Die wichtigsten Punkte:
Der Lateinunterricht ist zwar schon ein paar Jahre her, aber dem geübten Ohr fällt auf: Retention, klingt nach „retenere“ – zu Deutsch: zurückhalten oder zurückbehalten. Genau darum geht es: Arbeitgeber wollen ihre Mitarbeitenden halten. Genauer gesagt: Ist von Retention Management die Rede, dann geht es um Mitarbeiterbindung. Unter Retention Management ist die strategische Planung und Umsetzung von Maßnahmen und Instrumenten zu verstehen, die darauf abzielen, Mitarbeiter:innen langfristig an das Unternehmen zu binden.
Retention Management dient in der HR-Welt dazu, mühsam rekrutierte und qualifizierte Mitarbeiter:innen mit geeigneten Maßnahmen möglichst langfristig an das Unternehmen zu binden. So stellen Unternehmen sicher, dass wichtiges „Know-how“ nicht abwandert, sondern im Unternehmen bleibt. Zudem zeigt die Praxis, dass die Mitarbeiter:innen dank Retention-Management-Initiativen auch deutlich motivierter und engagierter bei der Sache sind.
Doch die Realität zeigt, dass sich nur wenige Unternehmen genau darüber Gedanken machen. Dabei lohnt sich die Investition im Bereich Retention Management – die Wettbewerbsvorteile liegen auf der Hand!
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, […]!“ – so steht es schon in Schillers‘ Lied von der Glocke. Auch fernab der Liebe und Poesie geht es um Prüfen, Abwägen und das Hin- und hergerissen sein. Arbeitgeber sollten genau dann hellhörig werden, denn die Gründe, dass Beschäftigte sich ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen, können rationaler, habitueller, normativer und emotionaler Natur sein. Mitarbeiterbindung findet also auf vier Ebenen statt:
Damit ein:e Mitarbeiter:in langfristig im Unternehmen bleibt, spielt seine:ihre Zufriedenheit im Job und die emotionale Bindung ans Unternehmen eine wesentliche Rolle. Je zufriedener er:sie ist, desto engagierter bringt er:sie sich ein und desto länger ist oft die Unternehmenszugehörigkeit. Eigentlich keine große Überraschung, doch wie gelingt Retention Management in der Praxis?
1. Analyse der aktuellen Situation:
Zunächst wird die aktuelle Situation im Unternehmen untersucht. Dabei werden insbesondere die Mitarbeiterfluktuation und Mitarbeiterzufriedenheit analysiert, sowie Feedback und bisherige Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung eingeholt bzw. ermittelt.
2. Ermittlung der Gründe der Mitarbeiterfluktuation:
Um die Hauptursachen der Mitarbeiterfluktuation bzw. -unzufriedenheit zu ermitteln, können Mitarbeiterbefragungen durchgeführt werden. Mögliche Gründe könnten mangelnde Anerkennung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder schlechte Work-Life-Balance sein.
3. Zielsetzung:
In einem nächsten Schritt sollten klare Ziele definiert werden, die auf den identifizierten Problemen und den langfristigen Zielen des Unternehmens basieren.
4. Entwicklung einer Retention-Strategie:
Basierend auf den analysierten Daten und Zielen kann eine Retention-Management-Strategie entwickelt werden. Dabei sollten verschiedene Aspekte wie Vergütung, Anerkennung, Entwicklungsmöglichkeiten, Work-Life-Balance und Unternehmenskultur berücksichtigt werden.
5. Kommunikation und Schulung:
Schulungen können dabei helfen, das Bewusstsein für die Mitarbeiterbindung zu schärfen und Führungskräfte im Umgang mit ihren Teams zu stärken.
6. Implementierung von Maßnahmen:
Die geplanten Maßnahmen müssen entsprechend umgesetzt werden. Dies können konkrete Programme zur Anerkennung und Belohnung, Weiterbildungsinitiativen, flexible Arbeitsregelungen, Verbesserungen der Unternehmenskultur o. Ä. sein.
7. Feedback und Evaluation: Um die Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen zu prüfen, kann regelmäßig Feedback von Mitarbeiter:innen und Führungskräften eingeholt und evaluiert werden.
8. Kontinuierliche Verbesserung: Das gesammelte Feedback und die Ergebnisse der Evaluation, dienen als Grundlage, um die Retention-Strategie kontinuierlich zu verbessern.
Retention-Management-Programme sollten neben den üblichen monetären Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung wie z. B. Sozialleistungen, Sport- und Wohlfühlangebote vor allem die nicht monetären Maßnahmen in den Fokus rücken. Verbreitet ist hier das 6-Säulen-Modell:
Maßnahmen rund um eine positive Arbeitsatmosphäre und -umgebung. Dazu zählen z. B.:
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Arbeitsatmosphäre:
Hier stehen gemeinsame Werte, soziale Verantwortung und transparente Kommunikation im Vordergrund, z. B.:
Weitere Maßnahmen zur Förderung von Kultur und Kommunikation:
Hier steht die persönliche und fachliche Weiterentwicklung der Beschäftigten im Fokus.
Weitere Maßnahmen zur Förderung von Entwicklung und Weiterbildung:
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass Beschäftigte leistungsfähig und ausgeglichen sind. Krankheitstage, Stress und Überforderung sollen so vermieden werden. Maßnahmen sind z. B.:
Maßnahmen, die eine positive öffentliche und interne Wahrnehmung des Arbeitgebers stärken.
Effektives Onboarding: Ein umfassendes Onboarding, z. B. mit einer Onboarding-App, ist entscheidend, um neue Mitarbeiter:innen erfolgreich zu integrieren und ihre Bindung zum Unternehmen zu stärken. Dazu gehören eine strukturierte Einführung in Unternehmenskultur, Werte, Struktur und Prozesse, die Zuweisung eines Buddys, die Vorstellung des Teams und eine klare Darstellung der Erwartungen und Ziele.
Mit einer Onboarding-App lassen sich individuelle Onboarding-Journeys effizient, ansprechend und nachhaltig gestalten.
Maßnahmen rund um die Vergütung und zusätzliche Vorteile für die Beschäftigten, z. B.:
Mit einem strategischen Retention Management wollen Unternehmen Ihre Beschäftigten langfristig an sich binden. Dafür setzen sie Maßnahmen ein, die die Zufriedenheit der Beschäftigten im und rund um den Job erhöhen.
Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung lassen sich in sechs Bereiche aufteilen:
Einzelne Maßnahmen sind z. B.
Unternehmen sollten sich aktiv damit auseinandersetzen, warum Beschäftigte das Unternehmen verlassen, die Gründe in den Fokus nehmen und gegensteuern. Ursachen für Fluktuation sind z. B. mangelnde Anerkennung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder schlechte Work-Life-Balance. Auf Basis der Unternehmensziele und interner Analysen sollte eine Strategie für das Retention Management definiert und umgesetzt werden.Auch die Führungskräfte spielen eine Rolle – ihr Bewusstsein für Mitarbeiterbindung sollte gestärkt werden.
Alexandra Carlesso arbeitet als Content Marketing Managerin in der Haufe Group. Mit ihrem Fachwissen rund um Themen wie HR-Management, Digitale Personalakte, New Work, Onboarding und den HR-Chatbot erstellt sie unterschiedliche digitale Medienformate – passend zugeschnitten für alle, die sich mit Personalarbeit beschäftigen.