Lernkultur in Unternehmen

In einer Welt, die sich ständig verändert, ist kontinuierliches Lernen unerlässlich. Unternehmen sollten deshalb ihre Mitarbeitenden nicht nur zu Schulungen und Fortbildungen schicken, sondern auch eine Lernkultur etablieren und fördern.

Vor ein paar Jahrzehnten war es das Internet, jetzt ist es Künstliche Intelligenz: In immer kürzer werdenden Abständen stellen neue Technologien unsere Welt auf den Kopf und bewirken auch im Arbeitsalltag radikale Veränderungen. Neue Berufsbilder entstehen, während andere verschwinden, neue Skills und Kompetenzen werden dringend gebraucht. Damit Unternehmen mithalten können, müssen sie dafür sorgen, dass ihre Mitarbeitenden fit für die Herausforderungen der Zukunft sind. Damit das gelingt, sollte lebenslanges Lernen Teil der Unternehmenskultur werden.





Was ist eine Lernkultur? 

Eine Lernkultur besteht, wenn Unternehmen ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln und ihnen die dazu benötigten Werkzeuge zur Verfügung stellen. Das können formelle Weiterbildungen, Schulungen und Coachings sein, aber auch Bücher, der Zugang zu E-Learning-Plattformen oder die Möglichkeit zur Teilnahme an Konferenzen. Außerdem gehört es zur einer Lernkultur dazu, dass auch informelle Lernprozesse gefördert werden, etwa der Wissensaustausch zwischen Kolleginnen und Kollegen oder die Option, in einem sicheren Raum praktische Erfahrungen zu sammeln und auch Fehler als Lernmöglichkeiten zu betrachten.

In Unternehmen mit starker Lernkultur ist ein Growth Mindset – also die Idee, dass wir uns alle stetig weiterentwickeln und verbessern können – ein grundlegender Wert. Sie betrachten kontinuierliches Lernen damit als wichtigen Teil des Arbeitsalltags.

Lesetipp: Mit dem "Growth Mindset" Herausforderungen meistern

Welche Lernkulturen gibt es?

Lernkulturen gibt es in verschiedenen Ausprägungen und Formen. Grundsätzlich lassen sich vier Haupttypen unterscheiden, die in der Praxis oft gemischt auftreten:

  1. Die instruktionsorientierte Lernkultur ist stark strukturiert und formell. Lernen findet meist in geplanten Schulungen, Seminaren und E-Learning-Kursen statt. Die Verantwortung für den Lernerfolg liegt primär bei den externen oder internen Dozentinnen und Trainern und der Personalabteilung, welche die Lerninhalte bereitstellt. Diese Lernkultur ist vor allem in traditionellen Unternehmen häufig anzutreffen.
  2. In der kooperativen Lernkultur findet lernen überwiegend informell statt, zum Beispiel durch gemeinsames Arbeiten an Projekten, Peer-Learning oder Mentoring. Regelmäßige Teammeetings, Workshops oder interne Wissensdatenbanken fördern den Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitenden. Diese Lernkultur eignet sich besonders für Unternehmen, die auf Teamarbeit und kollektives Wissen Wert legen.
  3. Die selbstgesteuerte Lernkultur ermutigt Mitarbeitende dazu, eigenständig zu lernen und ihre Erkenntnisse im Unternehmen zu teilen. Sie sind selbst dafür verantwortlich, ihre Lernziele zu definieren, die entsprechenden Ressourcen zu finden und sich neues Wissen anzueignen. Ihr Arbeitgeber unterstützt sie dabei, indem er etwa den Zugang zu E-Learning-Portalen, Büchern oder Konferenzen ermöglicht. (Lesen Sie dazu: So funktioniert selbstgesteuertes Lernen im Unternehmen).
  4. Eine innovative Lernkultur findet man häufig in Unternehmen, die in schnelllebigen, technologiegetriebenen Branchen tätig sind und ständig nach neuen Ideen und Lösungen suchen müssen. Sie ermutigen ihre Mitarbeitenden, zu experimentieren und Risiken einzugehen. Fehler werden nicht als Misserfolg, sondern als wertvolle Lernchance betrachtet. Unternehmen mit einer innovativen Lernkultur bieten oft Freiräume für kreative Projekte, Hackathons oder Innovationsworkshops.

Wie etabliert man eine Lernkultur im Unternehmen?

Unternehmen, die eine Lernkultur etablieren möchten, sollten zunächst eine klare Vision entwickeln: Welche Art von Lernkultur wollen sie fördern und was sind ihre Ziele? Die Lernkultur sollte zu den Unternehmenswerten passen; ein innovationsgetriebenes Unternehmen setzt beispielsweise eher auf eine selbstgesteuerte und innovative Lernkultur als auf rein formelle Schulungen. Anschließend ist es wichtig, Vision und Werte klar kommunizieren, sodass alle Mitarbeitenden ein gemeinsames Verständnis von der Bedeutung des Lernens entwickeln. Führungskräfte sollten dabei als Vorbild vorangehen und das Lernen aktiv fördern – indem sie sich selbst weiterbilden, Feedback geben, eine offene Fehlerkultur pflegen und die individuellen Lernbedürfnisse ihrer Mitarbeitenden unterstützen.

Um eine Lernkultur nachhaltig zu etablieren, müssen Unternehmen zudem entsprechende Strukturen und Prozesse schaffen. Dafür können sie regelmäßige Schulungen, Workshops oder Mentoring-Programme einführen und E-Learning-Plattformen, Wissensdatenbanken oder kollaborative Software bereitstellen, um den Zugang zu Wissen erleichtern und den Austausch fördern. Mitarbeitende sollten innerhalb ihrer Arbeitszeit Freiräume zum Lernen bekommen.

Ebenso entscheidend ist es, dass die Mitarbeitenden regelmäßig die Möglichkeiten haben, Feedback zu geben und zu erhalten, um ihren Lernfortschritt zu bewerten und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Unternehmen können hierfür formelle Feedback-Prozesse implementieren oder informelle Austauschformate wie Retrospektiven oder Lernzirkel etablieren. Lernerfolge sollten im Team und im Unternehmen Anerkennung und Sichtbarkeit finden und die Mitarbeitenden sollten das neu erworbene Wissen möglichst bald anwenden und teilen können.

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Eine positive Lernkultur bedeutet auch Freude am Lernen

Schlussendlich ist auch etwas Geduld gefragt: Eine Lernkultur im Unternehmen zu verankern, ist ein langfristiger Prozess, der kontinuierliche Pflege und Anpassung erfordert. Dabei sollten Unternehmen darauf achten, dass Lernen auch Spaß machen darf und soll. Führungskräfte sollten ihren Teams diese Freude vorleben. Denn Neues zu lernen, hält Menschen lebendig und motiviert – und eine Belegschaft, die gerne Neues lernt, macht ihr Unternehmen fit für die Zukunft.