbildungsbetriebe ihre Azubis vor einem vor 9 Uhr beginnenden Berufsschulunterricht nicht beschäftigen. Zudem ist geregelt, dass Auszubildende je nach Dauer des Berufsschultages danach nicht mehr in den Betrieb müssen. So müssen Auszubildende bei einem Berufsschulunterricht von mindestens fünf Schulstunden á 45 Minuten einmal die Woche danach nicht mehr in den Ausbildungsbetrieb kommen.

Wie die Berufsschulzeiten genau auf die Arbeitszeit angerechnet werden, regelt ebenfalls § 15 BBiG. Für Azubis, die noch nicht volljährig sind, gilt zudem das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG). Gemäß § 19 BBiG haben Ausbildungsbetriebe den Auszubildenden die freigestellte Zeit in oder für die Berufsschule je nach Umfang der Anrechnung als Ausbildungszeit zu vergüten. 

Ruhepausen in der Ausbildung

Auszubildende müssen zwingend Ruhepausen einhalten. Auch hier beinhaltet das Jugendarbeitsschutzgesetz besondere Vorschriften. Minderjährigen Auszubildenden muss der Arbeitgeber danach im Voraus feststehende Ruhepausen von angemessener Dauer - das bedeutet mehr als 15 Minuten - gewähren. Es gilt: 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von viereinhalb bis sechs Stunden, 60 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden. Wie viele Pausen der Arbeitgeber Arbeitnehmenden und volljährigen Auszubildenden gewähren muss, ergibt sich aus den Pausenregelungen im Arbeitszeitgesetz. 

Ausbildung und Arbeitszeit im Schichtdienst

In bestimmten Berufen ist Schichtarbeit üblich und unerlässlich. Unter Schichtzeit versteht man die tägliche Arbeitszeit unter Hinzurechnung der Ruhepausen. Sie darf je nach Gewerbe eine bestimmte Stundenanzahl nicht überschreiten. Minderjährige Auszubildende dürfen danach in der Regel nicht mehr als zehn Stunden, im Bergbau unter Tage acht Stunden, im Gaststättengewerbe, in der Landwirtschaft, in der Tierhaltung und auf Bau- und Montagestellen elf Stunden Schicht arbeiten.

Durch Tarifvertrag ist es wiederum möglich, die Schichtzeit, mit Ausnahme des Bergbaus unter Tage, bis zu einer Stunde täglich zu verlängern. Zu beachten ist aber, dass Jugendliche grundsätzlich nachts, also in der Zeit von 20 Uhr abends bis sechs Uhr nur in Ausnahmefällen beschäftigt werden dürfen. Ist am darauf folgenden Morgen Berufsschulunterricht, sind auch diese Ausnahmen nicht zulässig.