Arbeitswelten: Interview mit Aareon-CPO Ernesto Marinelli

Geht es um Arbeitswelten, wird meist über Organisationsstrukturen, Arbeitsprozessen oder Personalkapazitäten gepsprochen –Kern sind aber vor allem die Menschen. Die Aareon AG unterstreicht das mit einem neuen Vorstandsressort: Ein Gespräch mit Chief People Officer Dr. Ernesto Marinelli.

Herr Marinelli, Sie sind Chief People Officer bei Aareon – ein eigenes Vorstandsressort, in dem es "nur" um Menschen geht. Warum die hohe Gewichtung?

Dr. Ernesto Marinelli: Es geht vor allem um Menschen. Wir bewegen uns in einem People Business. Menschen arbeiten mit Menschen zusammen und entwickeln Produkte – in unserem Fall Software –, die anderen Menschen – unseren Kunden sowie weiteren Stakeholdern – das Tagesgeschäft erleichtern. Kurzum: Letztlich sind es die Menschen bei Aareon, die das Geschäftsmodell mit Leben erfüllen, die Mehrwerte für unsere Kunden schaffen und für den Unternehmenserfolg verantwortlich sind.

Welches sind Ihre Schwerpunkte als Chief People Officer?

Ich lege großen Wert auf eine transparente und inspirierende Arbeitswelt, in der alle mit viel Leidenschaft und Neugierde zusammenarbeiten. Wenn wir Freude und Spaß bei der Arbeit haben, sind wir auch erfolgreicher. Man bedenke nur, wie viel Zeit wir im Leben mit dem Beruf verbringen. Da sollte das Umfeld grundsätzlich stimmen. Mich macht es zum Beispiel glücklich, wenn ich als Chief People Officer eine Umgebung unterstütze, in der Menschen in ihrer Persönlichkeit wachsen können. Dafür ist ein vertrauensvolles Umfeld entscheidend.

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Resilienz für den innovativen Erfolg

Ist Vertrauen nicht selbstverständlich bei der Arbeit?

Das sollte es sein. Aber ist es das wirklich? Haben wir das Gefühl, dass wir auch kritische Aspekte äußern und so sein können, wie wir sind? Ein vetrauensvolles Umfeld muss von Offenheit, Toleranz und einem respektvollen Umgang geprägt sein. Nur dann fördert es Authentizität. Diversität ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Dann können wir uns in unserer Persönlichkeit weiterentwickeln. Gleichzeitig schaffen wir durch gegenseitige Inspiration und Kreativität zukunftsorientierte Innovationen und können so gemeinsam das Unternehmen auf eine neue Evolutionsstufe heben.

Sie sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne von der Bedeutung einer resilienten Organisation. Was meinen Sie damit?

Lassen Sie mich zunächst kurz auf den Begriff "Resilienz" eingehen. Das Wort stammt aus dem Lateinischen "resilire" und wird mit zurückspringen und abprallen übersetzt. Das trifft es ganz gut. Eine resiliente Organisation ist widerstandsfähig, immer für die nächste Evolution bereit und lernt stetig hinzu. Gerade in einer sich dauernd verändernden Welt ist das enorm wichtig. Organisationen und damit die Menschen in den Organisationen müssen ständig weiter dazulernen – in diesem Zusammenhang sprechen wir auch von lebenslangem Lernen. Wenn wir nicht dazulernen, werden wir irgendwann nicht mehr verstehen, was um uns herum passiert. Das haben gerade im Zuge der digitalen Transformation schon manche Unternehmen schmerzlich erfahren müssen. Eine resiliente Organisation ist in der Konsequenz wichtig, um innovativ den Erfolg von morgen zu sichern.

Ich will noch mal den Aspekt der Widerstandsfähigkeit aufgreifen, der mit Resilienz verbunden ist. Als Menschen sind wir widerstandsfähig, wenn unser Immunsystem gestärkt ist. Wie übertragen Sie das auf die Arbeitswelt?

Dieser Vergleich passt schon sehr gut. Einfach ausgedrückt: Menschen haut so schnell nichts um. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es einem körperlich und mental gesundheitlich gut geht. Hier sind Unternehmen in der Verantwortung, den Rahmen zu schaffen: Stichworte sind Work-Life-Balance, Gesundheitsaktionen, aber auch einfach mehr Tipps für einen besseren Ausgleich zur Arbeit – und sicher auch das bereits angesprochene vertrauensvolle Arbeitsumfeld.

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Digitalisierung und neue Arbeitswelt

Was ist mit dem digitalen Transformationsprozess: Welche Rolle spielt er in einer Arbeitswelt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt?

Auf den Arbeitsalltag bezogen heißt das, dass digitale Lösungen uns in der Bewältigung von Aufgaben helfen – sie sollen das Leben einfacher machen. Im Zuge des demografischen Wandels und dem damit verbundenen Fachkräftemangel ist das erfolgskritisch, denn oftmals lassen sich gar nicht mehr alle Stellen so einfach besetzen. Wenn es uns gelingt, Routineprozesse zu digitalisieren oder dass Mitarbeitende von den Systemen auf mögliche Fehler bei der Arbeit hingewiesen werden, ist da zum einen eine Erleichterung, zum anderen können die Kapazitäten für komplexere Aufgaben genutzt werden. Für Aareon ist es wichtig, Software gemeinsam mit den Kunden zu entwickeln, damit sie den Anwendern wirklichen Mehrwert stiftet.

Die vergangenen zwei Jahre der Pandemie haben im Ergebnis zu einer hybriden Arbeitswelt geführt. Wie schätzen Sie diesen Trend ein. Werden die Menschen in die Bürogebäude zurückkehren?

Im Grunde haben wir gemeinschaftlich sehr schnell gelernt, in weiten Teilen mobil zu arbeiten. Es ist schon toll, was alles auf Distanz möglich war und ist. Auch hier hat die Digitalisierung einen zentralen Beitrag geleistet. Man stelle sich eine solche Pandemie nur mal zwei bis drei Jahrzehnte früher vor. Die Arbeitswelt ist nicht mehr die, die sie vor der Pandemie war – und das wird sie auch nicht mehr. Es wird in vielen Bereichen bei einer hybriden Arbeitswelt bleiben. Auf der anderen Seite ist der Mensch ein soziales Wesen und schätzt den persönlichen Austausch. Und so viel mit virtuellen Formaten auch möglich ist, sie stoßen auch an ihre Grenzen. Um gemeinsam zu brainstormen und Dinge zu entwickeln, sind persönliche Treffen sehr nutzbringend. Das bedeutet eine Veränderung für die Nutzung von Bürogebäuden und für das Angebot für die Mitarbeitenden. Grundsätzlich wird es aber bei der deutlich höheren Flexibilität bleiben, in der Mitarbeitende den Rahmen finden, in dem sie Leistung bestmöglich erbringen können.

Wie ist Ihr Fazit mit Blick auf die Zukunft der Arbeitswelt?

Nie war die Flexibilität höher, die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben besser. Auch die Kultur hat sich in vielen Unternehmen geändert. Selbst wenn die Krawatte nur eine Äußerlichkeit ist, sieht man doch, dass wir in den Unternehmen lockerer und informeller geworden sind. Das wirkt sich auf die Unternehmenskultur und das Miteinander positiv aus. Gestaltung und Nutzung von Bürogebäuden spiegeln das ebenfalls wider. Kollaboration, Austausch, Inspiration und eine Wohlfühlatmosphäre sind hier im Trend. Es geht um den gemeinsamen Spaß und Erfolg bei der Arbeit – das ist sehr positiv!


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