Viertagewoche: Positive Gesundheitseffekte

Mehr Zufriedenheit, stabile Produktivität und bessere Gesundheit: Das ist das Fazit der Studienautoren der ersten großangelegten Pilotstudie zur Viertagewoche in Deutschland. Unklar ist jedoch, wie sich die Arbeitszeitreduktion langfristig auf die Produktivität auswirkt.

Die erste groß angelegte Pilotstudie zur Viertagewoche in Deutschland ist zu Ende gegangen. Das teilte die Unternehmensberatung Intraprenör mit, die die Studie initiiert hatte und mit einem Team der Universität Münster durchführte. Nach sechs Monaten Pilotprojekt zogen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein größtenteils positives Fazit. So erklärte Co-Studienautorin Julia Backmann, dass die Viertagewoche zu einer signifikanten Verbesserung der Lebenszufriedenheit geführt habe.

Viertagewoche schafft mehr Zeit für die Familie

An dem Pilotprojekt nahmen 45 Organisationen aus verschiedenen Branchen teil, darunter etwa Industrie- und Fertigungsunternehmen, Unternehmen aus Handel und Verkauf, Gesundheitsanbieter oder soziale Einrichtungen. Mit 13 teilnehmenden Unternehmen waren Beratungs- und Agentur-Dienstleister am stärksten vertreten. Dass die Mitarbeitenden, die ihre Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche reduzierten, nach der Pilotphase zufriedener mit ihrem Leben sind, ist angesichts der zusätzlichen Freizeit wenig überraschend. "Vor dem Pilotprojekt äußerten 64 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Nach der Einführung der Viertagewoche sank dieser Wert auf 50 Prozent", verdeutlichte Studienleiterin Backmann.

Leistung nahezu unverändert

Eine wichtige Frage war außerdem, wie sich die Arbeitszeitreduktion auf die Produktivität der Mitarbeitenden auswirken würde. Die Studienautoren stellten fest, dass sich Umsatz und Gewinn der teilnehmenden Unternehmen nicht signifikant zum Vorjahr änderten. Das deute darauf hin, dass die Mitarbeitenden die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigt hätten. Auch die Selbstauskünfte der Geschäftsführung und der Mitarbeitenden stütze diese Annahme. "Tendenziell haben beide Seiten eher einen Produktivitätsanstieg wahrgenommen."

Positive Gesundheitseffekte

Auch die mentale und körperliche Gesundheit verbesserte sich laut Studienautoren signifikant. Viele Mitarbeitende bewegten sich demnach mehr, gemessen an Schrittzahlen und anderer körperlicher Aktivität. Außerdem schliefen die Testpersonen durchschnittlich 38 Minuten länger pro Woche. Die Stress- und Burnout-Meldungen seien zudem stark reduziert worden.

Weniger Meetings, mehr digitale Tools

Um eine Viertagewoche einzuführen, haben die Mitarbeitenden die reduzierte Arbeitszeit offenbar nicht ausgeglichen, indem sie mehr Überstunden machten. Stattdessen sei die Arbeitsweise angepasst worden. So gaben sechs von zehn Mitarbeitenden an, Ablenkungen reduziert und Prozesse optimiert zu haben. Mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden gab zudem an, weniger interne Meetings durchgeführt zu haben. Außerdem setzte ein Viertel der Befragten neue digitale Tools ein, um effizienter zu arbeiten. Die verkürzte Arbeitszeit sei also kein Selbstläufer, wie Carsten Meier, Co-Initiator des Pilotprojekts und Geschäftsführer von Intraprenör, betont: "Unternehmen müssen die notwendige Veränderungsarbeit investieren, um eine Viertagewoche herauszubekommen."

Nicht jede Organisation nutzte das gleiche Modell

Von Beginn an probierten die teilnehmenden Organisationen verschiedene Arbeitszeitmodelle aus. Dies schien nötig, um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Organisationen gerecht zu werden. Dabei kamen bis zu zwölf verschiedene Modelle zum Einsatz. Die meisten Organisationen (63 Prozent), haben die Arbeitszeit weniger stark reduziert, als es das übliche 100-80-100 Modell vorsieht. Zur Erklärung: Beim 100-80-100-Modell erhalten Mitarbeitende 100 Prozent ihres Gehalts, während sie 80 Prozent der üblichen Arbeitszeit arbeiten, aber weiterhin 100 Prozent der erwarteten Arbeitsleistung erbringen. Bei fast 40 Prozent der Organisationen wurde die Viertagewoche nur mit bestimmten Mitarbeitenden oder Teams getestet statt in der ganzen Organisation.

Wie die Studienautoren mitteilten, planen mehr als 70 Prozent der teilnehmenden Organisationen, die Viertagewoche über die sechsmonatige Pilotphase hinaus fortzusetzen – entweder, indem sie die Testphase verlängern oder die Viertagewoche vollständig implementieren.


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