War for Talents

War for Talents (oder Kampf um die besten Köpfe) steht für den schärfer werdenden Kampf der Unternehmen um Nachwuchs und die besten Talente. Dabei spielen neben rein materiellen Anreizen zunehmend auch immaterielle Werte wie die Work-Life-Balance oder das Image der Arbeitgeber-Marke eine bedeutende Rolle.





War for Talents: Definition

„War for Talents“ (dtsch. Kampf um die besten Köpfe) als Folge des Fachkräftemangels bezeichnet den sich verschärfenden Wettbewerb von Privatunternehmen, staatlichen Stellen und wissenschaftlichen Organisationen um talentierte, gut vorgebildete und sozial kompetenten Auszubildende und Nachwuchskräfte in Handwerk, Gewerbe, Industrie, Forschung und Dienstleistungsbranche. Der Begriff ‚War for Talents‘ wurde zum ersten Mal im Jahr 1997 in einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey verwendet: Damals beschrieb der Autor Steven Hankin damit die sich verschärfenden Probleme von Unternehmen, geeignetes qualifiziertes Personal zu finden. Um freie Stellen passend zu besetzen, fände ein Kampf zwischen den Unternehmen um die besten Nachwuchskräfte, die sogenannten High Potentials, statt. Der Kampf um geeignete Bewerber wird allerdings je nach Branche, Unternehmensgröße, Grad der Spezialisierung und regionaler, nationaler oder globaler Ausrichtung mit unterschiedlicher Intensität betrieben.

War for Talents: Empoyer Branding – Arbeitgeber-Marketing als neue Aufgabe

Dennoch gibt es heute kaum noch ein Unternehmen, das nicht von Fachkräfteengpässen betroffen ist. Der War for Talents wird dabei längst nicht mehr wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur um Ingenieure oder ITler geführt. Für rund zwei Drittel der offenen Stellen werden mittlerweile Fachkräfte mit Berufsausbildung gesucht – seien es Handwerker, Altenpfleger oder Mechatroniker. Im Konkurrenzkampf um geeigneten Nachwuchs und gutausgebildete Nachwuchskräfte müssen Unternehmen, aber auch staatliche Betriebe und Verwaltungen oder wissenschaftliche Einrichtungen sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren (Employer Branding, Arbeitgeber-Marketing). Neben Qualität und Tiefe der Ausbildung, relevanten Weiter- und Fortbildungsangeboten und den materiellen Rahmenbedingungen spielen zunehmend auch immaterielle Aspekte, wie das Arbeitgeber-Image, die Bandbreite der freiwilligen Sozialleistungen, Angebote der Work-Life-Balance und individuelle Selbstverwirklichungs- und Aufstiegsperspektiven für potenzielle Bewerber eine gewichtige Rolle.

War for Talents: Demografischer Wandel verschärft den Fachkräftemangel

Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ist vor allem durch eine deutliche Alterung der Gesellschaft geprägt. Der Altenquotient, also das Verhältnis zwischen Rentnern und Erwerbstätigen, könnte als Folge dieses demografischen Wandels im Jahr 2060 etwa das Anderthalbfache bis Doppelte des heutigen Werts betragen. Der jahrzehntelange Rückgang der Geburtenrate in Deutschland, die erst seit 2009 wieder leicht ansteigt, und der Mangel an qualifizierter Zuwanderung können diese Entwicklung nicht ausgleichen. Durch fehlenden Nachwuchs sind in vielen Branchen personelle Engpässe entstanden, die mit auch mit steigender Lebensarbeitszeit nicht ausgeglichen werden können. Die zunehmende Spezialisierung, Anforderungen durch die Digitalisierung, der rasante technologische Wandel und der zunehmend globalisierte Wettbewerb verstärken diesen Trend zusätzlich.

War for Talents: Quartärer Sektor wird immer wichtiger

Neben dem demografischen Wandel verschärft auch die Verschiebung der Produktionsbedingungen in Deutschland den Fachkräftemarkt. Der primäre Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Bergbau) und der sekundären Sektor (Industrie und Gewerbe) verlieren zunehmend an Bedeutung für die Volkswirtschaft, während der tertiäre (Dienstleistungen) und vor allem der quartäre Sektor in den Industrie- und Hochtechnologiestaaten wachsen. Zum quartären Sektor zählen insbesondere alle Tätigkeiten und Dienstleistungen für Beratung (Ingenieure, Rechtsanwälte, Wirtschafts- und Steuerberater, Heil- und Erziehungsberufe), die klassischen IT-Dienstleistungen, Hochtechnologie (High Tech wie Nanotechnologie, Biotechnologie u.a.) und die Kommunikationstechnik. Daneben unterscheidet man noch den Quintärsektor, der für die Entsorgungswirtschaft verwendet wird (Müllabfuhr, Schrottplätze, Kläranlagen und Recyclinganlagen u.a.).

War for Talents: Wettbewerbsfaktoren für Nachwuchstalente

Der War for Talents hat inzwischen dazu geführt, dass nicht mehr nur, wie auf dem klassischen Stellenmarkt, Firmen Mitarbeiter suchen oder kontaktieren, sondern Nachwuchskräfte angesichts des breiten Stellenangebots ihrerseits gezielt nach Unternehmen ihrer Wahl suchen. Arbeitgeber-Bewertungsbörsen im Internet und Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn verstärken diesen Trend noch. Neben einem attraktiven Gehalt und zusätzlichen Benefits stehen für High Potentials und qualifizierte Nachwuchskräfte vor mehr Zeit für die Familie, flexible Arbeitszeitmodelle und eine ausgewogene Work-Life-Balance ganz oben auf der Wunschliste für den neuen Job, haben aktuelle Befragungen ergeben.