Ein klimaneutraler Gebäudesektor – schöne neue Welt?
Stellen wir uns vor, wir sind im Jahr 2045 – das Jahr, in dem Deutschland klimaneutral sein will. Vor 24 Jahren erlebte die Bundesrepublik eine Zeitenwende.
Nach 16 Jahren Unions-geführter Bundesregierungen kamen die Oppositionsparteien zum Zug. SPD – gut, sie war im Wahljahr 2021 keine Oppositionspartei, aber sonderlich groß war sie auch nicht (mehr) –, Grüne und FDP hatten sich nichts weniger als die Rettung der Welt vorgenommen und viele Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Gebäudesektor klimaneutral zu machen: Unter anderem umfassende Förderungen für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, ein Gebäudeenergiegesetz (GEG), das den Einsatz erneuerbarer Energien verbindlich vorgibt sowie die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses für den gesamten Gebäudelebenszyklus.
Die Maßnahmen konnten natürlich sozial verträglich und dank Standardisierung und Entbürokratisierung auch für die Immobilienwirtschaft ohne horrende Extrakosten gestemmt werden, klar.
Utopie der Immobilienwirtschaft
Die Maßnahmen der Ampel-Koalition von 2021/2022 waren nur der Anfang eines klimaneutralen Umbaus der Immobilienwirtschaft. Die Branche hat es seither tatsächlich geschafft, entsprechend der Zielvorgaben der Bundesregierung bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein – was sind wir stolz!
Die Bestände der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sind restlos in Top-Zustand, energetisch auf dem neuesten Stand, ausgestattet mit einer Solaranlage auf dem Dach oder an der Fassade, die den Energiebedarf des Gebäudes und der Mieter deckt, mit üppigen Grünflächen, die für ein angenehmes Stadtklima sorgen und mit Mieten von sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter auch noch bezahlbar.
Jeder Mensch in Deutschland hat ein Dach über dem Kopf, im Sommer eine kühle, im Winter eine angenehm warme Wohnung, für die er oder sie nur überschaubare Heizkosten zahlen muss – denn die Vermieter haben gut gedämmt und das mit dem CO2-Preis hat sich wegen der erneuerbaren Energien ja auch erledigt.
Klimaneutrale Baustoffe
Trotzdem wird eifrig gebaut, denn nicht alle Bestandsgebäude konnten so umfassend modernisiert und saniert werden. Sie müssen abgerissen werden, doch im Jahr 2045 ist das kein Problem! Stück für Stück werden Dach, Fassaden, Wände, Dämmung und Böden abgetragen, fein säuberlich nach Material sortiert und dokumentiert. Während dieser Arbeiten wird schon mittels BIM und KI der Neubau geplant, die einzusetzenden – natürlich recycelten – Materialien wiederaufbereitet. Die Baugenehmigung wurde selbstverständlich digital erteilt, und das schon nach kurzer Prüfung. Sobald also das Baufeld wieder baureif ist, kann sofort losgelegt werden, ohne Flächen-, Ressourcen- und übermäßigen Kapitalverbrauch.
Gebaut wird nicht mehr mit teurem und klimaschädlichem Beton, der in der Herstellung massiv CO2 ausstößt. Es kommen vermehrt Holz, Lehm oder Hanf und, ja, sogar Pilze zum Einsatz. Diese Stoffe sind nachwachsende Rohstoffe, die zumindest im Fall von Holz und Hanf sogar das CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern – ideale Luftfilter, um die verschmutzte Erde von all dem Dreck in der Luft zu befreien. Gleichzeitig sorgen die nachwachsenden Rohstoffe für ein optimales Raumklima in rundum nachhaltig gebauten und betriebenen Gebäuden, die zudem den Geldbeutel von Mieter und Vermieter schonen und ganz nebenbei die Welt ein großes Stück besser machen.
Die Wohnhäuser sind im Jahr 2045 autarke Energiewerke, die nicht nur über die Sonne Energie produzieren, sondern ganz nebenbei die Luft flächendeckend filtern, das aufgenommene und gespeicherte CO2 wieder in Energie umwandeln und die überschüssige Energie mit den Gebäuden in der Nachbarschaft teilen. Hurra, es braucht keine Energieversorger mehr und die Preise bleiben stabil!
Die Mobilität findet nur noch über autonome und klimaneutrale Busse, Bahnen und Flugtaxis statt, großflächige Parkplätze oder Tiefgaragen in jedem Wohnhaus brauchen wir nicht mehr. Auf den Dächern der Städte gibt es flächendeckend Grünanlagen, wir leben quasi doppelstöckig mit urbanen Räumen unten und grünen Oasen oben. Und den Bienen geht es auch wieder gut ...
… wäre das nicht eine schöne neue Welt?
Falls wir 2021 doch versagt und die Erde in den Ruin getrieben haben, bleiben uns zum Glück noch andere Planeten, die wir inzwischen besiedeln können. Vielleicht machen wir es dort besser.
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