ESG-Reporting: Die Rolle des Facility Managements

Das Asset Management hat großen Einfluss darauf, dass Immobilienbetreiber ihre ESG-Ziele erreichen. Beim ESG-Reporting und der Umsetzung kurzfristig wirksamer Schritte für den nachhaltigen Gebäudebetrieb gewinnen laut Lünendonk-Studie 2022 jedoch Facility Manager zunehmend an Bedeutung.

Welche Rolle das Facility Management bereits in Bezug auf die ESG-Reporting-Ziele spielt und welche Rolle es in Zukunft einnehmen könnte, damit beschäftigt sich eine Studie von Lünendonk & Hossenfelder in Zusammenarbeit mit der Brancheninitiative "FM – Die Möglichmacher". Ein Fazit lautet: Das Facility Management hat durch die ESG-Regulatorik deutlich an Bedeutung gewonnen – mehr als in der Vergangenheit durch andere Entwicklungen.

"Derzeit stehen bei Betreibern von Bestandsgebäuden Maßnahmen im Mittelpunkt, die für eine Transparenz des CO2-Fußabdrucks sorgen, schnell umsetzbar sind und geringe Investitionen erfordern", teilen die Studienautoren mit. Das Facility Management werde hier auch von Akteuren in der Immobilienwirtschaft als Schlüsselpartner gesehen, die bisher wenig mit dem operativen Immobilienbetrieb zu tun hatten, beispielsweise Asset Manager.

Datenbasis für das ESG-Reporting hat Priorität

Mit der ESG-Regulierung sind die Betreiber gezwungen, Daten zu erheben und die Nachhaltigkeits-Performance der Immobilien zu verbessern. Das Facility Management (FM) sei ein wichtiger Ansprechpartner, heißt es in der Studie. Vor allem Multidienstleister, die komplexe Immobilienportfolios bewirtschaften und datenseitig abbilden können, sind gefragt. Der Branche kommt demnach zugute, dass bereits seit vielen Jahren ein umweltfreundlicher Immobilienbetrieb angeboten wird, etablierte Branchenstandards wie etwa die Richtlinien GEFMA 160 (Nachhaltigkeit im FM) und 162 (Carbon Management im FM) seien eine wichtige Grundlage.

Für die analysierten Unternehmen hat der Studie zufolge neben der Schaffung einer Datengrundlage für das Reporting der nicht-finanziellen Kennzahlen und dem Messen von Entwicklungen zur verantwortlichen Unternehmensführung vor allem die Optimierung der Gebäudebewirtschaftung inklusive Anlagensteuerung Priorität. Neben den regulatorischen Vorgaben und dem Bedürfnis vieler Studienteilnehmer, eine nachhaltige Unternehmensführung nachzuweisen, spielen die deutlich gestiegenen Energiepreise eine wesentliche Rolle.

ESG-Strategie: 8 von 10 Unternehmen setzen auf externe Partner

Die Immobilienbetreiber konzentrieren sich dabei auf eine ESG-Strategieentwicklung sowie im Austausch mit Partnern auf die Auswahl der mit Vorrang umzusetzenden Maßnahmen. Die operative Umsetzung plant nur eine Minderheit in Eigenleistung: Acht von zehn Unternehmen setzen auf externe Partner, darunter vor allem Facility-Service-Unternehmen. Ebenfalls 80 Prozent der Studienteilnehmer sind nach eigenen Angaben auch bereit, für technische Facility Services einen höheren Preis als bisher zu zahlen, wenn die erbrachten Dienstleistungen verbindlich die ESG-Ziele des eigenen Unternehmens unterstützen.

Die Interviews lassen aber auch erkennen, dass sich Investoren und operatives FM besser kennenlernen müssen, um effektiv zusammenzuarbeiten. Die kennzahlengetriebenen und renditeorientierten Betreiber sollten aktiver auf externe Dienstleister zugehen und ihre Anforderungen kommunizieren. Das Facility Management müsste wiederum die Anforderungen der Investoren besser verstehen und bedienen lernen, zeigt die Umfrage. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer wünscht sich akzeptierte Standards.

Die Analysen zeigen, dass es für ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement zentral ist, technische Lösungen und ein Betriebskonzept eng miteinander zu verzahnen.

Bringt die ESG-Reporting-Pflicht die Digitalisierung voran?

Die Studie von Lünendonk & Hossenfelder und "FM – Die Möglichmacher" zeigt, dass viele Immobilienbetreiber offen sind für beratende Impulse von FM-Dienstleistern. Beratungshäuser und Auftraggeber sprechen dem Facility Management eine Objektkenntnis in der Tiefe zu, dabei wird das Thema Daten entscheidender.

Durch die Pflicht zum ESG-Reporting könnte laut Studie die Digitalisierung der Immobilienbewirtschaftung endgültig zum Durchbruch kommen. An dieser Stelle würde eine standardisierte Datenstruktur zum Mehrwert: Welche Maßnahmen bringen tatsächlich welchen Effekt? Wie wird sich eine Betriebsoptimierung der Heizung auf den CO2-Fußabdruck auswirken? Als Resümee dieser Analyse bleibt, dass das Facility Management als Disziplin und die externen Dienstleister in enger Zusammenarbeit mit der FM- und Real-Estate-Abteilung des Auftraggebers einen wesentlichen Wertbeitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Kundenunternehmen leisten.

"Den Facility-Service-Unternehmen kommt die hohe Kompetenz im technischen und infrastrukturellen Gebäudebetrieb zugute. Sie werden aufgrund der aktuellen Herausforderungen der Immobilienbetreiber zu gefragten Lösungspartnern", kommentiert Lünendonk-Partner und Studienautor Thomas Ball die Ergebnisse. Für die Zukunft dürften demnach Reporting-Standards, eine gemeinsame Sprache und gegenseitiges Verständnis ebenso relevant werden wie die Bereitschaft, Risiken einzugehen und in Digitalisierung zu investieren. "Dem akuten Personalmangel lässt sich nur mit Technik und einer attraktiven Vergütung begegnen", sagt Ball.

Lünendonk-Studie 2022

Die Lünendonk-Studie 2022 "ESG: Aktueller und künftiger Wertbeitrag des Facility Managements" wurde am 14.11.2022 im Rahmen einer Fachveranstaltung in München der Öffentlichkeit vorgestellt. Geführt wurden 41 Tiefeninterviews mit Immobilieninvestoren, Corporates und Beratungshäusern. Die Studie beschäftigt sich mit der Bedeutung von ESG in der Immobilienwirtschaft und der Identifikation sowie der Umsetzung entsprechender Maßnahmen, um die gesetzten ESG-Ziele zu erreichen.

Lünendonk-Studie "ESG: Aktueller und künftiger Wertbeitrag des Facility Managements"


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